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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Zehenspitzen und gab ihm einen keuschen Kuss auf den Mund, doch als er sie an sich ziehen wollte, entschlüpfte sie ihm.
    An der Turmtür warf sie noch einmal einen Blick über die Schulter. „Vielleicht später am Abend?" Damit huschte sie hinaus und schloss die Tür leise hinter sich.
    „Ich mag keinen Fisch", quengelte Jamie, als sie nach ihrer kleinen Wanderung mit Miss McDonald und Miss Munroe heimwärts trotteten. „Warum müssen wir heute Abend Fisch essen?"
    „Weil es sonst Verschwendung wäre, ihn gefangen zu haben", sagte Abigail. Sie war ganz außer Atem, weil Puddles unterwegs beschlossen hatte, dass er nicht mehr laufen wollte, weshalb sie und Jamie ihn abwechselnd getragen hatten. „Es wäre eine Sünde, den Fisch jetzt nicht zu essen."
    „Ich habe ihn nicht gefangen!", trumpfte Jamie auf.
    „Ungerecht, nicht wahr?", meinte Miss McDonald fröhlich. „Dass man dazu verdammt ist, den Fisch zu essen, obwohl man am Fang völlig unschuldig ist."
    „Phoebe", knurrte Miss Munroe, „du hast die falsche Einstellung."
    „Weißt du was?", raunte Miss McDonald Jamie zu. „Ich werde mich heute Abend an Suppe und Brot satt essen. Ich kann Fisch auch nicht ausstehen."
    „Phoebe!"
    „Wenn wenigstens mal ein Yorkshire Pudding anbeißen würde ...", sinnierte Miss McDonald, „... dann würde ich den Fang auch essen."
    Jamie kicherte, und auch Abigail musste lächeln. Dachse hatten sie auf ihrer Wanderung zwar keine gesehen, aber es war trotzdem ein schöner Ausflug gewesen. Miss Munroe war ziemlich streng, aber sie wusste viele interessante Dinge, und Miss McDonald war richtig lustig.
    „Ah, da wären wir", sagte Miss Munroe, sowie sie in Sichtweite der Burg kamen. „Ich könnte jetzt einen Tee und ein paar Muffins brauchen. Noch jemand?"
    „Ich auch! ", rief Jamie sofort, der die leckeren kleinen Teekuchen besonders liebte.
    „Hervorragend, dann sind wir ja schon zwei.” Miss Munroe strahlte Jamie an.
    „Was soll ich mit Puddles machen?", fragte Abigail mit Blick auf den Welpen, der in ihren Armen eingeschlafen war.
    „Wir sollten uns endlich einen vernünftigen Namen für den armen Hund einfallen lassen", murmelte Miss McDonald.
    „Hat er keinen Platz in der Küche?", fragte Miss Munroe.
    „Doch, wir haben eine alte Kohlenkiste für ihn gefunden", erwiderte Jamie stolz.
    „Hmm. Am besten legt ihr noch etwas Stroh und eine alte Decke hinein", sagte Miss Munroe.
    „Ich schaue mal im Stall nach", erbot sich Abigail.
    „Gutes Mädchen", sagte Miss Munroe. „Wir heben dir auch ein paar Muffins auf."
    Die anderen verschwanden in der Burg, während Abigail weiter zu den Stallungen ging.
    „Vielleicht finden wir ja eine Decke oder einen alten Mantel für dich", flüsterte sie dem schlafenden Welpen zu. Als hätte er sie verstanden, zuckte sein flaumiges Ohr kurz im Schlaf.
    Wenn man aus der Sonne hereinkam, war es im Stall ziemlich dunkel. Einen Moment blieb Abigail am Tor stehen, bis ihre Augen sich ans Zwielicht gewöhnt hatten. Dann ging sie an den leeren Boxen vorbei. Griffin, Sir Alistairs großes Reitpferd, und das Pony, das sonst den Einspänner zog, standen im hinteren Teil des Stalls. Hier würde sie wohl auch frisches Stroh finden. Als sie näher kam, hörte sie es schnauben, und eines der Tiere mit den Hufen stampfen, doch dann hörte sie noch etwas anderes. Das Gebrabbel eines Mannes.
    Abigail blieb stehen. Puddles sträubte sich, als sie ihn fest an ihre schmale Brust drückte. Wieder schnaubte das Pferd, und dann trat Mr Wiggins aus einer der Boxen und hielt irgendetwas in seinen Armen. Abigail wollte auf dem Absatz kehrtmachen und davonlaufen, doch da hatte der kleine Mann sie auch schon entdeckt.
    „Was willst'n hier?", fauchte er sie an. „Spionierst mir nach, was? Spionierst mir hinterher?"
    Und da sah sie, dass er einen großen Silberteller in den Armen hielt. Abigail schüttelte heftig den Kopf und wich zurück, konnte den Blick aber kaum von dem Teller wenden.
    Mr Wiggins kniff die Augen böse zu Schlitzen zusammen. „Wenn du das irgendwem erzählst — und damit mein ich auch ihn — schneid ich dir die Kehle durch, ist das klar? Und deiner Mama und deinem kleinen Bruder, denen schneid ich auch die Kehle durch, klar?"
    Abigail brachte kein Wort heraus und nickte nur heftig.
    Er machte einen Schritt auf sie zu, und mit einem Mal funktionierten ihre Beine wieder. Im Nu hatte sie sich umgedreht und rannte, so schnell sie konnte, den langen Gang hinunter und zum Tor hin aus.

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