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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Zudem strahlte sie, seit Helen sie vor über einem Monat das letzte Mal gesehen hatte, eine neue Gelassenheit aus, die ihr sehr gut stand.
    „Und, werden Sie zu ihm gehen?", fragte Lady Vale ruhig.
    „Ich ..." Helen blickte auf die Teetasse in ihrem Schoß. „Ich möchte es natürlich nicht. Aber was bleibt mir anderes übrig, wenn es die einzige Möglichkeit ist, meine Kinder wiederzusehen?"
    „Und was ist mit Sir Alistair?"
    Stumm sah Helen sie an.
    „Mir ist aufgefallen ..." Lady Vale zögerte taktvoll. „Nun, Sir Alistair ist Ihretwegen extra nach London gekommen."
    „Oh, er war sehr nett zu den Kindern", beeilte Helen sich zu sagen. „Ich glaube fast, sie sind ihm ans Herz gewachsen."
    „Und Sie?", fragte die Viscountess.
    „Ich vielleicht auch."
    „Was denkt er denn darüber?"
    „Ihm gefällt die Vorstellung, ich könne zu Lister zurückkehren, natürlich nicht." Helen sah die Viscountess ganz offen an. „Aber kommt es darauf an? Meine Kinder brauchen mich. Und ich brauche sie."
    „Aber wenn Sir Alistair sie zu Ihnen zurückbringen kann?"
    „Was dann?", fragte Helen so leise, dass es kaum mehr als ein Flüstern war. „Welches Leben könnte ich mit ihm haben? Ich will nicht wieder die Mätresse eines Mannes werden, doch es scheint keine andere Möglichkeit zu geben, mit ihm zusammen zu sein."
    „Heirat?”
    „Davon hat er nie gesprochen." Helen schüttelte den Kopf und lächelte schwach. „Ich kann kaum glauben, derlei hier so offen mit Ihnen zu besprechen. Verurteilen Sie mich denn gar nicht?"
    „Nein, warum sollte ich? Immerhin war ich es, die Sie nach Castle Greaves geschickt hat."
    Ungläubig starrte Helen sie an. Eine steile Falte stand zwischen Lady Vales Brauen, und mit einer Hand rieb sie sich den Bauch. Doch als sie Helens Blick auf sich spürte, sah sie auf und lächelte still.
    Helens Augen weiteten sich. „Sie haben ...?"
    Lady Vale nickte. „Oh ja, das habe ich."
    „Aber ... Sie hätten mal sehen sollen, wie schmutzig es dort war!"
    „Ich gehe davon aus, dass es das jetzt nicht mehr ist", erwiderte Lady Vale seelenruhig.
    Helen schnaubte. „Zumindest nicht mehr überall. Es gibt immer noch Ecken, in die ich mich nur mit einem Eimer kochendem Wasser und Seifenlauge wage. Ich fasse es einfach nicht, dass Sie mich dorthin schicken konnten, wo Sie doch wussten, wie es dort aussieht!"
    „Er brauchte Sie."
    „Seine Burg brauchte mich", stellte Helen klar.
    „Sir Alistair auch. Auf mich hat er sehr einsam gewirkt. Und ein Wunder haben Sie schon vollbracht — Sie haben ihn dazu bewegt, nach London zu kommen."
    „Der Kinder wegen."
    „Ihretwegen", beharrte Lady Vale sanft.
    Wieder senkte Helen den Blick auf ihre Tasse. „Glauben Sie das wirklich?"
    „Ich weiß es", erwiderte die Viscountess prompt. „Mir ist nicht entgangen, wie er Sie im Salon angesehen hat. Er muss tiefe Gefühle für Sie hegen."
    Helen nippte an ihrem Tee und wusste nicht, was sie sagen sollte. Es war alles so privat, so neu und so verwirrend, und sie war sich nicht mal sicher, ob sie überhaupt mit jemand anderem darüber reden wollte — auch nicht mit Lady Vale, die doch so gut zu ihr gewesen war.
    Einen Moment saßen sie schweigend und tranken ihren Tee.
    Dann fiel Helen auf einmal etwas ein. Sie stellte ihre Tasse ab. „Oh, ich hatte ganz vergessen, Ihnen zu sagen, dass ich die Reinschrift des Märchens von den vier Soldaten beendet habe!"
    Lady Vale lächelte erfreut. „Wirklich? Das ist wunderbar. Haben Sie sie dabei?"
    „Nein, es tut mir leid, das habe ich vergessen ... " Sie hatte bei all der Sorge um die Kinder sagen wollen, schüttelte aber einfach nur den Kopf.
    „Das macht nichts", sagte die Viscountess. „Ich muss sowieso erst jemanden finden, der es mir binden kann. Könnten Sie die Reinschrift wohl solange für mich aufbewahren, und ich schreibe Ihnen dann, wohin Sie sie schicken sollen, sobald ich denjenigen gefunden habe?"
    „Natürlich", sagte Helen, doch in Gedanken war sie längst wieder bei Abigail und Jamie. Ob die beiden in Sicherheit waren? Ob ihnen warm genug war? Ob sie um ihre Mutter weinten? Und würde sie die beiden jemals wiedersehen?
    Auf einmal schmeckte der Tee bitter. Bitte, lieber Gott, lass mich meine Kinder wiedersehen.
    „Der Earl of Blanchard gibt eine Lunchgesellschaft zu Ehren des Königs", fiel Vale plötzlich ein. „Und Lister ist unter den geladenen Gästen."
    Sie waren noch immer im Salon und Vale mittlerweile bei seinem dritten Glas Brandy, was sich

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