Ein Traummann zum verzweifeln
hinzu, »und ich war zu weit weg.«
»Nick?« Daisy zwang sich, ihn anzusehen. »Hast du auf das Nummernschild geachtet?« Sie hatte sein Haar völlig zerzaust, und über seine Augen fielen einige glänzende Strähnen, unter denen hervor er sie, ohne zu blinzeln, mit schweren Lidern anblickte. Er sah wie ein Raubtier aus und irritierend männlich.
»Nein.« Seine Augen verloren plötzlich ihren schläfrigen Ausdruck und begannen zu glühen. »Hör zu, Daisy, wir sollten miteinander re...« »Ich auch nicht. Verdammt. Wir haben nicht viel, was wir der Polizei erzählen können.«
Der Fremde horchte alarmiert auf. »Dafür brauchen Sie mich doch nicht, oder?« Er warf einen raschen Blick über seine Schulter. »Ich muss zu meiner Frau zurück. Wir haben nur noch heute und morgen Urlaub, und wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich den Rest des Nachmittags lieber woanders verbringen als auf einer Polizeistation.«
»Ich denke, das Vergnügen können Sie sich unbesorgt gönnen«, stimmte Daisy zu. Sie war sich bewusst, dass Nick sie beobachtete, und fand es schwierig, sich zu konzentrieren. »Ich sehe nicht, dass sie irgendwelche Fragen an Sie haben könnten, da Sie schließlich nichts gesehen haben, was Nick und ich nicht auch gesehen hätten. Trotzdem würde ich mir gerne Ihren Namen und das Hotel, in dem Sie wohnen, notieren, sofern es Ihnen nichts ausmacht. Dann können die Cops sich, falls sie eine Frage an Sie haben sollten, mit Ihnen in Verbindung setzen.«
Er gab ihr die gewünschten Informationen, und sie notierte sie sich in dem kleinen Spiralblock, den sie immer bei sich hatte, wenn sie im Einsatz war. Als er gegangen war, wandte sie sich wieder Nick zu, das Kinn kämpferisch nach vorne gereckt, um jede Diskussion über den mehr als bereuten Kuss gleich von vornherein abzuwürgen.
Da ein Gespräch darüber auch keineswegs in Nicks Sinne war, begleitete er sie schweigend zum Auto zurück. Ein- oder zweimal war er – den Geschmack von ihr noch auf der Zunge – dennoch versucht, mit ihr abzuklären, wie sie sich die Beziehung mit ihm eigentlich vorstellte. Aber glücklicherweise ging dieser Anfall von Wahnsinn jedes Mal rechtzeitig vorbei. Sie hatten keine Beziehung miteinander. Das Wort alleine ließ ihn schon frösteln. Damit konnten nur blauäugige Romantiker etwas anfangen.
Aber das war kaum sein größtes Problem. Was ihm echte Sorgen bereitete, war das, was J. Fitzgerald hier veranstaltete.
Der Mann hatte versucht, ihn umzubringen. Heilige Maria, Mutter Gottes. An so etwas hatte er nicht in seinen blutrünstigsten Fantasien gedacht. Aber wenn der Wagen es geschafft hätte, ihn niederzumähen, dann wäre das Mord gewesen, schlicht und einfach Mord. Das kam in den Kreisen, in denen er sich bewegte, wahrlich nicht alle Tage vor.
Und der Haken war, Nick hatte absolut keine Möglichkeit, das zu beweisen. Der Schock machte langsam kalter Wut Platz.
»Wir sollten zur Richmond-Polizeistation gehen«, sagte Daisy, »da das hier ihr Revier ist.«
Er sah sie finster an. »Dir ist schon klar, dass wir keinerlei Beweise in der Hand haben, oder?«
»Ja, schon.«
»Also was, zum Teufel, bringt es dann, ein Protokoll aufnehmen zu lassen?«
Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und strich es nach hinten. Nick sah interessiert zu, wie es sofort danach wieder hochsprang. »Die Gewalt eskaliert langsam, Nick. Dieser Anschlag sollte zumindest aufgenommen werden. Das wird es erleichtern, ein Muster herauszuarbeiten, wenn wir irgendwann einmal einen brauchbaren Beweis vorlegen.«
Das Verrückte an der Sache war, dass man ihm selbst dann kaum Glauben schenken würde, wenn es ihm gelänge, Daisy genügend lange abzuschütteln, um der Polizei seinen Verdacht mitzuteilen, dass Douglass hinter dem Ganzen steckte. Auch wenn er ihnen die Abzüge zeigte -im Endeffekt würden sie lediglich beweisen, dass J. Fitzgerald ein Ehebrecher war.
Allerdings reichte das, um einen erwachsenen Mann in einen Amok laufenden Irren zu verwandeln.
Er jagte den Porsche erbarmungslos durch die Gänge, und als er eine Bergkuppe zu schnell nahm, hob der Wagen vom Boden ab. Er musterte Daisy verstohlen und rechnete fest mit ihrem Protest, doch sie sagte kein Wort. Trotzdem verlangsamte er seine Geschwindigkeit. Das Polizeirevier war nur noch wenige Blocks entfernt.
Die Fotos sollten für die Cops eigentlich Anreiz genug sein, Douglass zumindest zu verhören. Das wäre ja schon mal ein Anfang. Nach dem heutigen Tag wünschte Nick sich
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