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Ein tüchtiges Mädchen

Ein tüchtiges Mädchen

Titel: Ein tüchtiges Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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kamen Solveig und Michael Seite an Seite auf das Haus zu, Michael im Reitanzug, Solveig in langen Hosen und soliden Stiefeln, die sie beim Reiten trug.
    Sie hatte glückstrahlend ja gesagt, als Michael sie fragte, ob sie Lust zum Reiten hätte. Und sie ließ sich unterrichten, war furchtlos und lernbegierig und amüsierte sich königlich.
    Wie passen sie doch gut zusammen, die beiden!
    Gerd lächelte. Und sie hatte gedacht, daß sie…!
    Nein, wie dumm von ihr! Niemals würde sie Michael so liebhaben, wie Solveig dies vielleicht konnte, wie Solveig ihn vielleicht schon liebhatte.
    „Nun, kleine Patientin, wie geht es?“
    Die Baronin kam herein.
    „Langweilen wir uns?“
    „Aber nein! Ich habe es ja so gemütlich.“
    „Wollen Sie die Tageszeitung haben? Übrigens soll ich Sie von Ihrem Chef grüßen. Mein Mann hatte gestern einen Brief von ihm. Er freut sich herzlich, daß es Ihnen bessergeht, und war sehr erschrocken, als er von einer Lungenentzündung hörte!“
    „Und ich bin so erleichtert, daß Mutti es nicht weiß. Solveig hat die Wahrheit ein bißchen frisiert und gesagt, ich hätte eine kleine Grippe.“
    „Das war vielleicht ganz klug. Heute lunchen Sie doch mit uns zusammen, nicht wahr?“
    „Ja, furchtbar gern…“
    Die Baronin ging wieder, und Gerd streckte die Hände nach einer Zeitung aus. Sie öffnete sie ohne besonderes Interesse. Immer noch empfand sie diese wunderliche Leere. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß sie jemals wieder froh werden würde.
    Es war die Göteborger Handels- und Schiffahrtszeitung, die sie in der Hand hielt. Sie überflog einige Überschriften, blätterte in den Seiten, um dann aufzufahren. Das Herz schlug ihr bis zum Halse.
    „Norwegisches Schiff hatte Stapellauf auf der Göteborgwerft. Reeder Langedals Neuerwerbung ist ein 6000 Tonnen großes Dieselmotorschiff. Es wurde getauft von Frau Schiffsreeder Langedal junior auf den Namen ,Ernette’.“
    Und das Bild! Das Bild der Taufpatin, wie sie die Champagnerflasche an den Schiffsbug warf, eine junge Dame mit einem strahlenden Lächeln und blonden Locken um ein Kleinmädchengesicht…
    Darunter stand:
    „Romantische Schiffstaufe. Mit dem Brautbukett in der Hand kam Frau Erna Langedal mit ihrem Gatten direkt vom Standesamt, um als erste Handlung in ihrer Eigenschaft als Schiffsreedergattin die ,Ernette’ zu taufen.“
    Ach Gott – Gott!
    Gerd stand auf und ging zur Tür. Sie wußte selbst nicht, was sie wollte. Sie blieb stehen, öffnete erneut die Zeitung, las wieder und immer wieder.
    Ja, das war Ernas Gesicht, es war Erna, die nun Frau Reeder Langedal war, aber warum, warum nur hatte Helge nichts von sich hören lassen? Herrgott, wo war er denn, was war los, daß er nicht…
    Nein, nur nicht mit anderen darüber sprechen. Es gab ja auch nichts zu reden. Nein, sie mußte sich sagen, wenn Helge nichts von sich hören ließ, da gab es nichts, was sie tun konnte, gar nichts.
    Sie mußte jetzt nachdenken, in Ruhe überlegen, allein mit sich selbst. Sie sank in den Stuhl, die Hände um die Zeitung verkrampft.
    Helge, ach Helge!
    In Oslo regnete es seit drei Tagen zäh und beharrlich.
    Fräulein Genz’ Kusine Eva wollte ins Büro und zog ihren Regenmantel an. Und als sie ihre Hände in die Tasche steckte, fand sie einen Brief. Herrje, was war denn das? Ein Brief? An die Büroleiterin Gerd Elstö? Himmel, war das nicht der, von dem sie glaubte, ihn längst in den Kasten gesteckt zu haben?
    Mit dem schlechtesten Gewissen von der Welt warf die junge Eva ihn in den ersten Briefkasten, der auf ihrem Weg lag.
    Als der Brief bei Myrseth und Sohn eintraf, fiel eine Zentnerlast von der Brust des kleinen Fräulein Genz. Sie adressierte ihn mit zitternder Hand sofort um und nahm sich die Freiheit, rasch zur Post zu laufen, um dort den Brief einzuwerfen. Dann ging er noch heute ab.
    Gerd erschien zum Lunch, schmal und blaß, aber trotzdem, ihre Augen hatten einen neuen Glanz, gerade, als ob eine schüchterne Hoffnung in ihr brenne.
    „Ein Brief für Sie, Fräulein Gerd“, sagte der Baron.
    Gerd warf einen Blick auf den dicken, maschinengeschriebenen Umschlag. Sie sah sich um, das Essen war noch nicht auf dem Tisch, da konnte sie wohl rasch hineinschauen.
    Sie machte das Kuvert auf. Dann sprang sie hoch vom Stuhl.
    „Verzeihung, bitte seien Sie nicht böse, ich muß… ich kann keinen Lunch essen…Verzeihung…“Und weg war sie.
    Die anderen sahen sich an.
    „Arme Kleine, wenn es nur keine schlechten Nachrichten sind“,

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