Ein unerhörtes Angebot
die Situation zu retten.
„Du kannst nicht wissen, was ich erwarte, Helen“, versetzte Jason leise. „Und das ist einer der Gründe, weswegen wir unser Gespräch fortführen müssen. Wenn ich nicht abgelenkt worden wäre“, er warf ihr einen belustigten Blick zu, „hätten wir die Frage schon im Park klären können. Eine andere Sache, über die wir reden müssen, sind deine Hintergedanken in dieser Angelegenheit.“
Helen errötete bis unter die Haarwurzeln. Scheinbar wollte er ihr vorwerfen, dass sie eine ausgekochte Dirne war. „Ich weiß, Sie müssen mich für schockierend dreist halten, dass ich Ihnen … ein solches Angebot mache, aber ich habe meine Gründe.“
„So leicht bin ich nicht zu schockieren, meine Liebe“, erklärte er trocken. „Trotzdem würde ich deine Gründe gern hören.“
Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Mit einer derartigen Inquisition hatte sie nicht gerechnet. Jason wusste doch, dass ihr Mann gestorben war und sie ein mehr als genügsames Leben führte. Konnte er sich denn ihre Gründe nicht vorstellen? Helen hatte gehofft, dass ihn nichts weiter interessieren würde, wenn er sie wirklich begehrte.
„Ich habe nichts dagegen, sie Ihnen zu nennen, aber ich möchte lieber nicht zu Ihnen fahren und dort Ihrer Schwester begegnen müssen. Mir erschiene das unziemlich, wo wir so bald schon …“ Sie brach verlegen ab.
„Beatrice würde sich daran erinnern, dass du eine gute Freundin von früher bist, die sie sehr lange nicht mehr gesehen hat. Und bis jetzt ist noch nichts geschehen, das dich beunruhigen müsste.“
Helen sank in den gut gepolsterten Sitz zurück. Ihre Wangen röteten sich vor Scham. Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass Jason seine Meinung geändert haben könnte. Vielleicht hatte ihr Verführungsversuch ihn so wenig beeindruckt, dass er sich aus der Vereinbarung herauswinden wollte. Ein letzter Rest ihres Stolzes kam ihr zu Hilfe. „Wenn Sie glauben, Sie haben Ihre Entscheidung zu hastig getroffen, und möchten sie jetzt neu überdenken, könnte ich das gut verstehen. Ich werde die Angelegenheit nie wieder erwähnen.“
Er stieß einen leisen Fluch aus, aber Helen hörte ihn nicht, weil er den Phaeton so überraschend wendete, dass sie erschrocken nach Luft schnappte. Sie klammerte sich, so gut es ging, an der Seite des Gefährts fest, das Jason in rasender Geschwindigkeit zurück zum Hyde Park lenkte.
Einige Minuten später kam der Phaeton zum Stehen, und Helen sah sich leicht benommen um. Sie befanden sich an genau der Stelle, an der sie auch vorhin gehalten hatten. Wie zuvor, war außer ihnen keine Menschenseele zu sehen.
Jasons Blick heftete sich finster auf sie. „Da wir weder zu dir noch zu mir fahren können, werden wir hier etwas länger verweilen müssen. Was habe ich gesagt, dass du glaubst, ich begehre dich nicht mehr?“
Helen wurde blass und sah ihn flehend an.
„Tu nicht verschämt deswegen, Helen“, sagte er leise. „Wir wissen beide, worüber wir reden. Ich werde dir eine carte blanche bieten für das Privileg, das Bett mit dir teilen zu dürfen, wann immer mir danach zumute ist. Oder denkst du erst jetzt ernsthaft darüber nach, welche Folgen für dich damit verbunden sind, wenn du meine Geliebte wirst?“
„Natürlich nicht!“, rief Helen empört. „Wenn Sie glauben, ich hätte mich leichten Herzens dazu durchringen können, mich Ihnen als Mätresse anzubieten, dann irren Sie sich gewaltig!“
„Jason. Unter den gegebenen Umständen könntest du dich vielleicht noch dazu durchringen, mich zu duzen“, neckte er sie lächelnd.
„In Ordnung“, flüsterte sie trotzig. „Jason.“
Er musste über ihren aufrührerischen Gesichtsausdruck lachen. „Ich habe meine Meinung ganz und gar nicht geändert, meine Liebe. Im Gegenteil, du hast mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen kann. Aber ich muss sicher sein, dass du genau weißt, auf was du dich einlässt.“
„Das tue ich“, erwiderte sie mit fester Stimme, obwohl es nicht ganz stimmte und sie umso unsicherer wurde, je länger sie darüber nachdachte. „Ich denke, Sie … du weißt, dass ich nicht lange verheiratet war. Doch ich bin nicht völlig unerfahren, was die Leidenschaft zwischen Mann und Frau angeht, und die Freude, die sie einander schenken können. Ich weiß genug …“
„Das ist es nicht“, unterbrach Jason sie beinahe schroff und fügte ruhiger hinzu: „Ich danke dir allerdings für diese entzückende Neuigkeit.“
„Mach
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