Ein Tropfen Blut
wer glaubt schon ‘ner Nutte?«
»Wie es aussieht, glaubst du ihr«, stellte Locke fest.
Balus Augen verengten sich einen Moment zu Schlitzen. »Stimmt. Und soll ich dir noch etwas verraten? Wenn Achmed aus dem Weg ist, werden Mausi und ich heiraten. Deshalb ist es ausgeschlossen, dass sie mir hilft. Sie braucht ein Alibi genauso wie ich. Und es war ihr Vorschlag, dich anzusprechen.«
»Mausi? Mausi hat vorgeschlagen, dass ich Achmed umbringen soll?«
»Sie mag dich«, bekräftigte Balu.
»Ihr seid doch beide bekloppt«, meinte Locke schwach. »Wie kommt ihr nur auf die Idee, dass ich in der Lage bin, einen Menschen zu töten?«
»Bist du das etwa nicht? Kleiner, Achmed hat dich nach Strich und Faden verarscht, dir steht das Wasser bis Oberkante Unterlippe. Wenn du diesen Miesling aus dem Weg räumst, haben wir alle drei etwas davon. Achmed umzupusten ist fast so, wie ein Kakerlak zu zertreten.«
»Schon«, räumte Locke ein. »Aber ich weiß nicht, ob ich das durchstehe.«
»Überleg es dir.« Balu öffnete die Beifahrertür. »Wenn du dabei bist, ruf mich morgen Abend in der Bar an. Ich sag dir dann, wo und wann wir die Einzelheiten besprechen. Und wenn du kneifst, dann vergiss am besten alles. Wäre gesünder für dich, verstanden?«
Locke nickte schnell. Was Balu mit dem letzten Satz meinte, war ihm klar.
17
Katharina ließ die DIN-A4-Blätter wieder sinken. Der überwiegende Teil war ihr schon bekannt, und wie sie Wielert einschätzte, würde der jedes bisher errungene Fitzelchen Fakt durchkauen, damit er sichergehen konnte, dass seine Leute auch auf die Kleinigkeiten achteten.
Die Kommissarin sah sich um. Links neben ihr saß Annika Schäfer und starrte konzentriert auf ihre Unterlagen. Wielert hatte sie gebeten, bei den Ermittlungen hinsichtlich der Vergewaltigungen mit seinen Leuten zusammenzuarbeiten.
Gassel lugte durch seine Lesebrille auf die spärliche Ansammlung von Informationen, Hofmann hatte seine Lektüre bereits beendet. Heinzel schaute ebenfalls noch in die Unterlagen und zwirbelte dabei seinen Schnäuzer. Wenigstens wirkte er heute nicht so desinteressiert wie sonst.
»Sind Sie alle durch?«, fragte Wielert. »Also schön, dann wollen wir mal. Wie Sie gerade gelesen haben, kam es in den letzten Tagen zu zwei Vergewaltigungen, die annähernd nach demselben Schema abliefen. Nach den Aussagen der Opfer wurden sie an einsam gelegenen Stellen in einen VW-Bulli gezerrt, gefesselt und anschließend vergewaltigt. Das zweite Vergehen war erheblich brutaler ausgeführt als das erste. Deshalb hat mich Kriminalrat Kwiatkowski gebeten, dass wir die Fälle übernehmen. Frau Schäfer wird uns während der Dauer der Ermittlungen unterstützen.«
Wielert rückte seinen Stuhl zurück und trat an den Tageslichtschreiber. Er hatte bereits eine Folie vorbereitet, auf der die wichtigsten Anhaltspunkte stichwortartig zusammengefasst waren.
»Schauen wir uns zunächst einmal den Fall Forell an«, fuhr der Hauptkommissar fort, nachdem er das Gerät eingeschaltet hatte. »Angela Forell war auf dem Weg nach Hause, als sie der Täter entführt hat. Nach eigener Aussage geht sie diesen Weg nahezu täglich, Abweichungen von der Route kommen höchst selten vor. Frau Schäfer, Sie haben sich doch den Ort der Entführung angesehen.«
Annika Schäfer räusperte sich. »Die Örtlichkeit der Entführung war gut gewählt. Frau Forell arbeitet in dem großen Gartencenter an der Berliner Straße in Wattenscheid. Um auf dem schnellsten Weg nach Hause zu gelangen, benutzt sie in der Regel einen Durchgang nahe einer kleinen Baumgruppe. An der Stelle, an der der VW-Bulli gewartet hat, mündet der Weg in eine Seitenstraße, ist aber so gut wie nicht einsehbar.«
»Hat sich die Kriminaltechnik dort umgesehen?«, mischte sich Gassel ein.
»Ja, natürlich. Aber die Stelle war sauber, keinerlei Spuren.«
»Nachdem der Täter Frau Forell in seine Gewalt gebracht hatte, fuhr er mit ihr an einen noch unbekannten Ort«, übernahm Wielert wieder die Regie. »Dort hat er sie vergewaltigt. Zu jenem Zeitpunkt stand der Wagen vermutlich auf einem Feldweg. Frau Forell schätzt, dass der Täter zirka zwanzig Minuten mit ihr durch die Gegend gefahren ist, bevor er sich an ihr vergangen hat. Wir haben anhand des Stadtplans versucht herauszufinden, wohin der Bulli gefahren sein könnte, insgesamt sind wir auf einundvierzig mögliche Tatorte gekommen. Wenn die Schätzungen des Opfers überhaupt stimmen.«
»Einundvierzig
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