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Ein unerhörtes Angebot

Ein unerhörtes Angebot

Titel: Ein unerhörtes Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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gesagt.“
    Ihre reuelose Bemerkung ließ ihn trocken auflachen. „Sie sind eine sehr ergebene Schwester und den Fehlern Ihres Bruders gegenüber völlig blind.“
    „Ganz im Gegenteil. Ich mache mir keine Illusionen über Georges Charakter. Es ist schwach und dumm von ihm, seiner Frau zu erlauben, ihn so zu demütigen. Nein, meine Ergebenheit gehört ganz meiner Schwester Charlotte.“ Unwillkürlich tat Helen einen Schritt auf Sir Jason zu, so, als könne sie die Ernsthaftigkeit ihrer Lage deutlicher machen, wenn er nur den Ausdruck in ihren Augen las.
    Sie blickte auf in sein ausgeprägt männliches Gesicht. Während sie dabei war, ihren Appell an ihn zu formulieren, schoss ihr durch den Kopf, was für ein atemberaubend gut aussehender Mann er doch war. „Sie wissen sicher, dass Westlea House schon seit Generationen meiner Familie gehört. Es war Papas Wunsch, dass Charlotte und ich hier wohnen bleiben. Selbst in dem Falle, dass wir beide geheiratet hätten, sollte unser Heim nicht veräußert werden. Unser Vater wäre entsetzt, wenn er wüsste, dass sein Sohn mit einer schamlosen Ehebrecherin vermählt ist und das Haus, in dem er aufwuchs, für eine erbärmliche Summe verkaufen will.“
    „Sie glauben, dass ich vorhabe, Sie zu betrügen?“
    Helen war sich der Strenge von Jasons Blick bewusst, als er sie abwartend ansah. „Sie sind Geschäftsmann und sehr erfolgreich, wie ich höre. Ich gebe nicht vor, viel davon zu verstehen, aber sicher werden Sie die für Sie günstigsten Bedingungen aushandeln wollen.“
    „Ich beabsichtige, einen fairen Preis zu zahlen, und George kann Ihnen und Ihrer Schwester nicht den Ihnen zustehenden Anteil vorenthalten.“
    „Wir haben kein schriftlich niedergelegtes Anrecht auf das Haus.“ Helens Augen füllten sich mit Tränen hilfloser Wut, und sie wandte sich abrupt ab. Dabei streifte ihr langes dunkles Haar Jasons Hand. „Westlea House gehört George, und wir können ihn nur an das Versprechen erinnern, das unser Vater ihm abnahm. Aber George hat seine Zusagen schon gebrochen, als er uns unseren Unterhalt entzog.“ Helen drehte sich wieder zu Jason um und hielt den Atem an, als sie seinen Blick auf ihren Mund gerichtet sah. Plötzlich wurde sie sich bewusst, wie nah beieinander sie standen. Hastig trat sie einen Schritt zurück, und dann noch einen.
    In einem Augenblick der Unvorsichtigkeit hatte sie einem Mann gegenüber, den sie kaum kannte und dem sie gewiss nicht vertrauen durfte, viel zu viel preisgegeben. Er war der Feind ihres Bruders – und vielleicht auch ihrer. Erst jetzt kam ihr der Gedanke, dass er dieses Wissen zu seinen Gunsten ausnützen könnte. Helen spürte, wie der Mut sie verließ. Es drängte sie, in einen Sessel zu sinken und sich haltlos auszuweinen. Selbstverständlich würde sie es nicht wirklich tun, weil Charlotte entsetzt wäre, ihre verlässliche große Schwester in solcher Verzweiflung zu erleben. Um Himmels willen, dachte sie plötzlich erschrocken. Charlotte wird jeden Moment nach Hause kommen.
    Wenn ihre jüngere Schwester sie in der Gesellschaft dieses ihr unbekannten Gentlemans vorfand, würde sie eine Unmenge von Fragen stellen, die zu beantworten Helen sich und ihr gern erspart hätte. „Ich muss Sie bitten, zu gehen, Sir. Meine Schwester kehrt bald von ihren Morgenbesuchen bei Freunden zurück, und … ich möchte ungern in die Verlegenheit geraten, Ihre Anwesenheit erklären zu müssen.“ Ohne auf eine Erwiderung zu warten, ging Helen mit raschem Schritt zur Tür des Salons und öffnete sie.
    Jason nickte und nahm seine Entlassung eher amüsiert hin. Im Foyer blieb er kurz stehen und ließ den Blick vielsagend auf einer Stelle ruhen, wo die Tapete sich von der Wand gelöst hatte. „Sie beabsichtigen wirklich, hierzubleiben?“
    Helen nickte. „Das Haus birgt viele glückliche Erinnerungen an meine Eltern und meine Kindheit.“
    Jason sah sich gedankenverloren um. „Auch ich erinnere mich an jene Tage … an Sie …“ Sein Blick ruhte plötzlich wieder auf ihr.
    Die Art, wie er sie betrachtete, war beunruhigend und ließ Helen erneut erröten. Er erinnerte sich an sie. Vor zehn Jahren hatte sie sich nicht jeden Bissen vom Mund absparen müssen wie heute und war weder mager noch bleich gewesen. Sie hatte modische Garderobe besessen. Mit fünfzehn war sie schön gewesen.
    Dass er ihre elende Erscheinung hinnahm, als sei sie nichts Ungewöhnliches, war kaum zu ertragen. Helen hätte sogar Überraschung oder Widerwillen

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