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Ein Tropfen Zeit

Titel: Ein Tropfen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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Taschentuch hervor und wischte mir die Stirn, auf der schon wieder Schweißperlen erschienen. Ein Glück, daß die Carminowes ausgestorben waren, sonst würde Vita garantiert irgendeinen Nachkommen zum Mittagessen einladen und dem Bedauernswerten peinliche Fragen stellen.
    Zwei, fast drei Tage waren noch zu überstehen, bis Magnus mir zu Hilfe kam. Es war nicht leicht, Vita abzuspeisen, wenn man ihre Neugierde einmal geweckt hatte, und typisch für Magnus' boshaften Witz, daß er den Namen der Carminowes erwähnt hatte.
    Der restliche Mittwoch verlief ohne Zwischenfall, und ich dankte dem Himmel, daß ich mich nicht ein einziges Mal verriet. Ich empfand es als solche Erleichterung, unsere Gäste los zu sein, daß alles andere nichts mehr ausmachte. Die Jungen gingen reiten und hatten dabei sicher genug Spaß, und Vita, die vermutlich ein Stimmungstief durchmachte – eine ganz normale Reaktion infolge des Katers –, war so vernünftig, nichts davon zu sagen und die Party vom vergangenen Abend mit keinem Wort mehr zu erwähnen. Wir gingen früh ins Bett und schliefen wie die Murmeltiere, und als wir am Donnerstag aufwachten, regnete es unaufhörlich. Mich kümmerte das wenig, aber Vita und die Jungen waren enttäuscht, denn sie hatten wieder einen Ausflug im Segelboot geplant.
    »Ich hoffe, es regnet nicht das ganze Wochenende«, sagte Vita. »Was soll ich bloß mit den Jungen anfangen, wenn es so wird? Du willst doch gewiß nicht, daß sie den ganzen Tag im Haus herumsitzen, wenn der Professor hier ist.«
    »Magnus hat sicher genug gute Ideen für sie und für uns«, sagte ich. »Und wahrscheinlich haben wir sowieso zu tun.«
    »Was habt ihr zu tun? Ihr wollt euch doch wohl nicht in dem seltsamen Zimmer im Keller einschließen?«
    Sie war der Wahrheit näher, als sie ahnte. »Ich weiß es noch nicht genau«, erwiderte ich ausweichend. »Er hat da eine Menge Papiere liegen, und vielleicht will er sie mit mir zusammen durchsehen. Geschichtliche Forschungsarbeiten und sowas. Ich habe dir schon von diesem neuen Hobby erzählt.«
    »Das könnte Teddy interessieren und mich auch«, sagte sie. »Es wäre nett, wenn wir alle zusammen mit einem Picknick irgendeine historische Stätte besuchen würden. Wie wär's mit Tintagel? Mrs. Collins sagt, Tintagel müßte man gesehen haben.«
    »Das ist wohl nicht so recht nach Magnus' Geschmack, und außerdem ist es von Touristen überlaufen. Wenn er ankommt, werden wir ja sehen, was er vorhat.«
    Ich fragte mich, wie wir die drei loswerden konnten, wenn Magnus den Steinbruch sehen wollte. Nun, das war sein Problem, nicht meines.
    Der Donnerstag schleppte sich hin, und ein trübseliger Spaziergang am Strand brachte mir kaum Erleichterung. Magnus hatte mir geraten, durchzuhalten, auch wenn es mich Schweiß kostete, und am Abend wußte ich, was er damit sagen wollte. Mir hatte dieses allgemein verbreitete Ärgernis bisher fast nie zu schaffen gemacht. In der Schule hatte ich nach starken körperlichen Anstrengungen wohl geschwitzt, aber doch nicht so stark wie manche meiner Mitschüler. Aber jetzt trat mir der Schweiß nach jeder geringfügigen Bewegung aus allen Poren, zuweilen sogar, wenn ich still saß, und was das Schlimmste war – er hatte einen merkwürdigen säuerlichen Geruch. Ich wünschte sehnlichst, niemand außer mir würde ihn bemerken.
    Das erste Mal, als mir das auffiel, nach dem Spaziergang am Strand, dachte ich es sei auf die sportliche Betätigung zurückzuführen, und nahm vor dem Essen ein Bad. Aber im Laufe des Abends, als Vita und die Jungen vor dem Fernsehschirm saßen und ich gemütlich im Musikzimmer Schallplatten hörte, fing es wieder an. Ein plötzliches klammes Kältegefühl, dann brach mir der Schweiß an Kopf, Nacken, in den Achselhöhlen und am übrigen Körper aus. Es dauerte vielleicht fünf Minuten, aber als der Anfall vorbei war, war mein Hemd völlig durchnäßt. Diese Nebenwirkung war offensichtlich eine neue Reaktion auf die Droge und versetzte mich in panische Angst. Ich schaltete den Plattenspieler aus und ging nach oben, um mich noch einmal zu waschen und umzuziehen, wobei ich mich fragte, was wohl geschehen würde, falls ich später, wenn ich neben Vita im Bett lag, einen weiteren Anfall erlitt.
    Meine Furcht und Nervosität machten mir den Abend nicht leicht, und Vita war einmal wieder besonders gesprächig. Sie redete noch, als wir uns auszogen und dann nebeneinander im Bett lagen. Kein Bräutigam hätte in der ersten Hochzeitsnacht

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