Ein unerhörtes Angebot
dich nicht über mich lustig!“
Jason lächelte nur. „Ich meinte die Auswirkungen, die unsere Affäre auf dein Leben haben wird. Wenn es sich herumspricht, dass du meine Geliebte bist, werden die Klatschbasen uns kaum verschonen. Allerdings rechne ich nicht damit, dass man lange über uns tratscht. Einige deiner Nachbarn und Bekannten werden dich vielleicht schneiden, und es wäre unziemlich, dich zu einigen gesellschaftlichen Ereignissen mitzunehmen.“
„Das alles habe ich bedacht“, erklärte Helen ruhig und ohne seinem Blick auszuweichen. „Und da du vermutlich zu galant bist, diese Dinge zu erwähnen, werde ich es für dich tun. Eines Tages wirst du meiner müde sein. Und selbst bevor das geschieht, gehe ich davon aus, dass du mir nicht treu bleiben wirst. Du brauchst nicht zu befürchten, dass ich dir eine Szene machen könnte, solltest du dich nicht ausschließlich mir widmen.“
Jason sah sie nachdenklich an. „Ich bin nicht sicher, ob du geeignet bist, meine Mätresse zu werden, Helen. Du klingst vielmehr wie die vollkommene Ehefrau, meine Liebe.“
„Es wäre mir lieber, Sie würden keine Scherze darüber machen, Sir. Ich versuche lediglich, fair und praktisch zu sein.“ Sie war wieder zur formelleren Anrede zurückgekehrt, und er hob vielsagend die Augenbrauen. „Falls ich berechnend erscheine, Jason“, sagte sie und sprach seinen Namen betont langsam aus, „so ist das nicht meine Absicht. Ich möchte allerdings auch nicht der Heuchelei beschuldigt werden.“
„Und was ist mit Liebe und Heirat?“
Helen musterte ihn erstaunt. Sie hatte nicht erwartet, dass er ausgerechnet dieses Thema ansprechen würde. Aber sie beruhigte ihn rasch. „Ich verspreche dir, dich nicht mit einer Liebeserklärung oder sonstigen Forderungen in Verlegenheit zu bringen.“ Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich durfte die Zuneigung eines wunderbaren Mannes erfahren. Ich war nur kurze Zeit seine Frau, doch ich war glücklich und habe nicht den Wunsch, mir einen anderen Gatten zu suchen. Meine Erinnerungen reichen mir völlig.“
Jason sah sie mit ausdrucksloser Miene an, bevor er lächelnd nickte. „Und was ist mit mir? Oder glaubst du womöglich, ein Wüstling hätte kein Recht auf Liebe und eine Ehefrau?“
Helen errötete bestürzt. „Nein, Sir! Jason“, verbesserte sie sich schnell. „Ich weiß, dass du eine Geliebte hast, aber ich nahm an, wenn du tiefere Gefühle für sie hegtest, würdest du mein Angebot einfach ausschlagen.“
Jason sah sie nur weiter fragend an.
Helen knetete rastlos ihre Finger. „Ich nahm an, dass du Mrs. Tucker bestimmt nicht mit einer Rivalin verletzen würdest, wenn du sie liebtest.“ Sie wusste nicht, warum ihr eine Antwort von ihm so wichtig war, aber sie wartete mit angehaltenem Atem darauf. Jason allerdings blieb weiterhin stumm, und sie suchte nach irgendeiner Bemerkung, die sein Schweigen brechen würde.
„Mir ist selbstverständlich klar, dass du eines Tages die Tochter eines Edelmanns heiraten und deine eigene Familie gründen wirst. Und ich habe bereits versprochen, dass ich kein Aufhebens darum machen werde, wenn unsere Affäre zu Ende ist.“
„Du hast wirklich an alles gedacht“, sagte Jason leise. „Warum glaubst du, dass ich die Tochter eines Edelmanns ehelichen möchte?“
Sie zuckte die Achseln. „Es erscheint mir nur naheliegend, dass ein reicher Gentleman diesen Wunsch hegt.“ Sie wollte lieber nicht erwähnen, dass George ihr von Jasons Ambitionen erzählt hatte, eine Frau mit eindrucksvoller Ahnengalerie zu heiraten.
„Mir erscheint es eher naheliegend, dass ein reicher Gentleman es nicht nötig hat, so etwas zu tun … es sei denn, er wäre in die Dame verliebt.“
„Bist du in jemanden verliebt?“, fragte sie ihn atemlos.
„Ich bin nicht sicher“, antwortete er gelassen.
Helen schluckte den Kloß herunter, der sich plötzlich in ihrer Kehle gebildet hatte. Sie war nicht so unbedarft zu glauben, dass ein Gentleman sich keine Mätresse hielt, nur weil er sich in ein unschuldiges Mädchen verliebt hatte. Aber sie ärgerte sich über sich selber, weil ihr dieser Gedanke nicht gekommen war. Schließlich verkehrte Jason in den besten Kreisen. „Ich möchte nicht neugierig erscheinen, doch wenn deine Gefühle anderweitig vergeben sind und du bald eine Dame zu deiner Frau machen willst, bin ich nicht sicher, dass ich das …“ Sie presste erschrocken die Lippen zusammen, weil sie ihm fast verraten hätte, dass sie es vielleicht nicht
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