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Ein unerhörtes Angebot

Ein unerhörtes Angebot

Titel: Ein unerhörtes Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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während der wenigen Stunden, die sie in seiner Gesellschaft verbrachte, konnte nicht verhehlen, dass er sie lieber nach Chelsea bringen und von eben diesen neuen Kleidern befreien würde. Sein Verlangen nach ihr war bis jetzt ungeschmälert, und sie hatte sich ja auch darauf eingelassen, das Bett und das gemeinsame Vergnügen mit ihm zu teilen. Allerdings klang ihr noch immer seine Versicherung in den Ohren, dass sie es als Erste erfahren würde, sollte er sich verlieben oder heiraten wollen. Der Gedanke daran ließ Helen schaudern.
    Sie sah auf und stellte fest, dass die jungen Damen ihre Neugier nach wie vor nicht überwunden hatten. Zunächst achtete sie nicht weiter auf sie, doch dann kam ihr plötzlich zu Bewusstsein, dass womöglich eine dieser hübschen Debütantinnen Jasons Herz erobern könnte. Er war jetzt fünfunddreißig und trug sich sicherlich mit der Absicht, bald eine Familie zu gründen.
    „Lass uns gehen, Charlotte“, sagte sie abrupt, und als ihre Schwester sie erstaunt ansah, fügte sie hinzu: „Es ist sehr heiß hier. Lass uns zur Teestube gehen und später wiederkommen.“
    Charlotte lächelte zustimmend und hakte sich bei Helen ein. Sie hatten kaum einen Schritt auf die Straße getan, da stöhnte Charlotte leise auf. „Oh nein! Iris kommt direkt auf uns zu. Zusammen mit diesem fürchterlichen Bridgeman. Wir werden ihr nicht aus dem Weg gehen können.“
    Helen blinzelte in das helle Sonnenlicht und konnte einen enttäuschten Seufzer nicht unterdrücken. Ihre Schwägerin hatte sie entdeckt und war schon dabei, ihren Begleiter am Arm mit sich zu zerren.
    „Wir werden wohl nicht umhinkommen, mit ihnen zu reden, fürchte ich“, sagte Helen leise, gerade bevor Iris und Colin Bridgeman vor sie hintraten.
    Ihre Schwägerin verlor keine Zeit mit höflichen Begrüßungsfloskeln. „Habt ihr nichts gekauft?“, fragte sie und betrachtete vielsagend Helens und Charlottes leere Hände.
    „Nein …“, begann Helen.
    Iris stieß ein schrilles Kichern aus. „Du lieber Himmel! Du hast wirklich noch viel zu lernen, Helen“, höhnte sie. „Mit einem solchen Beschützer, wie du ihn dir geangelt hast, wirst du doch wohl in der Lage sein, etwas zu finden, wofür du sein Geld ausgeben kannst?“
    Bevor Helen ihr eine wütende Abfuhr erteilen konnte, kam Bridgeman ihr zuvor. „Ich nehme an, Mrs. Marlowe ist eine Dame von Geschmack, die sich gern Zeit lässt, bevor sie eine Entscheidung trifft“, sagte er betont freundlich. „Manchmal versüßt einem gerade das Warten den Besitz, welcher auch immer es sein mag. Meinen Sie nicht, Mrs. Marlowe?“
    Helen schenkte ihm nur einen kühlen Blick. Die unverschämte Anspielung war ihr nicht entgangen. „Wir standen gerade im Begriff, Millies Teestube aufzusuchen“, erwiderte sie knapp. „Einen schönen Tag noch.“ Mit einem kurzen Nicken wollte sie mit Charlotte weitergehen, doch Iris war nicht bereit, ihre Beute so schnell aufzugeben. „Ich hätte auch gern eine Erfrischung“, erklärte sie ungerührt.
    „Da kommt George“, rief Charlotte erleichtert und winkte ihrem Bruder heftig zu, der mit seiner Kutsche nur langsam vorankam, da ein großes Gedränge auf der Straße herrschte.
    George hatte sie offenbar bemerkt, denn er lenkte sein Gefährt an den Straßenrand und stieg flink herunter. Falls es ihn störte, seine Frau Arm in Arm mit ihrem Geliebten anzutreffen, so ließ er sich nichts anmerken. Tatsächlich wich er Bridgemans Blick eher aus. Als er es schließlich nicht mehr vermeiden konnte, Bridgeman anzusehen, ging eine unausgesprochene Mitteilung von einem Mann zum anderen, und George war der Erste, der den Kopf abwandte. Sofort lenkte er seine Aufmerksamkeit auf seine Schwestern.
    „Und wo wollt ihr beide hin?“
    „Wir hatten vor, zu Millies Teestube zu gehen, aber ich denke, wir kehren doch lieber nach Hause zurück“, sagte Helen kühl.
    Charlotte nickte zustimmend.
    „Ich war gerade auf dem Weg nach Westlea House“, meinte George. „Wenn ihr wollt, bringe ich euch hin, dann spart ihr die Kosten für die Droschkenfahrt.“
    „Ich glaube nicht, dass Helen sich noch um eine so armselige Summe Sorgen machen muss“, warf seine Gattin bitter ein.
    George achtete nicht auf sie, sondern war schon dabei, seinen Schwestern in die Kutsche zu helfen.
    Nachdem sie einige Minuten unterwegs waren, fragte Charlotte: „Gibt es einen besonderen Grund für deinen Besuch, George?“
    „Ja“, antwortete ihr Bruder knapp. „Und ich werde nicht mehr

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