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Ein unerhörtes Angebot

Ein unerhörtes Angebot

Titel: Ein unerhörtes Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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sagen, bis wir im Haus sind“, endete er in einem Ton, der nichts Gutes verhieß.
    Nachdem sie den Salon von Westlea House betreten hatten, zog Charlotte Hut und Handschuhe aus, warf sie auf den Tisch und ließ sich erschöpft auf das Kanapee sinken. „Ein völlig vergeudeter Nachmittag!“, beschwerte sie sich verdrießlich und setzte dramatisch hinzu: „Ich bin so verärgert darüber, dass ich wahrscheinlich heute Abend nicht in die Vauxhall Gardens mitkommen kann. Warum sind wir nicht in Baldwin’s Emporium geblieben, Helen? Ich hätte den blauen Samt für meine Aussteuer kaufen können.“
    „Wenn die Dinge sich nicht zu meinen Gunsten entwickeln, wirst du gar keine Aussteuer brauchen, zumindest nicht für eine Heirat mit Philip“, warf George ein.
    Helen hatte geahnt, dass ihn etwas belastete, aber nicht mit einer neuerlichen Gemeinheit von ihm gerechnet. „Es steht dir nicht zu, so etwas zu sagen!“, fuhr sie ihn heftig an, als sie sah, dass Charlotte leichenblass geworden war. „Du hast Philip deine Einwilligung gegeben und kannst sie ihm nicht wieder entziehen, selbst wenn du es geschafft haben solltest, dich wieder in Schwierigkeiten zu bringen.“
    „Ich wäre gar nicht erst in Schwierigkeiten geraten, wenn ich euch Blutegel nicht am Hals hätte!“, blaffte George sie an. Er marschierte rastlos auf und ab und achtete nicht auf Helens böse Blicke.
    „Nun sag schon, was du sagen willst!“, drängte sie ihn aufgebracht. „Du hast doch ganz offensichtlich etwas Unangenehmes auf dem Herzen. Was ist es also?“
    „ Wer ist es, solltest du lieber fragen.“ George schlug mit der flachen Hand auf den Kaminsims. „Teufel! Wenn ich gewusst hätte, dass Goode sich doch noch mit Hunter gutstellen würde, wäre nichts von alledem geschehen.“
    „Du sprichst in Rätseln, George. Was hast du wieder angestellt?“, fragte Helen ihn ungeduldig.
    „Ich habe mir Geld von einem Freund geliehen, um meine ärgsten Schulden zu bezahlen.“ Ihr Bruder zögerte kurz. „Unter der Voraussetzung, dass ich ihm erlaube, Charlotte zu heiraten.“
    Helen schnappte empört nach Luft. Schnell legte sie ihrer Schwester den Arm um die Schultern, um sie zu beruhigen. „Nun, etwas Dümmeres hättest du nicht tun können. Dir muss doch klar gewesen sein, dass Charlotte ihn abweisen würde.“ Sie sah George verächtlich an. „Es ist Bridgeman, nicht wahr?“
    Charlotte befreite sich aus der Umarmung und trat mit geballten Fäusten vor ihren Bruder. „Ich würde lieber davonlaufen, als diesen ekelhaften Kerl zum Mann zu nehmen.“
    „Zu deinem Glück gibt er sich auch mit einer anderen Lösung zufrieden“, sagte George so leise, dass er kaum zu verstehen war.
    Helen runzelte die Stirn, doch als George beharrlich ihren Blick mied, dämmerte ihr, von welcher Lösung er sprach. Es war unvorstellbar, aber etwas anderes wollte ihr nicht einfallen. „Sag Betty, sie soll uns Tee bringen, Liebes, ja?“, bat sie ihre Schwester und lächelte beschwichtigend. „Dieser Unsinn hat nicht den mindesten Einfluss auf deine Hochzeitspläne. George wird die Sache in Ordnung bringen, ob er will oder nicht.“
    Charlotte ging zur Tür. „Ich schwöre, ich werde davonlaufen, wenn du ihm auch nur erlaubst, mich zu besuchen!“, rief sie noch, bevor sie aus dem Raum eilte.
    Sobald sie sicher sein konnte, dass Charlotte außer Hörweite war, drehte Helen sich zu ihrem Bruder um. „Wenn du glaubst, ich könnte eine Verbindung mit Colin Bridgeman, gleichgültig in welcher Form, auch nur in Betracht ziehen, musst du den Verstand verloren haben“, erklärte sie mit klarer, deutlicher Stimme.
    George umklammerte den Kaminsims so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Dieses Mal bin ich in großen Schwierigkeiten, Helen“, wandte er flehend ein. „Bridgeman ist kein kleiner Händler, der mit seinen Rechnungen herumfuchtelt. Ich habe einen Vertrag unterschrieben, und er will sein Geld zurück.“ Er sah Helen kläglich an. „Wenn ich nicht zahle, wird er dafür sorgen, dass ich schon nächste Woche im Fleet-Gefängnis lande.“
    „Wie kannst du es wagen, an mein Gewissen zu appellieren? Das alles ist doch deine eigene Schuld!“
    Georges Kopf sackte herunter, mit den Händen hielt er immer noch den Kaminsims umklammert. Helen ging zur Tür, doch ein merkwürdig erstickt klingender Laut, den ihr Bruder von sich gab, ließ sie innehalten. Sie wandte sich um und sah, dass er krampfhaft versuchte, sein Schluchzen zu unterdrücken.

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