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Ein Traummann zum verzweifeln

Titel: Ein Traummann zum verzweifeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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die vor ihr gekommen und wieder gegangen waren. Sie war noch keine Stunde in der Coltrane-Villa, da ließ sie schon alle ihre Anwesenheit spüren. Mit sechzehn hatte sie bereits eine große Klappe und ihren eigenen Kopf.
    Sie war durch die Flure geflitzt, auf den Möbeln herumgesprungen und hatte ungeniert ihre Füße, Schuhgröße 41, auf eine Couch oder einen Kaffeetisch gelegt. Sie hatte all das getan, was Mo und er sich nicht trauten. Sie hatte irgendetwas an sich, eine warme Herzlichkeit, die jeden anzog, der in ihre Nähe kam. Und sie war ganz wild darauf gewesen, seine und Mos Schwester zu sein.
    Ihre saloppe, überbordende Emotionalität hatte irgendeine Saite in ihm zum Schwingen gebracht ... Vielleicht weil er selbst immer so sorgfältig darauf bedacht war, sich fest unter Kontrolle zu haben. Er war nicht nur von ihrem hemmungslosen Lachen fasziniert, sondern auch von ihren stürmischen Wutausbrüchen – ja, ihre Unbeherrschtheit hatte ihn geradezu magnetisch angezogen. Aber seine Gefühle für sie waren kein bisschen brüderlich, und das war gefährlich – daran hatte er keine Sekunde auch nur den geringsten Zweifel. Deshalb hatte er sie, wann immer er zu Hause war, zwar aus der Distanz beobachtet, jeden Annäherungsversuch ihrerseits jedoch abgeblockt.
    Es stellte sich bald heraus, dass das mal wieder die richtige Entscheidung gewesen war. Denn die Ehe ihrer Eltern fing ein paar Wochen vor ihrem ersten Hochzeitstag massiv zu bröckeln an. Und da Dad entschlossen war, sich nicht noch weitere Unterhaltszahlungen ans Bein zu binden und zu diesem Behufe alle, wirklich alle Register zog, waren Daisy und ihre Mutter, noch bevor dieses Jubiläumsdatum herangerückt war, schon wieder abserviert und verschwunden.
    Nick wandte seine Aufmerksamkeit erneut Daisy zu. Sie saß auf der Couch und nahm eine weitere Pistole zur Hand, klappte fachmännisch den Lauf nach unten ab und suchte in ihrem Innenleben nach, weiß der Teufel, was. Er setzte sich auf den breiten Sessel, der im rechten Winkel zur Couch stand, und hielt sich die Kamera vors Auge, um sie durch den Sucher zu betrachten. Er schoss – klick, klick, klick – ein paar Bilder, und sie schaute entnervt auf.
    »Lass das! Ich will nicht fotografiert werden.«
    »Warum nicht? Mir gefiel dein Gesicht von Anfang an.«
    Sie funkelte ihn finster an, und er bannte auch das auf Zelluloid. Sie musste zu dem Schluss gekommen sein, dass sich ein Streit nicht lohnte, denn sie wandte sich wortlos der Kanone zu, lud sie und legte sie in ihr Fach zurück, um die nächste Waffe herauszuholen.
    Ihr Gesicht hatte ihm in der Tat schon immer gefallen. Es war ausdrucksvoll und eigenwillig. Sie hatte große schokoladenbraune Augen und hohe Wangenknochen. Ihre Augenbrauen, ein paar Töne dunkler als ihr Haar, bogen sich außen leicht nach oben. Sie hatte eine ausgeprägte Nase und einen weichen Mund, der durch ein trotziges Kinn kontrapunktiert wurde. In Daisys Gesicht konnte man im Allgemeinen wie in einem offenen Buch lesen, obwohl sie es auch meisterlich verstand, ihre Gedanken zu verbergen, wenn sie es für richtig hielt. Er drückte noch einmal auf den Auslöser.
    »Würdest du diese dämliche Kamera endlich in Ruhe lassen!« Daisy sprang auf, stopfte die Kanone vorn an ihrer Jeans in ein Pistolenhalfter und zog den Pullover darüber.
    »Diese ›dämliche‹ Kamera hat es mir immerhin ermöglicht, dir viertausend Dollar rüberzuschieben«, erwiderte Nick aufsässig und ließ die Kamera sinken.
    Daisy wanderte ruhelos hin und her. »Ich würde gern ein Weilchen rausgehen. Lass uns einen Spaziergang über das Gelände machen. Die Mauer um dieses Anwesen sieht ziemlich solide aus. Deshalb würde ich gerne untersuchen, wie die Schläger es gestern geschafft haben, hier einzudringen.«
    »Ja, okay.« Er rappelte sich hoch, froh darüber, den kleinen Ausflug auf den Pfaden der Erinnerungen abbrechen zu können. Daisy hatte Recht: Sie mussten ihre Beziehung auf das rein Berufliche beschränken.
    Das Letzte, was er also tun sollte, war, den Abend mit Daisy wieder heraufzubeschwören – jenen Abend vor neun Jahren in einem Hotelzimmer zehn Stockwerke über dem ausklingenden Hochzeitsempfang seiner Schwester.
    Reid Cavanaugh spürte seine Frau im Arbeitszimmer auf. Er ging schnurstracks auf den Schreibtisch zu, an dem Mo gerade irgendwelche Zahlen zusammenrechnete, und knallte ihr das Papier, das er in der Hand hielt, auf die polierte Oberfläche. »Würdest du mir bitte mal

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