Ein unmoralischer Handel
ihre Kinnlinie entlang, dann legte er den Arm wieder auf die Lehne. »Thea, wie sehr du dich auch bemühst, es zu widerlegen, du weißt, was zwischen uns ist. Es mag jahrelang verborgen gewesen sein, aber jetzt, da die Maske gefallen ist, kannst du die Tatsachen ebenso sehen wie ich.« Er hielt ihren Blick gefangen. »Eine brennende, unvergängliche Leidenschaft, nicht nur von meiner Seite, sondern auch von deiner.«
Alathea schaute weg. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Es war nicht nur, dass ihr der Kopf schwirrte. Seine Worte hatten so viele Gefühle in ihr geweckt, so viele lang begrabene Sehnsüchte und kaum eingestandene Träume. Doch … Sie riss sich zusammen und stellte fest: »Du erzählst mir, dass deine Gefühle dich binden.«
»Ja.«
»Dass die Ehe für das, was zwischen uns ist, die einzig mögliche Lösung ist.«
»Ja.«
Als sie in die Ferne starrte und nichts weiter hinzufügte, fragte er: »Und?«
»Ich weiß nicht recht, ob ich dir das glauben kann.« Sie sah ihn an und beeilte sich zu erklären: »Nicht dass etwas zwischen uns ist, sondern deine Überzeugung, dass wir deswegen heiraten sollten.« Sie musterte sein Gesicht und, nachdem sie sich innerlich gewappnet hatte, sprach sie es offen aus: »Ja, wir kennen einander gut - sehr gut sogar. Du behauptest, dass die Gefühle, die uns immer heimgesucht haben, in Wirklichkeit unerfülltes Begehren waren - dass es dieses körperliche Begehren ist, das zwischen uns besteht. Und ich gebe ja zu, dass dem durchaus so sein kann. Du hast gesagt, deine Gefühle seien bindend, und ich akzeptiere auch das. Aber was ich nicht weiß, ist, welche die vorherrschende Empfindung ist.«
Seine Miene verfinsterte sich: »Das Gefühl - welcher Art auch immer -, das einen Mann in die Ehe treibt.«
»Das ist ja genau, was ich befürchte. Dass dieses Gefühl, das dich antreibt, dich drängt, dich dazu peitscht, mich zu heiraten, die dominante Empfindung ist. Du willst mich beschützen. Du hast dir in den Kopf gesetzt, dass der beste Weg dorthin der Weg in die Kirche ist - und du hast ja immer Erfolg, wenn du dir einmal etwas in den Kopf gesetzt hast. Aber leider macht das Erreichen deines Ziels dieses Mal meine Zustimmung erforderlich, und deshalb befürchte ich, dass deine Erfolgsserie hiermit zu Ende ist.«
»Du denkst, ich habe mir das alles nur ausgedacht?«
»Nein - ich denke, du bist im Großen und Ganzen ehrlich, aber ich glaube nicht, dass deine Schlussfolgerungen zutreffen. Du legst dir das alles passend zurecht. Und wenn du wissen willst, ob ich dich für fähig halte zu lügen, um ein - wie du glaubst - höheres Ziel zu erreichen, dann: ja. Ich glaube, du würdest das Blaue vom Himmel herunterlügen.« Mit ihren Blicken forderte sie ihn heraus, alles abzustreiten.
Doch er hielt ihrem Blick stand, wirkte einschüchternd, stritt ihre Vorwürfe jedoch nicht ab.
Sie nickte. »Ganz genau. Wir kennen einander viel zu gut. Als ich die Gräfin erfand, wusste ich genau, was ich sagen musste, welche Fäden ich ziehen musste, damit ich dich dazu bringen würde zu tun, was ich wollte. Ich bilde mir nicht ein, dass du es deinerseits nicht genauso machen könntest. Du hast beschlossen, dass wir heiraten, und folglich wirst du alles tun, was in deiner Macht steht, um unsere Ehe Wirklichkeit werden zu lassen.«
Er blickte sie unverwandt an. Sie erwartete eine unmittelbare, vielleicht sogar aggressive Reaktion. Sein sondierendes Stillschweigen machte sie nervös. Sie vermochte keinen seiner Gedanken in seinen Augen zu lesen.
Dann setzte er sich auf. Der Arm auf der Sofalehne glitt um sie herum, seine andere Hand hob sich, um ihr Gesicht zu umfassen. Den Bruchteil einer Sekunde hielt er sie leicht im Arm.
»Du hast Recht.«
Sie blinzelte. War das ein schiefes Lächeln, das sie da in seinen Augen sah?
»Womit?«
Sein Blick senkte sich auf ihre Lippen. »Dass ich alles tun werde, was notwendig ist, um unsere Heirat Wirklichkeit werden zu lassen.«
Alathea verfluchte sich in Gedanken. Sie hatte diesen Satz nicht als Herausforderung gemeint … »Ich …«
»Sag mir«, murmelte er, »stimmst du mir zu, dass das, was zwischen uns besteht, brennende, unvergängliche Leidenschaft ist?«
Nur mit Mühe konnte sie Atem holen. »Brennend vielleicht, aber nicht unvergänglich. Mit der Zeit wird sie vergehen.«
»Du bist im Unrecht.« Er beugte sich vor und streifte mit seinen Lippen über die ihren. Der Kontakt war zu leicht, um wirklich Befriedigung zu schenken;
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