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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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süffisante Bemerkung Vales, doch der sah nachdenklich aus und murmelte nur: „Interessant."
    „Ach ja?" Alistair trat an ein kleines Bücherregal, starrte blicklos auf die Buchtitel. „Lister weigert sich, mich zu empfangen. Helen lässt er vor, aber ich will nicht, dass sie sich auch nur in seine Nähe begibt. Ich muss herausfinden, wo die Kinder stecken, muss mir überlegen, wie man sie befreien kann, und ich muss persönlich mit dem Mann sprechen."
    „Und was dann?", fragte Vale ruhig. „Wollen Sie ihm ins Gewissen reden oder ihn zum Duell fordern?"
    „Ich wage zu bezweifeln, dass er einlenken wird." Düster starrte Alistair noch immer auf die Buchrücken. „Wenn es sein muss, habe ich auch kein Problem damit, ihn herauszufordern."
    „Sehr undiplomatisch", fand Vale. „Ich nahm an, Sie besäßen mehr Raffinesse."
    Alistair zuckte die Schultern, konnte sich seine Gefühle selbst nicht erklären.
    „Ich frage mich, was diese Frau Ihnen eigentlich bedeutet", sinnierte der Viscount. „Sie ist nicht zufällig Ihre Mätresse?"
    „Ich ... nein." Irritiert drehte Alistair sich nach Vale um. „Hat Ihre Frau Ihnen nicht erzählt, dass sie Mrs Fitzwilliam als Haushälterin zu mir geschickt hat?"
    „Sie ahnen ja gar nicht, was eine Frau ihrem Gatten so alles verschweigt", meinte Vale. „Meine Ehe hat mich aller Illusionen beraubt. Aber ja, schlussendlich hat meine liebe Gemahlin sich doch dazu herabgelassen, mir zu verraten, weshalb sie in letzter Zeit so mit sich zufrieden schien." Vale goss sich Brandy nach. „Wenngleich die Umstände, die Sie sich wegen einer Haushälterin machen, kein gutes Licht auf die Bedienstetensituation in Schottland werfen. Gute Kräfte müssen rar gesät sein." Mit großen Augen sah er Alistair an und genehmigte sich einen Schluck.
    „Sie ist mir mehr als eine Haushälterin", knurrte Alistair.
    „Na wunderbar!" Vale schlug ihm herzhaft auf den Rücken. „Wird auch Zeit. Ich begann schon mich zu sorgen, dass Ihre wichtigsten Teile vom langen Nichtgebrauch verkümmert oder gar abgefallen seien."
    Alistair spürte, wie ihm ganz ungewohnte Hitze den Hals hinaufkroch. „Vale ..."
    „Was natürlich nur bedeutet, dass meine liebe Gemahlin geradezu unerträglich triumphieren wird", sagte Vale in sein leeres Glas. „Sie neigt zu einer gewissen Selbstzufriedenheit, wenn einer ihrer Pläne aufgegangen ist, und gewiss sind Sie längst dahintergekommen, dass meine Gattin Ihnen Mrs Fitzwilliam nicht ohne Hintergedanken geschickt hat."
    Alistair schnaubte nur und hielt Vale erneut sein Glas hin. Frauen und ihre wunderlichen Machenschaften konnten ihn nicht mehr erschüttern.
    Vale schenkte ihm nach. „Erzählen Sie mir von den Kindern."
    Alistair schloss sein Auge, holte tief Luft und rief sich ihre ihm so lieb gewordenen Gesichter in Erinnerung. Als er Abigail das letzte Mal gesehen hatte, war sie rot vor Zorn und den Tränen nahe gewesen. Verdammt, er wollte eine Chance, das wiedergutzumachen. Inständig hoffte er, sie zu bekommen.
    „Es sind zwei, ein Junge und ein Mädchen, fünf und neun Jahre alt. Sie waren noch nie zuvor von ihrer Mutter getrennt." Er sah wieder auf und blickte Vale ganz offen an. „Ich brauche Ihre Hilfe, Vale."
    „Der Duke of Lister hat Sie also gefunden", stellte Lady Vale nüchtern fest.
    „Ja", erwiderte Helen und blickte in ihre Tasse.
    Lady Vale hatte ihnen Tee und Gebäck in den Garten bringen lassen. Um sie her standen die Blumen in schönster Pracht, Bienen summten von Blüte zu Blüte, sonst war kein Laut zu hören. Es war ein schöner, friedlicher Ort, und doch konnte Helen die Tränen kaum zurückhalten.
    Sanft legte Lady Vale ihr die Hand auf den Arm. „Es tut mir leid." Helen nickte. „Ich dachte, ich wäre weit genug fort, um mit meinen Kindern von ihm nicht gefunden zu werden."
    „Das dachte ich auch.” Lady Vale nippte an ihrem Tee. „Allerdings bin ich zuversichtlich, dass es meinem Mann und Sir Alistair gelingen wird, die Kinder zu Ihnen zurückzubringen."
    „So Gott will! ", sagte Helen aus tiefster Seele. Sie wusste nicht, was sie ohne ihre Kinder tun sollte, konnte sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. „Lister hat mir angeboten, dass ich sie zurückbekäme, wenn ich zu ihm zurückkehre."
    Da wurde Lady Vale ganz still, saß aufrecht und reglos da, ihre hellbraunen Augen ruhig und klar auf Helen gerichtet. Sie war keine schöne Frau — ihr Gesicht eher unscheinbar, ihr Haar mausbraun —, dennoch waren ihre Züge einnehmend.

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