Ein Traummann zum verzweifeln
nichts sehnlicher, als den heuchlerischen alten Sack in die Pfanne zu hauen und schmoren zu sehen. Doch so herzerwärmend der Gedanke auch sein mochte, realistisch gesehen, das wusste er, standen die Chancen dafür schlecht.
Aber wäre es nicht eine Ironie des Schicksals, ein netter kleiner Treppenwitz der Geschichte, wenn es doch passierte? Wenn die Cops durch irgendein Wunder auf etwas stießen, was beweiskräftig genug wäre, um ihn festzunehmen? Dann wären Nicks Fotos der Boulevardpresse sogar noch mehr wert als jetzt, und die Gebote würden dementsprechend steigen. Das würde nicht nur seine Schwester vor dem Gefängnis bewahren, er selbst wäre auch aus dem Schneider und bräuchte sich wegen der Veröffentlichung keine Gedanken mehr zu machen.
Klar, alles sprach gegen ihn. Dennoch bestand eine winzige Chance, dass es klappte. Dazu musste er jedoch erst einmal sicherstellen, dass Daisy nicht in der Nähe war, wenn er mit den Cops sprach.
Er fuhr auf den Parkplatz neben dem Polizeigebäude. Er schaltete den Motor ab, zog die Handbremse an und sah sie an. »Wartest du hier auf mich?«
Daisy schnaubte nur verächtlich und kletterte aus dem Wagen.
Okay, du hast doch nicht tatsächlich damit gerechnet, dass sie darauf eingeht. Auch wenn man sich nur schwer vorstellen konnte, dass jemand so dämlich sein würde, ihn direkt vor dem Polizeirevier umzulegen, wusste er, dass sie ihn nie ungeschützt vom Parkplatz gehen lassen würde. Er stieg ebenfalls aus dem Wagen.
Das Polizeigebäude von Richmond war ein schöner alter Backsteinbau mit Kathedralen-Fenstern und zwei kurzen vorstehenden Seitenflügeln. Die Flügelfenster und die Eingangstür waren bogenförmig mit ausgerichteten weißen Ziegelsteinen umsäumt. Den gequälten Blick, den Daisy ihm zuwarf, als er sich beeilte, vor ihr an der Tür zu sein, um sie für sie aufzuhalten, quittierte er mit einem schiefen Lächeln. Er folgte ihr ins Innere des Gebäudes.
Als er sich gerade den Kopf darüber zerbrach, wie er Daisy lange genug aus dem Verkehr ziehen könnte, um seine Aussage zu machen, rief eine ungläubige weibliche Stimme auf einmal: »Parker?« Es gab also doch einen Gott im Himmel.
Eine dunkelhaarige Frau in Straßenkleidung eilte den Korridor entlang und kam mit einem warmen Lächeln direkt auf sie zu. »Ich traue meinen Augen nicht«, sagte sie. »Bist du’s wirklich?«
»Gellahty?« Daisy lachte, und Nick wurde plötzlich bewusst, dass sie das inzwischen kaum noch tat. Er erinnerte sich daran, dass sie als Kind sehr viel gelacht hatte. »Was machst du denn hier?« Sie ging der Frau mit langen Schritten entgegen, um sie zu begrüßen.
»Hier war eine Stelle frei, und so bin ich vor ein paar Monaten von Oakland hierher gezogen«, erwiderte Gellahty
.
»Du hast deinen Detective gemacht?« Daisy lachte erneut, während sie die Frau spontan umarmte. »Glückwunsch, Sheila!« »Weißt du, wer noch hier ist? McGee. Warte eine Sekunde.« Die Polizistin wirbelte herum, und lief den Flur zurück, um auf halber Höhe den Kopf in eine Tür zu stecken. »Hey, Maggie. Komm und guck mal, was uns die Katze vor die Tür gelegt hat.«
Eine große schwarze Frau trat aus dem Zimmer und sah skeptisch den Korridor hinunter. Und plötzlich explodierte ein strahlendes, blitzend weißes Lächeln auf ihrem dunklen Gesicht. »Daisy Parker, mich laust der Affe!«
»Ja, sieh mal an! Und wie geht’s meinem kleinen irischen Mädchen?«
Daisys Lachen war kehlig und ansteckend. Die Frauen trafen sich auf halbem Weg und umarmten sich überschwänglich.
Auf Nicks Gesicht spielte ein Lächeln, als er zu dem Officer am Informationsschalter hinüberging und nach einem Detective verlangte. Daisy so offen und glücklich zu sehen, ärgerte ihn irgendwie. Es war eine Seite an ihr, die sie ihm verwehrte. Das einzige Lächeln, das sie ihm, wenn überhaupt, schenkte, war stets von Zynismus geprägt.
Der Schalterbeamte riet ihm, erst einmal Platz zu nehmen, bis er den zuständigen Officer aufgestöbert hatte. Nick lehnte sich jedoch stattdessen an die Wand und stützte einen Fuß daran ab. Er nahm die Kamera zur Hand und machte einige Schnappschüsse von den Frauen, während sie freundliche Beleidigungen austauschten und sich über den neuesten Hausklatsch ausließen.
»Und was ist mit dir, Daisy?«, fragte die dunkelhaarige Frau. »Was hast du so getrieben, seitdem du die Polizei verlassen hast?«
»Ich habe ein Sicherheitsbüro eröffnet. Es dümpelt im Moment noch so vor sich
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