Ein unerhörtes Angebot
ganz anders aufgetreten, als du sie mit Gewalt nach Hause gezerrt und dem Jungen die saftige Abfuhr erteilt hast“, erinnerte Bridgeman ihn beißend. „Dein Gesinnungswandel hängt wohl eher mit dem Geld seines Cousins zusammen als mit Rücksichtnahme auf die Gefühle deiner Schwester. Du ziehst Hunters Münze meiner vor, so wie du es schon beim Verkauf von Westlea House getan hast. Aber wie du willst“, fuhr er ihn an, „zahl mir das Darlehen zurück, und wir reden nicht mehr davon.“
George wurde leichenblass. „Ich zahle, sobald ich kann.“
„Sobald du kannst ist mir nicht früh genug“, erwiderte Bridgeman mit einem boshaften Lächeln. „Ich will es bis morgen Mittag haben, sonst hetze ich die Konstabler auf dich.“ Sein Blick schweifte zu Charlotte, zu der sich in diesem Augenblick Helen mit einer Gruppe von Freunden gesellte. „Andererseits hast du ja noch eine Schwester. Vielleicht gäbe es da eine Lösung für dein Problem …“
George starrte ihn fassungslos an. „Helen? Du willst stattdessen Helen heiraten?“ Als er den Gedanken verdaut hatte, verzog er den Mund zu einem begeisterten Lächeln.
„Heiraten? Wer redet dann davon? Sie ist längst über die Blüte ihrer Jahre hinaus und ein wenig zu energisch, als dass sie eine angenehme Ehefrau abgeben könnte. Aber ich wäre gern bereit, sie in mein Bett zu nehmen und großzügig dafür zu bezahlen.“
13. KAPITEL
„Du willst Helen zu deiner Mätresse machen?“
„Ja“, bestätigte Bridgeman gelassen.
Plötzlich wurde George klar, dass jemand ihr schockierendes Gespräch mithören konnte, und er sah sich beunruhigt um. Dann zog er Bridgeman weiter von der Gesellschaft fort. „Wir sind Männer von Welt, also werde ich keinen Anstoß nehmen, obwohl wir hier über meine Schwester reden“, sagte er leise. „Ich selbst halte dein Angebot für ausgesprochen vernünftig. Wenn sie sich keinen Ehemann nehmen will, was bleibt ihr dann übrig? Wirklich nur eine solche, für beide Seiten befriedigende Vereinbarung mit einem Gentleman. Es sei denn, sie nimmt in Kauf, bis zum Ende ihrer Tage an allen Ecken und Enden sparen zu müssen.“ George runzelte sorgenvoll die Stirn. „Das Unangenehme ist nur, dass Helen manchmal sehr widerspenstig sein kann.“
„Ich weiß“, stimmte Bridgeman mürrisch zu. Er erinnerte sich an die knappen Antworten von ihr, als sie ihn vor Jahren zurückgewiesen hatte. Danach war er ihr aus dem Weg gegangen, weil er sich in seinem Stolz verletzt fühlte. Aber er hatte sie nicht vergessen können, und das Verlangen, sie zu besitzen, war noch genauso stark wie damals. Sie war inzwischen nicht mehr ganz jung, ihr Gesicht sehr schmal und ihre Figur weniger rundlich, doch für ihn hatte sie trotzdem einen unwiderstehlichen Reiz. Ihre vollen rosigen Lippen waren leicht geöffnet, als sie jetzt lächelte und sie bewegte, während sie sprach. Außerdem hatte sie ausdrucksvolle Hände, die so blass wie Porzellan und genauso zart waren. Als hätte sie gespürt, dass sie beobachtet wurde, wandte sie in diesem Augenblick den Kopf, und ihr fröhliches Lächeln erstarb.
Bridgeman verzog zynisch die Lippen. Offenbar konnte sie sich immer noch nicht für ihn erwärmen, und der Gedanke, ihn zum Schwager zu bekommen, hätte ihr sicherlich nicht gefallen. Aber die pikante Vorstellung, eine Schwester zu heiraten, während er ständig daran dachte, die andere zu verführen, war einer der Gründe, weswegen er es überhaupt in Betracht gezogen hatte, ein junges Ding ohne Mitgift zur Frau zu nehmen.
Bridgeman wurde sich bewusst, dass George ihn neugierig musterte. „Ich nehme an, sie hat dir nie verraten, dass ich ihr bereits vor einigen Jahren meinen Schutz anbot.“
George blieb der Mund sekundenlang offen stehen.
„Sie hat mich abgewiesen. Es ist deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie es nicht wieder tut. Schließlich gibt es Grenzen dessen, was ein Mann ertragen kann, bevor er anfängt, an Vergeltung zu denken.“
George wirkte erstaunt über die unverhohlene Drohung. „Wenn sie dich nicht haben will, dann will sie eben nicht. Was sollte ich daran ändern können?“
„Du bist ihr Bruder“, betonte Bridgeman mit sanfter Stimme. „Und ich habe großes Vertrauen in deine Überredungskünste.“ Er packte George beinahe grob bei der Schulter. „Ich gebe dir etwas Zeit, damit du deinen Charme spielen lassen kannst. Falls du einen Anreiz brauchst, um deine Aufgabe ernst zu nehmen …“ Er sah zu einer Gruppe junger
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