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Ein unerhörtes Angebot

Ein unerhörtes Angebot

Titel: Ein unerhörtes Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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verärgert war.
    Als er sich aufrichtete, fürchtete sie, dass sie die Gelegenheit verpasst hatte und er im Begriff stand zu gehen. „Ich muss mich auch bei Ihnen entschuldigen“, sagte sie hastig. „Ich war unhöflich. Es gehörte sich nicht, Sie unverblümt mit einem so heiklen Thema zu konfrontieren. Ich meine … Ihre Verbindung mit Georges Frau geht mich nichts an. Mein Bruder kann selbst für sich einstehen, ohne dass ich mich einmischen müsste.“
    „Kann er das? Mir kam der Gedanke, dass er Sie vielleicht zu mir geschickt hat.“
    Helen senkte verlegen den Blick. Es war tatsächlich die wütende Bemerkung ihres Bruders gewesen, die sie auf die Idee gebracht hatte, Sir Jason aufzusuchen. „Warum sollte er so etwas tun?“, fragte sie trotzdem. „Sie würden dem, was ich sage, kaum Aufmerksamkeit schenken.“
    „Aber genau das tue ich doch.“
    Helen betrachtete ihn nachdenklich. Er hatte nicht sarkastisch geklungen, allerdings konnte sie nicht sicher sein. „Wenn Sie das wirklich so meinen, Sir, muss ich die Gelegenheit nutzen, um …“ Sie zögerte und runzelte in dem Bemühen, diplomatisch vorzugehen, die Stirn. Unverblümte Ehrlichkeit würde kaum gut aufgenommen werden. Was sollte es ihn interessieren, dass Charlotte und sie ein beschwerliches Leben führten, weil seine Mätresse durch und durch selbstsüchtig und habgierig war?
    Der Verlust ihres Unterhalts und der Mitgift von Charlotte, der unmittelbar bevorstehende Verkauf von Westlea House – all das war nur geschehen, weil George eine Frau geheiratet hatte, die das Geld gedankenlos zum Fenster hinauswarf. Die Vorstellung, dass sie sich nun an den Geliebten eben dieser raffgierigen Person wenden musste, um wenigstens das Dach über dem Kopf zu behalten, trieb Helen die Zornesröte in die Wangen. Sie würde dieses verflixte Geschöpf jedoch nicht wieder erwähnen, sondern sich darauf konzentrieren, ihr Zuhause zu retten.
    „Mein Bruder wird von seinen Gläubigern bedrängt, und deswegen will er Westlea House veräußern. Aber es ist mein Heim und das meiner Schwester Charlotte.“
    Sir Jason kam mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf die Füße. „Und Sie haben gehört, dass ich es zu kaufen gedenke.“
    „Ja“, erwiderte sie schlicht.
    „Sie wollen nicht, dass ich es bekomme?“
    „Es ist eher so, dass ich es nicht verlieren möchte“, berichtigte sie ihn.
    Sir Jason blieb mit dem Rücken zum kalten Kamin stehen und ließ den Blick über die Decke schweifen, die von Rissen durchzogen war. „Ich denke, Sie werden an einem anderen Ort bequemer leben können. Die Wartung eines solchen Hauses ist sehr teuer.“
    „Wir möchten gern bleiben“, erklärte Helen entschieden.
    „George hat für eine andere Unterkunft für Sie und Ihre Schwester gesorgt, und Sie möchten dennoch hier leben?“
    „Ja, in der Tat.“ Helen holte tief Luft. Also wusste er, dass George sie in einer zwielichtigen Gegend unterzubringen gedachte. „Unser Zuhause mag heruntergekommen sein, aber ich fürchte, selbst ein noch so luxuriöses Haus am Rowan Walk wäre inakzeptabel. Ich kann es nicht dulden, dass meine Schwester und ich dorthin geschickt werden.“
    Jason trat auf Helen zu, die erregt aufgesprungen war. Nun verstand er ihre Empörung. „Rowan Walk?“, wiederholte er ungläubig. „Was in aller Welt hat er sich dabei gedacht, seine Schwestern in einer solchen Gegend unterzubringen?“
    „Er dachte an das, was er sich leisten kann“, erwiderte Helen prompt. „Ich bin sicher, dass er etwas Passenderes ausgesucht hätte, wenn seine Frau nicht so viel Geld für Kleider und Hüte und anderen Putz vergeuden würde, mit dem sie Sie beeindrucken will.“ Erschrocken biss Helen sich auf die Unterlippe.
    „Fahren Sie fort“, bat Jason leise.
    „Nun gut, wie Sie wollen“, versetzte sie trotzig, als wüsste sie, dass sie zu weit ging, und dennoch konnte sie nun nichts mehr aufhalten. „Mein Bruder kann sich kaum noch vor seinen Gläubigern retten, und meine Schwester und ich sind in Gefahr, unser Zuhause zu verlieren, weil Ihre Mätresse eine selbstsüchtige Verschwenderin ist. Ob Sie es nun gewusst haben oder nicht, Sir, Sie sind der indirekte Grund für unsere Leiden.“
    Es war zu spät, um die Wahrheit höflicher einzukleiden, aber Helen senkte wenigstens ihre Stimme, als sie fortfuhr: „George kann die Rechnungen der Schneiderinnen nicht bezahlen …“
    „Und dafür trifft mich die Schuld?“
    „Das habe ich Ihnen doch gerade eben

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