Ein Tropfen Blut
Feldwege?«, zweifelte Hofmann überrascht.
»Anscheinend ist Bochum doch nicht so zubetoniert, wie es manchmal den Eindruck hat«, nickte Wielert bedauernd. »In der Gegend gibt es noch reichlich landwirtschaftliche Betriebe, außerdem ist Essen nur einen Katzensprung entfernt und dort sieht es ähnlich aus.«
»Haben sich inzwischen Zeugen gemeldet?«, fragte Heinzel. »Es gab doch diesen Zeitungsartikel.«
»Fehlanzeige«, bedauerte Schäfer. »Aber viel Hoffnung hat man diesbezüglich eh nicht investieren dürfen.«
»Das Kennzeichen des Bullis ist uns durch Frau Forell bekannt«, ergänzte Wielert. »Der Wagen wurde vor drei Wochen von einer Baustelle in Dahlhausen gestohlen.«
»Mir schwant Fürchterliches«, stöhnte Katharina.
»Immer der Reihe nach«, bat Wielert. »Frau Schäfer, Sie haben sich doch Ihre alten Kunden angeschaut. War da jemand dabei?«
»Keiner. Vor ein paar Jahren ist mal so etwas Ähnliches passiert, aber der damalige Täter sitzt noch. Fehlanzeige.«
»Einen Täter aus dem persönlichen Umfeld der Opfer können wir wohl ausschließen«, meinte Gassel ruhig. »Oder haben die beiden Frauen irgendetwas miteinander zu tun?«
»Keine Spur«, erklärte Schäfer. »Die wussten nicht von der Existenz der anderen. Einen abgeblitzten Liebhaber oder durchgedrehten Verehrer können wir wohl vergessen.«
»In der Nähe des Einkaufszentrums am Ruhr-Park hat sich der Täter dann seines Opfers entledigt«, kam Wielert wieder auf die Einzelheiten zu sprechen. »Dort konnten ebenfalls keine Spuren gefunden werden, Frau Forell wusste zudem auch nicht mehr genau, wo sie wieder frei gelassen worden ist. Bei dieser Gelegenheit hat der Täter im Übrigen das einzige Mal zu ihr gesprochen.«
»Und?«, fragte Hofmann sofort. »Glaubt sie, die Stimme wieder erkennen zu können?«
»Unser Mann hat geflüstert«, zertrümmerte Schäfer sofort den kleinen Hoffnungsschimmer.
»Uns liegt also lediglich eine vage Personenbeschreibung vor«, meinte Wielert. »Wahrscheinlich zwischen fünfunddreißig und fünfundvierzig Jahre alt, etwa eins fünfundsiebzig groß und kräftige Statur. Mehr haben wir nicht.«
»Prost«, schnaufte Katharina. »Passt ungefähr auf jeden siebten männlichen Bochumer Einwohner.«
»Ganz so wild ist es zwar nicht, bringt uns aber tatsächlich im Moment nicht weiter«, stimmte Wielert zu. »Und über die zweite Tat wissen wir noch weniger.«
»Konnte die Frau denn schon aussagen?«, fragte Heinzel.
»Frau Klein hat zwar eine Aussage gemacht, aber an vieles konnte sie sich nicht erinnern«, antwortete Schäfer. »Allerdings können wir davon ausgehen, dass die Tat ähnlich wie die erste ablief. Diesmal lauerte der Täter seinem Opfer unmittelbar vor der Wohnung auf, die ebenfalls in einer sehr abgelegenen Gegend liegt. Er hatte Zeit, Frau Klein in den Bulli zu zerren und dann noch den Wagen des Opfers an die Seite zu fahren, damit die Straße nicht blockiert wurde. Während dieser ganzen Zeit hat ihn niemand gesehen.«
»Am erstaunlichsten ist jedoch die Tatsache, dass er mitten auf der Straße auf sein Opfer gewartet hat«, ergänzte Wielert. »Nach den Erkenntnissen der Kriminaltechnik gab es sogar einen Kampf, bevor der Täter der Frau Klein habhaft werden konnte. An der Stelle, an der die Entführung stattfand, waren Blutspuren und Stofffasern auf der Straße. Vermutlich hat Frau Klein sogar Gelegenheit gehabt, um Hilfe zu rufen, aber selbst das hat den Mann nicht beeindruckt.«
»Ist der vielleicht schon mal andernorts in Erscheinung getreten?«, wollte Katharina wissen.
»Bisher wohl noch nicht«, schüttelte Wielert den Kopf. »Keines der ungeklärten Sexualdelikte in Deutschland passt zu der Vorgehensweise unseres Mannes. Wir haben es augenscheinlich mit einem Anfänger zu tun.«
»Das glaube ich nicht«, widersprach Gassel. »Beide Taten zeugen von einer immensen Skrupellosigkeit. Ich halte jeden Betrag, in irgendeiner Form ist der Täter schon einmal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Vielleicht ist das sein erstes Sexualdelikt, aber es würde mich nicht wundern, wenn wir die eine oder andere Gewalttat in der Vorgeschichte finden.«
»Erst mal müssen wir den Typ überhaupt finden«, meinte Hofmann leise.
»Und das wird schwer genug«, ergänzte Wielert. »Nach den uns vorliegenden Fakten zu urteilen, ist der Mann hoch intelligent und handelt sehr umsichtig. Das wird ein hartes Stück Arbeit.«
»Eines verstehe ich nicht«, überlegte Katharina. »Gehen wir von
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