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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Gedanke kam Alistair allerdings erst, als sie schon vor Lord Vales Haus standen. Er hätte sie besser nicht mit auf diesen früh nachmittäglichen Besuch bei einem Viscount und einer Viscountess genommen. Andererseits hatte sie gesagt, dass sie mit Lady Vale befreundet sei, weshalb seine Bedenken vielleicht müßig waren.
    Glücklicherweise machte der Butler just in diesem Moment die Tür auf. Nachdem sie ihre Namen genannt hatten, ließ er sie mit einer Verbeugung ein und führte sie in einen großen Salon. Kurz darauf platzte auch schon Vale ins Zimmer.
    „Munroe!", rief der Viscount höchst erfreut, eilte auf Alistair zu und schüttelte ihm die Hand. „Und ich dachte schon, man müsste die Burg sprengen, um Sie aus dem alten Gemäuer zu locken!"
    „Viel hätte nicht gefehlt", brummelte Alistair und hielt Vales Hand mit festem Griff, um sich die eigene nicht im Überschwang des anderen zerquetschen zu lassen. „Sie haben Mrs Fitzwilliam schon kennengelernt?"
    Vale war ein hochgewachsener Mann mit Händen und Füßen, die zu groß schienen für seinen Körper, was ihn wie einen übereifrigen Welpen wirken ließ. Sein Gesicht war lang und schmal, tiefe Falten zogen sich von der Nase zum Mund hinunter, was ihm stets einen etwas betrübten Ausdruck verlieh, wenn er nicht sprach. Für gewöhnlich gab er sich jedoch offen und fröhlich, ein wenig närrisch sogar, was schon so manchen in falscher Sicherheit gewiegt hatte.
    Jetzt jedoch, als Alistair Helen vorstellte, wurde Vales Miene seltsam ausdruckslos. Alistair machte sich auf alles gefasst. Zwar brauchte er Vales Hilfe, aber wenn dieser Helen brüskieren sollte, würde er sie ohne Rücksicht auf die Konsequenzen verteidigen. All seine Muskeln spannten sich; es geschah ganz instinktiv.
    Doch dann huschte ein Lächeln über Vales Gesicht, und er machte einen Schritt auf Helen zu, nahm ihre Hand und beugte sich darüber. „Welch eine Freude, Mrs Fitzwilliam.”
    Gerade hatte der Viscount sich wieder aufgerichtet, als auch schon Lady Vale in den Salon kam. Fast lautlos bewegte sie sich, doch Vale schien ihre Gegenwart zu spüren.
    „Sieh nur, wer uns besuchen kommt, liebste Gemahlin! ", rief er und drehte sich nach ihr um. „Munroe hat seine trostlose Einöde verlassen, um sich in den Londoner Trubel zu stürzen. Ich finde, dafür sollten wir ihn zum Dinner einladen." Er wirbelte wieder zu Alistair herum. „Sie kommen doch heute Abend, nicht wahr, Munroe? Und Sie auch, Mrs Fitzwilliam. Ich verginge vor Enttäuschung, wenn Sie nicht kämen."
    Alistair nickte knapp. „Es wäre uns eine Freude, mit Ihnen zu dinieren, Vale. Aber ich hatte gehofft, heute Nachmittag etwas Geschäftliches mit Ihnen besprechen zu können. Eine dringliche Angelegenheit."
    Vale neigte den Kopf zur Seite und musterte ihn mit dem aufmerksamen Blick. eines Spürhunds. „Dringlich, sagten Sie?"
    „Soll ich Ihnen vielleicht den Garten zeigen, Mrs Fitzwilliam?", erbot sich Lady Vale diskret.
    Alistair dankte ihr mit einem kurzen Nicken und sah den beiden Damen hinterher, als sie den Salon verließen.
    Als er sich wieder Vale zuwandte, fand er dessen allzu wachen Blick noch immer auf sich gerichtet.
    „Mrs Fitzwilliam ist eine reizende Frau", bemerkte Vale mit einem Lächeln.
    Alistair verkniff sich eine scharfe Bemerkung und meinte stattdessen: „Genau genommen wollte ich ihretwegen mit Ihnen sprechen."
    „So?" Vale schlenderte zu einem kleinen Beistelltisch und hielt eine Karaffe hoch. „Brandy? Noch etwas zu früh am Tage, ich weiß, aber Ihre Miene lässt vermuten, dass wir einen Schluck brauchen könnten."
    „Danke." Alistair nahm das Kristallglas entgegen und trank einen Schluck, spürte, wie ihm der Brandy in der Kehle brannte. „Lister hat Helens Kinder in seiner Gewalt."
    Vale ließ sein Glas auf halbem Wege zum Mund verharren. „Helen?"
    Alistair bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick.
    Vale tat es mit einem Achselzucken ab und trank einen Schluck. „Wenn ich mich recht entsinne, sind es auch seine Kinder, oder?"
    „So ist es."
    Vale hob fragend die Brauen.
    Ungehalten schüttelte Alistair den Kopf. „Die Kinder interessieren ihn nicht im Geringsten — er hat es auf Helen abgesehen. Indem er ihr die Kinder verwehrt, will er sie zwingen, zu ihm zurückzukehren."
    „Und ich nehme an, Sie möchten nicht, dass sie wieder in Listers Arme sinkt."
    „Nein." Alistair leerte sein Glas in einem Zug und verzog das Gesicht. „Das möchte ich nicht."
    Er wartete auf eine

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