Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
tun.«
Cam blickte auf. »Und meine Herzogin zählt zu diesem Kreise?«
Tuppy lächelte verzagt. »Ganz recht, Euer Gnaden. Ich glaube, sie ist eine der engsten Freundinnen meiner Frau.«
»Reden Sie mich nicht so geschwollen an«, sagte Cam ungeduldig. »Ich kann diesen Firlefanz nicht ausstehen. Nennen Sie mich Cam, wenn ich bitten darf. Warum haben Sie mir nicht schon gestern enthüllt, dass unsere Frauen befreundet sind?«
»Ich hätte nicht gedacht, dass dies so wichtig wäre«, erwiderte Tuppy erstaunt.
»Gina hatte es immer schon faustdick hinter den Ohren. Weißt du noch damals, als sie uns zum Angeln gefolgt ist, Stephen?« Cam wandte sich wieder an Tuppy. »Wir wollten sie nicht mitnehmen, weil sie ein Mädchen ist. Da ist sie uns heimlich gefolgt und hat uns das Mittagessen gestohlen, während wir angelten.«
Stephen schnaubte vor Lachen. »Das hatte ich ja ganz vergessen!«
»Und was hat sie damit gemacht? Weggeworfen?«, fragte Tuppy.
»Nein, das wäre ja viel zu einfach gewesen. Wir hatten ihr gesagt, sie könne nicht mit, weil Mädchen ja keinen Wurm anfassen können, ohne zu kreischen. Also hat sie sorgfältig jede Pastete und jeden Kuchen aufgeklappt und Würmer dazwischengesteckt. Sogar den Korb hat sie sauber mit Würmern ausgelegt.«
»Nachdem wir den ersten Schreck überwunden hatten«, setzte Stephen fort, »fanden wir den Einfall großartig. Denn wir hatten nun zwar kein Mittagessen mehr, dafür aber Köder für eine ganze Woche.«
Cam grinste. »Am nächsten Tag haben wir Gina natürlich mitgenommen.«
»Sie hat mehr Fische gefangen als jeder von uns.«
»Wenn ich jetzt so darüber nachdenke«, sinnierte Cam, »dann passt es durchaus zu Gina, sich mit derart zügellosen Freundinnen zu umgeben.«
»Soweit ich weiß, tun sie und ihre Freundinnen nichts anderes, als Skandale zu provozieren«, berichtete Tuppy. »Manchmal glaube ich, meine Frau hat mich nur deshalb verlassen, weil es als langweilig gilt, mit dem eigenen Ehemann zusammenzuleben.«
Stephen warf ihm einen sonderbaren Blick zu. »Das ist ein außergewöhnlich leichtsinniger Grund, den ehelichen Banden zu entfliehen«, bemerkte er.
Tuppy zuckte die Achseln. »Keine von ihnen hat ihren Ehemann bei sich. Ihre Frau« – er nickte Cam zu – »hat Sie, doch Sie leben im Ausland. Esme Rawlings hat einen Gatten, doch sie leben schon seit einer Ewigkeit getrennt. Wohlgemerkt, auch er macht kein Hehl aus seinen Affären. Die Letzte war übrigens Lady Godwin.«
»Oh«, machte Stephen. »Das ist doch Rees Hollands Frau, nicht wahr?«
»Der wiederum hat sich eine Opernsängerin in sein Haus in Mayfair geholt«, erzählte Tuppy. »Zumindest wird das behauptet.«
Stephen runzelte die Stirn.
»Also sind sie alle ohne Ehemann und können tun und lassen, was ihnen gefällt«, sagte Cam nachdenklich.
Schweigen breitete sich über die kleine Gruppe, nur unterbrochen von dem leisen Schaben, wenn Cams Messer über den Pfeil glitt.
4
Häusliche Freuden
Troubridge Manor, East Cliff
Emily Troubridge hielt sich für eine wahrhaft glückliche Frau. Vor ungefähr zwanzig Jahren hatte sie das Glück gehabt, einen Mann zu heiraten, dessen hervorstechende Eigenschaften seine Lebensjahre und seine Aktien an der Londoner Börse waren, denn von beidem besaß er enorm viel. Tatsächlich war ihr Gemahl, wie ihr ein Cousin noch am Morgen der Hochzeit zugeflüstert hatte, mit doppelt so vielen Falten wie Methusalem und mit mehr Reichtümern als Midas gesegnet.
Niemand hatte Emily indes zur Ehe gezwungen. Nachdem Troubridge verkündet hatte, dass er den Reizen der jungen Miss Emily erlegen war, die Fügsamkeit mit zu erwartender Fruchtbarkeit verband, nahm Emilys Mutter kein Blatt vor den Mund, als sie die Vorteile der Verbindung aufzählte. Troubridge war alt und würde seiner blutjungen Frau infolgedessen nicht allzu lange zur Last fallen. Er war reich, mithin würde sie sowohl auf dem Lande als auch in der Stadt über eine Zofe verfügen können – und über mehr betrunkene Lakaien, als sie jemals benötigte!
Und tatsächlich tat Lord Troubridge schon bald seinen letzten Atemzug. Zu Emilys kaum verhohlener Erleichterung erlitt er nach nur zwei Monaten ehelicher Freuden einen Herzanfall. Nach der Beerdigung folgten zwei bange Wochen, in denen sowohl Familie als auch Bekannte darauf lauerten, ob Emilys Fruchtbarkeit ihre Schuldigkeit getan hatte, doch nachdem sich keinerlei Nachwuchs einstellte, fasste Lady Troubridge den Vorsatz, es sich
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