Ein Universum aus Nichts
darin nicht leben!
Man könnte sich fragen, ob eine solche Lösung der Naturgeheimnisse überhaupt eine Lösung darstellt oder, was wichtiger ist, ob sie Wissenschaft so wiedergibt, wie wir sie verstehen. Ziel der Wissenschaft und speziell der Physik während der letzten 450 Jahre ist es schließlich gewesen, eine Erklärung dafür zu finden, warum das Universum so sein muss, wie wir es messen, und nicht, warum die Naturgesetze im Allgemeinen Universen hervorbringen sollten, die völlig anders sind.
Ich habe zu erklären versucht, warum das nicht ganz zutrifft, und speziell, warum viele geachtete Wissenschaftler sich dem anthropischen Prinzip zugewandt und warum einige ziemlich hart gearbeitet haben, um zu prüfen, ob wir auf dieser Basis etwas Neues über unser Universum erfahren können.
Ich möchte noch weiter gehen und zu erklären versuchen, wie irgendeine Art empirischer Untersuchung vorgenommen werden könnte, um die Existenz von Universen zu prüfen, die in alle Ewigkeit nicht aufzuspüren sein werden – entweder weil sie sich praktisch unendlich von uns entfernt im Raum befinden, oder weil sie direkt vor unserer Nasenspitze durch mikroskopisch kleine Distanzen in möglichen zusätzlichen Dimensionen vorliegen.
Stellen wir uns beispielsweise eine Theorie vor, die darauf beruht, dass mindestens drei der vier Naturkräfte in einer Großen Vereinheitlichten Theorie vereint sind. In der Teilchenphysik wird die Suche nach einer derartigen Theorie ständig mit großem Interesse verfolgt – vor allem von denen, die es noch nicht aufgegeben haben, in vier Dimensionen nach fundamentalen Theorien zu suchen. Eine solche Theorie würde Vorhersagen über die von uns gemessenen Naturkräfte erstellen und über das Spektrum der Elementarteilchen, die wir in unseren Beschleunigern erforschen. Falls eine entsprechende Theorie massenhaft Vorhersagen liefert, die anschließend experimentell verifiziert werden können, hätten wir sehr gute Gründe für die Annahme, dass sie einen Keim von Wahrheit in sich trägt.
Nehmen wir nun an, diese Theorie sage auch eine Periode der Inflation im frühen Universum voraus und lege tatsächlich nahe, dass unsere inflationäre Periode nur eine in einer Vielzahl solcher Episoden innerhalb eines sich ewig ausdehnenden Universums ist. Selbst wenn wir nicht direkt erkunden könnten, ob es jenseits unseres Horizonts solche Bereiche gibt, so bleibt doch, wie ich schon angesprochen habe, die Aussage: Wenn es watschelt wie eine Ente und quakt wie eine Ente … Sie wissen schon.
Eine mögliche empirische Unterstützung für die Vorstellungen rund um zusätzliche Dimensionen liegt nicht sehr nahe, ist aber nicht ausgeschlossen. Viele helle Köpfe unter den jungen Theoretikern widmen ihre Berufslaufbahn der Hoffnung, die Theorie bis zu einem Punkt voranzubringen, an dem es vielleicht einige (möglicherweise auch nur indirekte) Belege dafür gibt, dass sie korrekt ist. Ihre Hoffnung mag unangebracht sein, doch sie haben mit den Füßen abgestimmt. Vielleicht öffnen Befunde des neuen Large Hadron Collider in Genf ein bislang verborgenes Fenster in diese neue Physik.
Nach einem Jahrhundert bemerkenswerter, wirklich beispielloser Fortschritte in unserem Naturverständnis sehen wir uns jetzt also imstande, das Universum in Größenordnungen zu sondieren, die zuvor unvorstellbar waren. Wir verstehen die Natur des Big Bang bis zurück in seine frühesten Mikrosekunden und haben entdeckt, dass es Hunderte Milliarden neuer Galaxien mit vielen 100 Milliarden Sternen gibt. Wir haben herausgefunden, dass 99 Prozent des Universums für uns unsichtbar sind. Beherrscht wird es von Dunkler Materie, bei der es sich höchstwahrscheinlich um eine neue Art Elementarteilchen handelt, und von Dunkler Energie, deren Ursprung derzeit ein absolutes Geheimnis ist.
Und nach alledem könnte sich zeigen, dass die Physik zu einer »Wissenschaft der Umgebung« wird. Die fundamentalen Konstanten der Natur, denen man so lange eine spezielle Bedeutung zugeschrieben hat, könnten vielleicht nur zufällige Merkmale bestimmter Umgebungen sein. Sofern wir Wissenschaftler dazu neigen, uns und unsere Wissenschaft zu ernst zu nehmen, haben wir vielleicht auch unser Universum zu ernst genommen. Möglicherweise machen wir sowohl buchstäblich als auch metaphorisch viel Lärm um nichts. Zumindest könnte es sein, dass wir zu viel aus dem Nichts machen, das unser Universum dominiert! Vielleicht gleicht unser Universum ja eher einer
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