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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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auf einem Unterarm, die im Sonnenlicht leuchten ...
    Und nun erzählte sie mir, ohne daß ich sie erst fragen mußte, daß sie im Krankenhaus behandelt werde und daß es ja immer »die Kinder« gebe, die sich um sie kümmerten, für sie einkauften und kochten und den Garten in Ordnung hielten. Mehr als einmal sagte sie, was für ein Glück sie doch habe. Mehr als einmal sagte sie auch, daß sie es nur, vielen herzlichen Dank, mir und dem jungen Mr. Ripple zu verdanken habe ... Nein, es sei alles in Ordnung, es gebe nichts, was ich tun könne, sie sei sehr glücklich mit den Kindern.

    Ich trank meinen Tee aus, und wir standen gemeinsam auf. Aber sie setzte sich sofort wieder und gab mir zu verstehen, daß ich den Weg zur Tür wohl selber finden müsse. Dorota war im vorderen Zimmer und wollte eben einen Koffer ins Schlafzimmer tragen. Ich dankte ihr für den Tee, und sie lächelte. Nicht mehr als höflich, aber dennoch ein Lächeln. Ich mußte sie einfach fragen.
    »Sie scheinen sich sehr gut um Mrs. Bradecki zu kümmern. Ich hoffe, es ist immer jemand ...«
    Sie hob den Koffer an und ließ mich nicht ausreden.
    »Muß immer jemand dasein. Einer kann nicht gehen, bevor nicht ein anderer da ist.«
    Sie runzelte die Stirn, und in ihrer Stimme schwang leichte Verärgerung mit. Sie waren für Mrs. Bradecki verantwortlich. Natürlich. Sie waren ihre Kinder.
    Dann war ich an der Tür. Ich wollte dieses Lächeln noch einmal sehen, bevor ich ging, um mich daran erinnern zu können.
    »Der Garten sieht absolut phantastisch aus. Wenn Sie sich nicht darum kümmern, wird nicht lange gefackelt, hat sie mir gesagt.«
    Sie stellte den Koffer ab und deutete auf sich. »Ich allein habe diesen Stuhl gemalt. Sehen Sie!« Sie machte einige ausholende Pinselbewegungen und wirkte sehr zufrieden mit sich.
    Ich wich erschrocken zurück und strich mir mit den Fingern über Haare und Mantel, als hätte sie mich mit Farbe vollgespritzt. »Huch. Nicht so stürmisch«, sagte ich verstimmt.
    Es war kein Lächeln, was ich bekam. Es war ein Lachen, eine Art ersticktes Kreischen. Die Augen verdreht. Zähne. Den Rest können Sie sich vorstellen. Oder andersherum, genau das versuche ich, nicht die ganze Zeit zu tun — das und daß ihre Hand kurz in meiner lag ...
     
    Ungefähr eine Woche später. Mir geht es nicht gut. An diesem Nachmittag nahm ich ein Schlafmittel und schlief bis in den Abend, so daß ich jetzt, kurz vor Mitternacht, nicht schlafen kann. Ich habe ein leeres Blatt in die Schreibmaschine gespannt. Reine Gewohnheit — leer bleiben die Blätter in letzter Zeit immer häufiger... Um die Zeit herumzubringen, hier ein paar Nachträge.

    Wieder Mr. Fogarty. Er schlich sich an der Bushaltestelle von hinten an mich heran und flüsterte: »Dachte mir, Sie sollten das erfahren.«
    Nachdem ich mich von dem Schreck erholt hatte, erwiderte ich: »Was denn?«
    »Fogarty ist gar nicht mein richtiger Name.«
    »Und wie heißen Sie dann wirklich?«
    »Wetherby-Featherstone, wenn Sie es unbedingt wissen wollen.«
    »Verstehe.«
    »Dachte, Sie sollten das wissen, das ist alles, Professor, Sie mit Ihrer unermüdlichen Suche nach der Wahrheit.«
    »Zufällig weiß ich das bereits. Sie sehen Ihrem Zwillingsbruder so ähnlich. War ein guter Freund von mir.«
    Er nickte nachdenklich, den Zeigefinger an der Schläfe. »Das ist aber sehr eigenartig. Er hat mir etwas ganz anderes erzählt.«
    Und mit seinem üblichen Zwinkern, das er diesmal jedoch um einen Knuff ergänzte, ließ er mich stehen.
     
    Ein Anruf von Mrs. Felix vor ein paar Wochen: Sie hätten zwei alte nepalesische Teppiche gekauft und wollten meine Meinung dazu. Ich hatte die Ausrede, daß ich krank sei, und fing an, zu husten und zu näseln. Sie meinte, ich klänge auch so. Sie war sehr freundlich, sogar respektvoll. Ich wollte sie glauben machen, ich sei ein Einsiedler, in meine Gelehrsamkeit versunken, nicht ganz von dieser Welt. Ich muß mir eine Redeweise angewöhnen, die dazu paßt ... »Wie schön«, erwiderte ich. »Hatte selber zwei Nepaleser, als ich noch im Haus war. In der spätmittelalterlichen Zickzacktradition.« Hatte ich natürlich nicht.
    Frage mich, warum Annelise mir letztes Weihnachten keine Karte geschickt hat. Sehr gute Nachrichten — endlich das Baby — oder sehr schlechte — eine Fehlgeburt. So oder so, ein überquellendes Herz kann nicht schreiben. Oder ganz einfach, einige Leute verschwinden aus dem Bewußtsein. Nächstes Weihnachten vielleicht... Vom Vikar

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