Ein Traummann zum verzweifeln
dann schon.«
Ihr Weinglas verharrte mitten auf dem Weg zu ihren Lippen in der Luft. Sie sah ihn leicht verärgert an. »Hierher zu kommen war doch deine Idee.«
»Ich weiß. Ich hatte nur ganz vergessen, wie schnell ich bei solchen Veranstaltungen Klaustrophobie bekomme.«
Sie musterte ihn mit ihren schönen blauen Augen, und er wurde verlegen. Er hätte sich am liebsten weggedreht. Um zu verbergen, dass er sich gerade wieder einmal wie ein Zwölfjähriger fühlte, der von der Schuldirektorin bei einer unerlaubten Handlung erwischt worden war, verzog er leicht den Mund, erhob sein Weinglas und witzelte: »Okay, ich gebe zu, dass sie hier anständigen Wein servieren. Aber haben all diese Leute hier eigentlich nichts Besseres zu tun, als einem Mann zu huldigen, der schon bis in alle Ewigkeit abgefeiert worden ist?«
»Ich dachte, du magst J. Fitzgerald.«
»Er ist schon in Ordnung. Aber findest du sein ständiges Bedürfnis nach Bewunderung nicht einen Tick zu narzisstisch?«
»Du meine Güte, Reid, er will eben diesen Botschafterposten. Er will, dass sein Name in den Zeitungen steht, damit der Kongress bis zur Ernennung auch ja nicht vergisst, dass es ihn gibt.«
»Du hast sicher Recht.« Insgeheim räumte er ein, dass er seine Haltung doch ein bisschen korrigieren müsste. Wie Mo ganz richtig gesagt hatte, war es seine Idee gewesen, heute Abend hierher zu kommen – und er hatte schließlich etwas ganz Bestimmtes im Sinn, als er den Vorschlag machte. Sicher, wenn er sich so umsah, dann tummelten sich hier nach seinem Geschmack viel zu viele überprivilegierte Leute. Aber das hatte er vorher gewusst, und deshalb war es Zeit, sich damit abzufinden und sich darum zu kümmern, wie er den wohlgeformten Hintern seiner Frau retten konnte.
»Hallo, alter Knabe.«
Sieh an. Wie aufs Stichwort, dachte er, als Sheldon Fitzhugh auf sie zugeschlendert kam.
Sheldon hatte etwas an sich, was Reid stets zum Grinsen reizte. Es war mehr als seine langgesichtige, großzahnige Ähnlichkeit mit den Pferden, die er so liebte. Er war irgendwie so unverdorben dämlich, dass es Reid fast unmöglich war, seine Lachmuskeln in Zaum zu halten. Irgendwie gelang es ihm jedoch, den Impuls zu unterdrücken und seinem alten Schulkameraden einen gelangweilten Blick zuzuwerfen. Er begrüßte ihn mit einem kühlen Nicken. »Fitzhugh.«
Sheldon schlurfte heran und probierte sein Lächeln an Mo aus. »Maureen«, sagte er und beugte sich über die Hand, die sie ihm hinhielt. »Du siehst heute Abend ganz besonders reizend aus.«
Dem kann ich nur beipflichten. Reids Blick glitt bewundernd über sie. In ihrem weißen, kurz geschnittenen Herve-Leger-Kleid und ihrem dunklen hochgekämmten Haar, das die Diamantohrringe, die er ihr zu ihrem fünften Hochzeitstag geschenkt hatte, freigab, sah Maureen sowohl elegant als auch erotisch aus.
Sie lächelte jedoch nur distanziert und zog ihre Hand zurück. »Danke, Sheldon. Du siehst auch blendend aus.«
»Danke. Würdest du uns, hm, für einen Moment entschuldigen, Maureen? Ich muss mit Reid kurz unter vier Augen sprechen.«
»Sicher.« Mit einem angedeuteten Lächeln über ihr Glas hinweg, das sie gerade an die Lippen gesetzt hatte, schlenderte sie davon. Reid beobachtete, wie sie sich zu einer Gruppe von Gästen gesellte, die sich ein paar Meter weiter unterhielt, und wandte sich dann Sheldon zu. Er wartete.
»Entschuldigung, Reid.« Sheldon griff in seinen Smoking und zog ein dünnes Scheckbuch heraus. »Ich bin mit meinem Darlehen in Verzug gewesen. Du hattest wirklich eine Engelsgeduld. Lass mich die Sache sofort bereinigen.«
Reid beobachtete, wie er seine Unterschrift quer über den Scheck setzte. Als Sheldon ihn ihm reichte, steckte er ihn in seine Brusttasche, jedoch nicht ohne vorher noch einen kurzen Blick auf den Betrag geworfen zu haben. Reid zog die Augenbrauen hoch.
»Ich habe den Betrag ein bisschen aufgerundet – Zinsen.« Sheldon senkte die Stimme. »Ich schätze deine Freundschaft, Reid. Ich wäre kreuzunglücklich, wenn sie einen Kratzer abbekäme, nur weil ich mir mit der Rückzahlung zu viel Zeit gelassen habe.«
»Hey.« Reid täuschte einen Boxhieb gegen Fitzhughs maßgeschneiderten Ärmel an. »Du warst genau in dem Moment für mich da, als ich dich am meisten brauchte.« Ganz zu schweigen von deinem Bonus. Das war ein netter Zug von dir. »So sollte es eben unter Freunden sein.«
»Ja-a? Na, da fällt mir aber ein Stein vom Herzen.« Sheldon lächelte befreit und zeigte
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