Ein Universum aus Nichts
Bewegung fest, der seinerseits, wie Aristoteles meinte, ewig zu sein hatte.
Aristoteles hatte den Eindruck, eine Gleichsetzung der Ersten Ursache mit Gott sei alles andere als zufriedenstellend. Tatsächlich meinte er, die Vorstellung Platons von einer Ersten Ursache sei falsch, besonders weil Aristoteles der Meinung war, jede Ursache müsse einen Vorläufer haben – daher die Forderung, das Universum müsse ewig sein. Übernimmt man dagegen die Ansicht, Gott sei die Ursache aller Ursachen und deshalb ewig, selbst wenn das für unser Universum nicht gilt, so gelangt die Aneinanderreihung von Warum-Fragen als reductio ad absurdum in der Tat an ein Ende. Das geschieht allerdings, wie ich betont habe, nur um den Preis, dass man eine bemerkenswerte, allmächtige Wesenheit einführen muss, für die es einfach keinen weiteren Beleg gibt.
Was das angeht, ist hier noch ein weiterer wichtiger Punkt hervorzuheben. Die augenscheinlich logische Notwendigkeit einer Ersten Ursache ist für jedes Universum, das einen Anfang hat, ein reales Thema. Folglich lässt sich eine solche deistische Sicht der Natur nicht allein auf logischer Basis ausschließen. Doch selbst in diesem Fall ist es entscheidend, sich klarzumachen, dass bei dieser Gottheit keine logische Verbindung zu den personalen Gottheiten der großen Weltreligionen existiert – trotz der Tatsache, dass sie oft zu ihrer Rechtfertigung herangezogen wird. Ein Deist, der sich veranlasst sieht, nach irgendeiner übergeordneten Intelligenz zu suchen, die in der Natur Ordnung hervorbringt, wird durch die gleiche Logik im Allgemeinen noch nicht zum personalen Gott der Schriften hingezogen werden.
Diese Fragen sind über Jahrtausende hinweg erörtert und debattiert worden – von brillanten und nicht ganz so brillanten Köpfen, wobei viele der Letzteren mit diesen Erörterungen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Mittlerweile können wir uns diesen Fragen wieder zuwenden, weil wir aufgrund unseres Wissens über die Natur der physischen Realität einfach besser informiert sind. Weder Aristoteles noch Thomas von Aquin wussten etwas von der Existenz unserer Galaxie und erst recht nichts vom Big Bang oder der Quantenmechanik. Daher müssen die Fragen, mit denen sie und spätere Philosophen des Mittelalters sich auseinandersetzten, im Licht neuer Erkenntnisse gedeutet und verstanden werden.
Sehen wir uns beispielsweise – im Licht unseres neuen kosmologischen Modells – Aristoteles’ These an, dass es keine Ersten Ursachen gibt, oder vielmehr, dass Ursachen tatsächlich in alle Richtungen unendlich weit nach rückwärts (und vorwärts) reichen. Es gibt keinen Anfang, keine Schöpfung, kein Ende.
Soweit ich bislang dargestellt habe, wie etwas fast immer aus einem »Nichts« hervorgehen kann, habe ich mich entweder darauf konzentriert, dass etwas aus einem bereits vorhandenen leeren Raum hervorgeht oder dass der leere Raum aus absolut keinem Raum entsteht. Für mich funktionieren beide Ausgangsbedingungen, wenn ich sie mir als »Abwesenheit eines Seienden« vorstelle, was sie zu möglichen Kandidaten für das Nichts macht. Nicht angesprochen habe ich jedoch die Frage, was, wenn überhaupt, vor einer solchen Entstehung existiert haben könnte – welche Gesetze also diese Entstehung gelenkt haben. Allgemeiner ausgedrückt, ich habe nicht erörtert, was manche als die Frage der Ersten Ursache ansehen dürften. Eine simple Antwort lautet selbstverständlich, dass entweder das Vakuum des leeren Raums oder das tiefer liegende Nichts, aus dem der leere Raum vielleicht hervorgegangen ist, schon vorher existiert hat und ewig ist. Fairerweise ist aber zu sagen, dass dies die mögliche (aber vielleicht nicht zu beantwortende) Frage aufwirft, was denn, wenn überhaupt, die Regeln festgelegt haben könnte, durch die eine solche Entstehung gesteuert wurde.
Eines ist jedoch gewiss. Für die metaphysische »Regel« – von der diejenigen, mit denen ich das Thema der Schöpfung diskutiert habe, eisern überzeugt sind –, dass »aus Nichts nichts kommt«, gibt es keine wissenschaftliche Begründung. Wer vorbringt, sie sei offensichtlich, unerschütterlich und unangreifbar, argumentiert ähnlich wie Darwin, als er fälschlicherweise vortrug, der Ursprung des Lebens liege außerhalb des Reichs der Wissenschaft, und diese Aussage durch eine unzutreffende Analogie mit der falschen Behauptung begründete, Materie könne nicht erschaffen oder vernichtet werden. Diese »Regel« steht allein für den
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