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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Verräter von Spinner's Falls würde zahlen für das, was er getan hatte!
    Es klopfte an der Tür. In Gedanken anderswo, drehte er sich um. „Ja?"
    „Das Essen ist aufgetragen, Sir", rief eines der Mädchen, ehe es wieder die Treppe hinunterpolterte.
    Alistair trat wieder an seinen Schreibtisch und nahm Etiennes Brief noch einmal zur Hand. Er starrte darauf, fluchte leise, faltete ihn zusammen und stopfte ihn in eine bereits völlig überfüllte Schublade. Ehe er etwas unternahm, musste er in Ruhe nachdenken, vielleicht auch Vale über die neue Information in Kenntnis setzen, aber jetzt gab es erst mal Abendessen.
    Als er sich dem Speisezimmer näherte, hörte er von Weitem schon Jamies helle Stimme; er machte irgendeine Bemerkung über Fisch. Allein der Klang entlockte ihm ein Lächeln. Seltsam, wie eine Kinderstimme — etwas, das keine zwei Wochen zuvor noch seinen Ärger erregt hätte — ihn auf einmal lächeln ließ. War er wirklich so sprunghaft? Der Gedanke irritierte ihn, also verdrängte er ihn. Warum an die Zukunft denken, wenn die Gegenwart doch viel schönere Freuden bereithielt?
    Als er ins Speisezimmer trat, musste er feststellen, dass alle anderen bereits bei Tisch saßen. Helen hatte sich aus unerfindlichen Gründen so weit wie nur irgendmöglich von ihm entfernt am anderen Ende des Tisches niedergelassen. Da saß sie nun, mied seinen Blick so betont, dass es auffälliger nicht hätte sein können, und errötete leicht. Eine gute Lügnerin würde sie nie werden, und er verspürte den leichtfertigen Impuls, sie hier, vor seiner Schwester und den Kindern, zu küssen. Was er natürlich nicht tat. Stattdessen ging er zu seinem Platz am Kopf der Tafel, wich Sophias unergründlichem Blick aus und setzte sich. Heute Abend saß Sophia zu seiner Rechten, Miss McDonald an ihrer anderen Seite. Zu seiner Linken saß aus ebenso unerfindlichen Gründen Jamie, neben ihm Abigail, die seltsam niedergeschlagen wirkte. Ihre Mutter saß, wie gesagt, in sicherer Entfernung neben ihrer Tochter; so weit weg von ihm, dass er praktisch Fahnen schwingen müsste, um sich mit ihr zu verständigen.
    Einer der Lakaien brachte eine dampfende Platte gebratenen Fischs herein.
    „Ah, lecker!", rief Alistair und rieb sich in freudiger Erwartung die Hände. Er hatte schon seit Monaten keine frischen Forellen mehr gehabt, obwohl sie zu seinen Leibspeisen gehörten. „Hier haben wir ein wahres Prachtexemplar für dich." Mit einer Gabel spießte er die größte Forelle auf und beförderte sie auf Jamies Teller.
    „Danke", sagte Jamie kleinlaut und schaute ziemlich unglücklich drein.
    Miss McDonald hüstelte in ihre Serviette.
    Alistair hob die Brauen und wandte sich an seine Schwester. „Ist irgendetwas?"
    „Nein, nichts", erwiderte Sophia und warf ihrer Begleiterin einen tadelnden Blick zu. „Aber vielleicht würde Jamie lieber mit einem kleineren Fisch beginnen."
    Alistair schaute Jamie fragend an. „Ist das so?"
    Der Junge nickte kläglich.
    „Dann esse ich deinen Fisch, und du bekommst meinen leeren Teller", sagte Alistair. „Nimm dir doch etwas von dem Brot." Bei dem Vorschlag hellte Jamies Miene sich sichtlich auf.
    „Bringen Sie uns noch etwas Marmelade", wies Alistair den Lakaien mit gesenkter Stimme an. „Und was ist mit dir, Abigail? Möchtest du Fisch?"
    „Ja", flüsterte sie kaum hörbar und nahm sich eine Forelle, als ihr die Platte gereicht wurde, stocherte dann aber nur mit der Gabel darin herum.
    Alistair wechselte einen Blick mit Helen, die nur den Kopf schüttelte und ebenso ratlos zu sein schien wie er.
    Vielleicht war dem Mädchen nicht wohl. Besorgt runzelte Alistair die Stirn und trank einen Schluck Wein. In Glenlargo gab es zwar einen Doktor, aber der gute Mann verstand sich praktisch nur auf Aderlässe, und Alistair würde sich — geschweige denn das Kind — nur ungern seinen Heilkünsten anvertrauen. Wahrscheinlich fand sich erst in Edinburgh wieder ein qualifizierter Arzt.
    Wenn Abigail wirklich krank war, würde er sie selbst in die Stadt fahren. Kinderkrankheiten durfte man nicht unterschätzen; allzu oft fanden sie kein gutes Ende. Verdammt! Vielleicht hätte er die Kinder nicht in aller Herrgottsfrühe wecken sollen. Hatten sie sich am Bach womöglich verkühlt? Oder hatte Abigail sich überanstrengt? Die Theorie, dass Frauen sich durch bloße Anstrengung ein Nervenfieber zuziehen könnten, war ihm zwar schon immer unhaltbar — um nicht zu sagen: selten dumm — erschienen, aber nun, da er

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