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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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polieren?«
    »Mach dir nicht ins Hemd«, beruhigte der Bär. »Ich will nur mit dir reden.«
    »So? Ich aber nicht mit dir.«
    Damit schüttelte Locke die Hand auf seiner Schulter ab und trat an die Tür seines Wagens.
    »Halt die Luft an«, fuhr Balu fort. »Ich verspreche dir, heute setzt es keine Schläge. Es sei denn, du stehst darauf.«
    Locke sah zweifelnd über die Schulter zurück. Balu lächelte ihn gewinnend an und versuchte, so ungefährlich wie möglich auszusehen.
    »Worum geht es denn?«
    »Nicht hier. Fahren wir ein Stück.«
    »Na gut«, gab Locke nach. »Steig ein.«
    Balu hatte mit dem bescheidenen Platzangebot des Opels leichte Schwierigkeiten. Als er endlich in den Polstern saß, bekam der Wagen Schlagseite.
    Locke startete den Motor und fuhr los. Nach wenigen Metern sah er unsicher zur Seite. »Willst du irgendwo hin?«
    »Nein. Fahr einfach.«
    »Und? Was willst du?«
    »Wie ich schon sagte, nur mit dir reden. Mit wie viel stehst du bei Achmed in der Kreide?«
    Locke lachte auf. »Als ob du das nicht wüsstest.«
    »Nee, ich weiß es wirklich nicht«, erklärte Balu ruhig. »Fünfunddreißig? Vierzig?«
    »Eher fünfzig«, gab Locke zu.
    »Heilige Scheiße, das ist ganz schön viel Holz. Und wie viel insgesamt?«
    Locke sah wieder zur Seite. »Was meinst du damit?«
    »Junge, du wärst der erste Zocker, der nur bei seinem Buchmacher in den Miesen steht. Wer kriegt noch alles Kohle von dir? Banken? Mami und Papi? Sag schon!«
    »Ich wüsste nicht, warum dich das interessieren könnte«, erwiderte Locke mit trockenem Mund. »Suchst du ‘nen neuen Arbeitgeber? Oder ‘ne Nebenbeschäftigung?«
    Balu lachte schallend auf. »Nee, kein Bedarf. Aber vielleicht bin ich einfach nur ein netter Mensch, der dir aus dem Schlamassel helfen will.«
    »Und wie?«, spottete Locke. »Krieg ich bei dir ‘nen Kredit zu extra günstigen Zinsen?«
    »Kredit nicht«, antwortete Balu ernsthaft. »Aber etwas in der Richtung schwebt mir schon vor.«
    Locke spitzte die Ohren. »Jetzt komm doch endlich zur Sache.«
    »Hast du eigentlich nie gemerkt, dass du regelmäßig abgezockt wirst? Nach allen Regeln der Kunst, gezinkte Karten, vorgemischte Blätter?«
    »Was sagst du da?«
    »Jetzt bist du platt, was? Es stimmt. Die Sache mit dem Russen war von vorne bis hinten abgesprochen. Ich hab dir den ganzen Abend ein gutes Blatt zugeschoben, damit du gierig wirst. Und vor dem letzten Spiel hab ich auf den Knopf für die Theke gedrückt. Das war Mausis Zeichen. Als sie reingekommen ist, wart ihr alle für einen Augenblick unaufmerksam. Hat gereicht, um das Spiel auszutauschen.«
    Lockes rechter Fuß entfernte sich immer weiter vom Gaspedal. Er betätigte den rechten Blinker und nahm die nächste Parklücke.
    »Erzähl keinen Scheiß, Balu«, sagte er mit wachsbleichem Gesicht. »Wieso solltest du dem Russen…«
    »Der Russe und Achmed kennen sich schon seit zig Jahren. Am nächsten Morgen hat Ivan die Kohle, die er dir abgenommen hat, abgeliefert und dafür seinen Anteil kassiert.«
    Mit zitternden Fingern kramte Locke eine Zigarette aus seiner Brusttasche. Als er auch beim fünften Versuch seinem Feuerzeug keine Flamme entlocken konnte, patschte er auf den Zigarettenanzünder.
    »Das hieße ja…«, überlegte er.
    »Meistens war einer eingeweiht«, unterbrach ihn Balu. »Hin und wieder hast du einfach nur richtiges Pech gehabt, manchmal hast du auch gewonnen. Aber Achmed sorgt dafür, dass seine Kunden permanent bei ihm in der Kreide stehen.«
    »Dieses Schwein«, presste Locke hervor. »Und du bist genauso ein Dreckskerl!«
    »Immerhin sag. ich dir ja jetzt, was abgegangen ist«, zuckte Balu die Schultern. »Du hast das Zeug zu einem guten Spieler, säufst nie, kümmerst dich nicht um die Nutten, die vorne im Laden herumlaufen, egal wie scharf die Bräute auch sind. Für dich zählt nur das Spiel.«
    »Und?«, fragte Locke patzig. »Kann ich mir dafür etwas kaufen?«
    »Nicht unbedingt. Aber du hättest doch bestimmt nichts dagegen, wenn du derjenige bist, der die anderen abkocht, oder?«
    Der Mann hinter dem Lenkrad spitzte die Ohren. »Meinst du das im Ernst?«
    »Natürlich«, nickte Balu. »Du findest doch kaum noch eine Runde, in der nicht beschissen wird. Meistens fliegt das irgendwann auf, weil jemand übertreibt und den Bogen überspannt. Achmed hält sich mit seinen getricksten Runden zurück, bisher hat sich noch niemand aufgeregt.«
    »Und was springt dabei für mich raus?«
    »Du wärst deine Schulden los«,

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