Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
heiratet?«
»Das bezweifle ich«, entgegnete Rounton. »Sicher würde es die Wogen ein wenig glätten. Was aber ist, wenn die Hochzeit gar nicht stattfinden kann?«
»Es geht das Gerücht, dass Gina die Nacht nicht mit Marquis Bonnington, sondern mit einem Manne namens Wapping, einem Angestellten, verbracht hat«, erklärte Stephen. »Und nun bestehen Zweifel, ob Bonnington noch an einer Heirat interessiert ist.«
»Das ist doch Unsinn!«, fauchte Cam. »Wapping ist der Lehrer, denn ich ihr geschickt habe. Ich bin ihm in Griechenland begegnet und habe ihn hergesandt.«
Rounton nickte. »Daran können Euer Gnaden erkennen, wie wichtig Ihre Stimme sich bei diesem unglückseligen Debakel auswirken wird. Wenn Sie einige Tage bei der Hausgesellschaft verweilen und deutlich machen, dass Wapping Ihr Angestellter ist, wird dies viel dazu beitragen, den Argwohn der Leute zu besänftigen.«
Cams Miene war angespannt. »Gina hat mir in vielen wortreichen Briefen geschrieben, wie sehnlich sie Bonnington zu heiraten wünscht. Da muss jemand etwas falsch verstanden haben.«
»Ich zweifle nicht im Geringsten, dass dies die Wahrheit ist«, sagte Rounton. »Und nachdem Euer Gnaden Ihre Ansicht zu dem Thema deutlich gemacht haben, wird die Gesellschaft Ihrem Beispiel folgen. Denn immerhin sind Sie ihr Ehemann.«
»Wohl kaum. Ein paar lumpige Minuten am Altar vor zwölf Jahren berechtigen mich kaum zu diesem Titel. Ich mag nicht einmal von Gina als meiner Ehefrau sprechen. Sie und ich sind uns sehr wohl bewusst, dass wir nicht wirklich verheiratet sind.«
»Ich schlage vor, wir beide fahren nach East Cliff«, sagte Stephen. »Einen oder zwei Abende lang bin ich entbehrlich. Du weißt es vielleicht nicht, Cam, aber das Parlament tritt erst wieder Anfang November zusammen.«
»Natürlich weiß ich das, du Depp!«
Stephen hob die Schultern. »Da du ja nie Interesse daran gezeigt hast, deinen Platz im Oberhaus einzunehmen … «
Ein verschlagenes Grinsen huschte über Cams Gesicht. »Du magst zwar älter geworden sein, Stephen, aber du hast dich kein bisschen verändert. Du warst immer derjenige, der sich der Verantwortung stellte, während mein Charakter mir vorgab, mich davor zu drücken«, fuhr er fort. »Ich sehe keinen Anlass, ausgerechnet jetzt meine rundum angenehmen Gewohnheiten zu ändern. Ich habe Arbeit, die zu Hause auf mich wartet.«
»Ich finde, dass du es Gina schuldig bist«, insistierte sein Cousin.
»Du verstehst nicht. Ich habe zu tun.«
Stephen schaute ihn kritisch an. »Warum kannst du diese Arbeit nicht hier tun? Auch hier gibt es Stein und Meißel – und schöne Frauen, die dir Modell sitzen können.«
»Ich bin mitten in der Arbeit an einem prächtigen Stück rosa Marmor. Weißt du, wie viel Zeit ich bereits vergeudet habe, weil ich nach England reisen musste?«
»Spielt das etwa eine Rolle?«, fragte Stephen mit der Unverschämtheit des Politikers, der von seiner eigenen Wichtigkeit im großen Gefüge der Welt überzeugt ist.
»Ja, das tut es, verflucht noch mal!«, blaffte Cam. »Wenn ich nicht arbeite … nun ja, für mich ist es das Einzige, das zählt.«
»Ich habe die Proserpina gesehen, die Sladdington dir letztes Jahr abgekauft hat. Ein ganz anständiges Stück.«
»Aber schon ein wenig gewagt, nicht wahr? Jetzt arbeite ich an einer Diana. Einer züchtigen Göttin. Mein Modell ist natürlich Marissa.«
»Natürlich«, murmelte Stephen. »Ich meine, dass du es Gina schuldest«, betonte er noch einmal. »Sie ist schon fast ihr ganzes Leben lang mit dir verheiratet. Und da du ewig außer Landes warst, kannst du es ihr nicht verübeln, wenn sie ein wenig Staub aufwirbelt. Wenn sie aber die Herzoginnenwürde verliert, wird sie wahrscheinlich aus der Gesellschaft verstoßen. Ich glaube nicht, dass sie weiß, wie brutal die feine Gesellschaft mit einer Exherzogin mit beschädigtem Ruf umspringen kann.«
Cams Messer rutschte an dem Dartpfeil ab und kappte dessen Spitze. »Verdammt!« Er warf den Pfeil auf den Boden.
»Wir fahren zusammen«, schlug Stephen vor. »Ich besorge dir einen neuen Marmorstein, dann kannst du an einer weiteren Proserpina arbeiten.«
Cam verzog verächtlich die Lippen. »Höre ich da einen abfälligen Unterton, Vetter? Magst du etwa keine römischen Göttinnen?«
Stephen antwortete nicht.
»Oh, na schön«, lenkte Cam ein. »Ich lasse meine Diana im Stich. Ich hoffe nur, dass Marissa während meiner Abwesenheit nicht zu viel Gewicht zulegt. Sonst muss ich sie auf
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