Ein Traummann zum verzweifeln
verstopfte Nase keine Luft mehr bekam.
»Dieser Scheißkerl«, schimpfte er. Seine sofortige Bereitschaft, bedingungslos Partei für sie zu ergreifen, machte ihn zu ihrem besten Freund. »Was hat er getan – ist er wieder auf und davon?«
»Er hat gesagt, dass er mich liebt«, wimmerte sie.
»Diese Ratte!« Reggie verstummte. »Moment mal, ist das nicht was Schönes?«
»Nicht, wenn es eine dreckige, gemeine Lüge ist!« Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen, schniefte nicht gerade sehr damenhaft, und rieb sich die Nase an seiner Hemdbrust trocken. Dann schob sie sich hoch und rutschte nach hinten an die Rückenlehne des Sofas, um ihm in die Augen zu sehen. »Er weiß überhaupt nicht, was das Wort Liebe bedeutet, Reg. O Gott, er ist so ein verdammter Lügner. Er war kurz davor, seine Fotos an die Boulevardpresse zu verkaufen.«
»Ach du Scheiße!« Reggie wurde sofort von der Sauerei auf seinem Hemd abgelenkt, einer Sauerei, wie nur Daisy sie zu Stande bringen konnte. Er konnte besser als alle anderen nachvollziehen, wie sehr sie diese Eröffnung getroffen haben musste. »Es tut mir Leid, Kleines. Was für ein mieser Hund. Aber verrat mir doch bitte, welche Fotos er verkaufen wollte.«
»Die, die er von – stell dir nur mal vor – von J. Fitzgerald Douglass geschossen hat, ausgerechnet von dem, und zwar wie er es auf einer Hochzeitsfeier mit einem blutjungen Ding treibt.«
»Das kann nicht wahr sein! Der Mann ist ein Heiliger.«
»Laut Nick hat er sich in schönstem Technicolor mit einer Frau verlustiert, die nicht die seine ist. Daraufhin hat Douglass sofort ein paar ziemlich fiese Typen auf unseren Goldjungen Nick angesetzt, um an den besagten Film zu kommen. Und das war der Punkt, an dem ich auf den Plan trat.«
»Wow! J. Fitzgerald Douglass. Das ist ein ganz schöner Hammer; schwer zu glauben, aber wenn du sagst, dass es so ist, dann ist es wohl auch so.« Er streckte den Arm aus und tätschelte ihre Knie, die sie auf das Polster hochgezogen hatte. »Aber weißt du, Daisy, man kann dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen«, sagte er mit einem Anflug von Lächeln. »Nick schläft wenigstens nicht mit einer verheirateten Frau.«
»Na toll. Das ist wirklich ein großer Trost.«
»Tut mir Leid, Schätzelchen, ich wollte mich nicht über deinen Kummer lustig machen. Ich versuche nur, mir ein Gesamtbild zu verschaffen. Warum zum Beispiel will Coltrane ausgerechnet jetzt an die Boulevardpresse verkaufen?«
»Häh?«
»Wenn man bedenkt, in welchen Kreisen er fotografiert, muss er in der Vergangenheit doch schon reichlich Gelegenheit gehabt haben, sein Zeug zu verhökern. Also warum erst jetzt?«
»Weil Mo in Schwierigkeiten war. Das behauptet er zumindest.«
»Mo ist seine Schwester, nicht?«
»Ja ...« Daisy wollte noch etwas hinzufügen, aber ein lautes Hämmern an der Wohnungstür ließ sie zusammenzucken. Sie schlug sich die Hand vor die Brust. Ihr hüpfte das Herz bis zum Hals.
Reggie drückte sich vom Sofa hoch. »Wer, zum Teufel, ist das denn jetzt? Vergiss nicht, was du sagen wolltest, Daise. Wer auch immer das ist, ich kümmere mich mal besser um ihn, bevor er mir noch die Tür einschlägt.« Er eilte zur Türe. »Immer mit der Ruhe – ich komm ja schon!«, brüllte er, um dann in normalem Tonfall fortzufahren: »Und ich dachte, ich müsste mich auf einen langweiligen Freitagabend einrichten.« Er lächelte schief.
Währenddessen klickte Daisy die Schnallen ihres Koffers auf und holte eine Jeans heraus. Sie streifte schnell die Hose ihres Abendanzugs ab und zog sich um. Dann griff sie noch einmal zu der abgelegten Hose und war gerade im Begriff, den Pistolenhalfter vom Bund zu lösen, als Reggie die Tür öffnete.
»Ist sie hier?« Daisy hörte Nicks Stimme und erstarrte. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
»Sie möchte Sie nicht sehen, Coltrane.«
»Pech für sie. Sie wird mir wohl oder übel zuhören müssen.«
Er musste Reggie wohl aus dem Weg geschubst haben, denn eine Sekunde später stand er im Rahmen der Wohnzimmertür. Daisy hatte das Gefühl, ihr zerspringe jeden Moment das Herz. Sie steckte das Halfter samt Pistole hinten in ihren Jeansbund und schob die Hände in die Hosentaschen, um nicht der Versuchung zu erliegen, die Glock auf ihn zu richten. Die Zeiten waren vorbei, in denen sie sich durch ihn zu unprofessionellem Verhalten hinreißen ließ.
Die Hände in die Hüften gestemmt, sah Nick sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Sehr
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