Ein Tropfen Zeit
weiß nicht, wo sie wohnen.«
Sie sprach wieder ins Telefon: »Dick meint ja, obwohl ich nicht verstehe, woher er das wissen will, wenn er sie nicht kennt. Nun ja, wenn die Mutter hübsch ist, dann hat er sie sicher irgendwo gesehen, und darum weiß er, wer sie waren.« Sie machte eine Grimasse zu mir herüber. »Ja, tu das«, fuhr sie fort, »und wenn du sie am nächsten Wochenende sprichst, können wir sie auf einen Drink einladen, und Dick würde ihr vorgestellt werden. Also bis Freitag dann.«
Sie gab mir den Hörer zurück. Magnus lachte am anderen Ende der Leitung.
»Was soll das mit den Carminowes?« fragte ich.
»Das habe ich doch gut hingekriegt, findest du nicht auch?« entgegnete er. »Ich habe es auf jeden Fall vor, wenn wir Vita und die Jungens loswerden können. Inzwischen lasse ich meinen Burschen in London über Otto Bodrugan nachforschen. Er hat also ein scheußliches Ende gefunden, und es hat dich etwas mitgenommen?«
»Ja.«
»Roger war vermutlich auch wieder da. Hatte er seine Hand dabei im Spiel?«
»Nein.«
»Gott sei Dank. Hör zu, Dick, das ist wichtig: Auf keinen Fall noch einen Trip, es sei denn, wir machen ihn gemeinsam. Ganz gleich, wie stark die Versuchung ist. Du mußt durchhalten, wenn's auch schwerfällt. Ist das klar?«
»Ja.«
»Wie ich dir neulich schon sagte, werde ich die ersten Resultate aus dem Labor haben, wenn wir uns sehen. Aber jetzt Hände weg von der Sache. Ich muß gehen. Paß auf dich auf.«
»Ich will's versuchen«, sagte ich. »Auf Wiedersehen.«
Es war, als zerschnitte ich das einzige Band zwischen den beiden Welten.
»Kopf hoch«, sagte Vita, »in kaum drei Tagen ist er hier. Ist das nicht wunderbar? Und wie wär's, wenn du jetzt ins Badezimmer gingest und etwas für dein Auge tätest?«
Nachdem ich mein Auge gebadet hatte und Vita in der Küche verschwunden war, um Mrs. Collins zu sagen, daß Magnus zum Wochenende kommen würde, und zweifellos auch, um das Menü mit ihr zu besprechen, holte ich die Autokarte und suchte noch einmal nach Tregest. Vergeblich. Solch einen Ort gab es nicht mehr. Treesmill war eingezeichnet, das wußte ich, und Treverran, Trenadlyn, Trevenna – die letzten drei auch auf der Steuerliste für Laien –, aber sonst nichts. Vielleicht konnte Magnus die Erklärung von seinem Londoner Studenten erhalten.
Vita kam in die Bibliothek. »Ich habe Mrs. Collins nach den Carminowes gefragt«, sagte sie, »aber sie hat nie von ihnen gehört. Ist Magnus näher mit ihnen befreundet?«
Ich fuhr zusammen, als sie den Namen aussprach. Ich wußte, daß ich auf der Hut sein mußte, damit ich mich nicht wieder versprach.
»Ich glaube, er hat sie inzwischen aus den Augen verloren«, antwortete ich. »Vermutlich hat er sie eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Er kommt nicht oft herüber.«
»Sie stehen auch nicht im Telefonbuch. Ich habe nachgesehen. Was tut Oliver Carminowe?«
»Was er tut?« wiederholte ich. »Das weiß ich wirklich nicht. Ich glaube, er war in der Armee. Hatte irgendeinen Posten bei der Regierung. Danach mußt du Magnus fragen.«
»Und seine Frau ist sehr hübsch?«
»Ja, sie war hübsch«, sagte ich, »aber ich habe nie mit ihr gesprochen.«
»Aber du hast sie gesehen, seit du hierherkamst?«
»Nur von fern. Sie kennt mich nicht.«
»War sie damals hier, als du als Student hier wohntest?«
»Möglich. Aber ich habe sie oder ihren Mann niemals kennengelernt. Ich weiß kaum etwas von ihnen.«
»Aber du wußtest genug, um die Kinder zu erkennen, als du sie neulich sahst?«
Ich bemerkte, daß ich mich verwickelte. »Liebling«, sagte ich, »was soll das alles? Magnus erwähnte ganz nebenbei Namen von Freunden und Bekannten, und dazu gehörten die Carminowes. Das ist alles. Oliver Carminowe war vorher verheiratet, und Isolda ist seine zweite Frau, und sie haben zwei Kinder. Bist du nun zufrieden?«
»Isolda?« sagte sie. »Was für ein romantischer Name.«
»Nicht romantischer als Vita«, erwiderte ich. »Können wir sie nicht in Ruhe lassen?«
»Merkwürdig, daß Mrs. Collins nie von ihnen gehört hat«, sagte sie. »Sie weiß doch sonst über alles Bescheid, was in der Gegend passiert. Aber jedenfalls hat sie mir gesagt, daß es drüben an der Straße bei Mister Barton Reitställe gibt, und ich werde mit den Leuten etwas ausmachen.«
»Großartig«, sagte ich. »Warum willst du das nicht gleich tun?«
Sie starrte mich einen Augenblick an, dann drehte sie sich um und ging hinaus. Ich holte rasch mein
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