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Ein unerhörtes Angebot

Ein unerhörtes Angebot

Titel: Ein unerhörtes Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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spürte, wie ihr Herz einen Satz tat, dann wurde sie ganz atemlos vor Freude. „Wer ist es, Betty?“
    „Oh, nicht der Gentleman, Ma’am.“ Betty machte keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung. „Es ist Mr. Drover. Er weigert sich, mir zu sagen, was er will, also habe ich ihn diesmal auf der Eingangstreppe stehen lassen.“
    Helen ging entschlossen zur Tür und öffnete sie. „Mein Bruder ist immer noch nicht hier, Mr. Drover“, verkündete sie ohne Begrüßung. „Und ich erwarte ihn auch so bald nicht mehr. Es tut mir sehr leid, aber ich kann Ihnen nicht helfen.“
    „Ich bin nich’ wegen dem gekommen.“ Verlegen drehte der Mann seinen Hut in den Händen. „Möcht’ mich entschuldigen, dass ich vorhin so ’n bisschen hitzköpfig war … am Ende meiner Geduld, Sie verstehen.“ Er räusperte sich. „Der andere Gentleman hat die Rechnung beglichen. Und ich hab Ihnen die Dinge gebracht, die Sie neulich bei meinem Lieferjungen bestellt hatten.“
    „Sir Jason Hunter hat die Rechnung …“, sagte Helen mit schwacher Stimme.
    In dem Moment wurde ihr bewusst, dass Betty hinter ihr stand, und sie warf einen erschrockenen Blick über ihre Schulter. Die weit aufgerissenen Augen der jungen Dienstbotin und ihr offen stehender Mund zeigten deutlich ihr großes Interesse an den Vorgängen. Doch bevor Helen sie hineinschicken konnte, versorgte Samuel Drover die neugierige Zuhörerin mit einer weiteren fesselnden Enthüllung.
    „Der Gentleman hat Geld auf Ihren Namen gutschreiben lassen, also müssen Sie sich wegen dieser Lieferung nicht das Köpfchen zerbrechen.“ Er nickte zu seinem Fuhrwerk hinüber, und nach einigen Augenblicken fragte er höflich: „Soll ich die Sachen hereinbringen lassen?“
    „Ja bitte.“ Helens Antwort kam fest und entschlossen, wenn auch nach einem kaum merklichen Zögern.
    Mr. Drover senkte den Blick und verbeugte sich, bevor er an die Arbeit ging.
    Helen hob stolz das Kinn. „Bitte mach Feuer im Salon und in den Schlafzimmern, Betty. Und nachdem wir die Lebensmittel begutachtet haben, überlegen wir uns, was es zum Abendessen geben soll.“
    „Ja, Ma’am“, antwortete Betty begeistert.
    Plötzlich erklang Charlottes Stimme hinter ihnen. Ihre Schwester musste das Gespräch mit Mr. Drover mit angehört haben. „Du liebe Güte! Glaubst du, George fühlt sich so schuldig wegen heute Nachmittag, dass er endlich die Rechnung bezahlt und uns etwas Verpflegung geschickt hat?“
    Helen wäre fast in lautes Gelächter ausgebrochen, doch sie lächelte nur trocken. Sie wollte ihre Schwester nicht belügen, aber sie würde ihr auch nicht die ganze Wahrheit sagen, bis sie wusste, wie sie es ihr am besten beibringen konnte. Überdies war Charlotte im Augenblick zu sehr mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt, um Interesse für unwichtige Haushaltsdinge aufzubringen, selbst wenn sie ein schmackhaftes Mahl und ein warmes Schlafgemach zur Folge hatten. Helen sah ihrer Schwester an, dass sie schon jetzt wieder ganz in ihre bedrückenden Gedanken versunken war. „Warum machst du dich nicht ein wenig frisch, Charlotte? Bürste dir das Haar und wasch dir das Gesicht, bevor wir dinieren.“
    Charlotte atmete tief durch, nickte und wandte sich zum Gehen. Als sie die Treppe schon halb hinaufgestiegen war, drehte sie sich wieder zu Helen um und bat sie mit herzerweichend trauriger Stimme: „Versprichst du mir, dass du Philip sehr bald aufsuchst? Bitte sag ihm, wie leid es mir tut, und …“
    „Mach dir keine Sorgen, Charlotte“, unterbrach Helen sie und lächelte nachsichtig. „Ich habe dir doch versprochen, dass ich mit ihm rede, also werde ich es auch tun.“
    Beruhigt eilte Charlotte davon, und im nächsten Moment erschien Betty mit dem Kohleneimer.
    Helen wurde ganz heiß bei dem Gedanken daran, was in Betty und Mr. Drover vorgehen musste. Zweifellos waren beide auf die Frage, warum der elegante Gentleman sich plötzlich um die häuslichen Belange ihrer Familie kümmerte, zu der gleichen Antwort gelangt. Und Helen konnte es ihnen nicht verdenken. Schließlich hatte auch sie selbst von Sir Jason wissen wollen, wieso er sich so großzügig zeigte. Sie hatte allerdings keine zufriedenstellende Antwort erhalten und war immer noch im Ungewissen über seine Beweggründe. Die Vorstellung, es könnten Mitleid oder Barmherzigkeit sein, war ihr ein Gräuel.
    Es stand ihr selbstverständlich frei, den Händler mit seinen Waren wieder fortzuschicken. Auch würde es Charlotte und ihr letztendlich gelingen,

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