Ein Traummann zum verzweifeln
halten. »Während ich auf den Detective hier wartete« – er nickte dem Mann an der Wand zu –, »hatte ich allerdings genügend Zeit, um alles noch einmal gründlich zu überdenken«, sagte er. »Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das Risiko größer ist als der Nutzen.«
»Was für ein Risiko?«, wollte Daisy wissen. »Du musst einfach nur deine Aussage machen.«
»Und diese Aussage – die verschwindet dann irgendwo unter einem dicken Stapel, ja? Oder wird sie vielleicht ganz vergraben?«
»Ganz bestimmt nicht.« Detective Gellahty sah ihn missbilligend an. »Ein Detective wird mit dem Ehemann sprechen.«
»Exakt. Und da beginnt mein Problem. Meine, hm, Freundin lebt von ihrem Mann getrennt. Er ist darüber nicht sehr glücklich, und wenn ihn dann auch noch die Polizei verhört, dann ist das ein Risiko, das einzugehen ich nicht gewillt bin, jedenfalls nicht zurzeit. Es könnte nämlich sehr gut sein, dass er dann erst richtig in Fahrt kommt.« Er blickte in die Runde. »Sehen wir der Tatsache doch ins Auge: Der Versuch heute, mich umbringen zu lassen, war nicht gerade die Tat eines rational denkenden Menschen. Was ist, wenn ihm die Einschaltung der Polizei den Rest gibt, und er völlig ausrastet? Wenn er womöglich beschließt, seinen Zorn gegen seine getrennt von ihm lebende Frau zu richten? Dann wäre ich schuld daran.«
Daisy juckte es, ihm entgegenzuhalten, dass er in jedem Fall für den ganzen Zirkus verantwortlich sei. Warum hatte er sich überhaupt mit einer verheirateten Frau eingelassen? Aber der männliche Detective nickte und McGee meinte: »Das ist in der Tat ein echtes Problem.« In dem Wunsch, sich nicht noch mehr Blößen in Bezug auf ihre Professionalität zu geben, als sie es gegenüber ihren früheren Kolleginnen ohnehin schon getan hatte, wandte sie sich ihnen zu und sagte: »Da wir nicht wissen, wer dahinter steckt, können wir diesen Teil erst einmal beiseite lassen. Trotzdem empfehle ich, ein Protokoll über den Mordversuch aufzunehmen.«
»Sie haben Recht.« Der Detective stieß sich von der Wand ab. »Die Gründe, die sie Ihnen genannt hat, haben immer noch ihre Berechtigung, Mr. Coltrane. Also warum kommen Sie beide nicht mit mir, und wir nehmen den Vorfall von heute auf.« Er öffnete eine Tür und blieb stehen, um ihnen den Vortritt zu lassen.
Nick blickte Daisy an und zuckte mit den Schultern. Bemüht, eine völlig neutrale Miene aufzusetzen, deutete sie mit der Hand auf die offene Tür und sagte steif: »Nach Ihnen, Mr. Coltrane.«
8
I hr habt was getan? Moment mal.« J. Fitzgerald hielt die Hand über die Sprechmuschel seines Telefons und sagte zum Fahrer: »Schließen Sie bitte die Scheibe.« Die Trennscheibe glitt leise hoch, und Douglass nahm die Hand vom Telefon. »Wessen Glanzidee war das denn?«
»Sie sagten, unternehmt was, egal was, Sir«, erwiderte Autry. »Als Jacobsen sich dann die Gelegenheit bot, Coltrane aus dem Verkehr zu ziehen, hat er sie beim Schopf gepackt.«
»Ich habe nie gesagt, ihr sollt den Mann töten!« Nicht, dass es nicht irgendwann einmal erforderlich sein könnte, aber zum jetzigen Zeitpunkt nutzte ihm ein toter Coltrane überhaupt nichts. »Ich sagte, unternehmt alles, um den Film wieder zu bekommen. Was bringt es, Coltrane umzubringen, wenn die verdammten Fotos trotzdem irgendwo auftauchen?«
»Oh, da haben Sie natürlich Recht. Sorry, Mr. Douglass.«
Er knirschte mit den Zähnen, um gegen die Wut anzugehen, die in ihm hochstieg. Aber es war schließlich kein Zufall, dass er so nahe davor stand, zum Botschafter ernannt zu werden. Seine Stimme war mild und einfühlsam, als er sagte: »Du kannst ja nichts dafür. Aber ich verlass mich auf dich, dass du das den anderen klar machst. Ich will keinen Murks mehr.«
»Ja, Sir.«
»Danke dir, Autry. Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann.« J. Fitzgerald beendete das Gespräch und ließ das Handy in die Innenbrusttasche seines Smokings gleiten. Verdammte Schwachköpfe. Was musste man heutzutage eigentlich anstellen, um anständige Hilfe zu bekommen?
Die Limousine fuhr die California Street hoch und glitt lautlos an der Grace Cathedral vorbei. Wenige Minuten später schnurrte sie vor das Fairmont Hotel und hielt an. J. Fitzgerald atmete einmal tief durch und legte seinen Frust vorläufig erst einmal auf Eis. Er rückte seine Fliege gerade und strich sich die Haare noch einmal glatt. Als der Wagenschlag dann aufgerissen wurde, und Monsieur ausstieg, um sich seinem Publikum zu
Weitere Kostenlose Bücher