Ein unmoralischer Handel
Blick auf Catriona ruhte, war nicht minder entlarvend. Gabriel wusste, dass seine Hoffnung, nicht genauso leicht durchschaubar zu sein, vergeblich war. »Beinah.« Er drehte sich wieder zum Fenster um. »Mit den Gästen drinnen ergibt das noch immer eine anständige Menge, aber wir werden es hoffentlich schaffen, zu einer angemessenen Zeit hier wegzukommen.«
»Wo wollt ihr hin? Oder ist das ein Geheimnis?«
»Nur vor Alathea.« Gabriel schilderte ihm in groben Zügen seinen Plan, Alathea auf eine kurze Stippvisite durch die Shires mitzunehmen und dabei Städte wie Liverpool und Sheffield zu besuchen, in denen sie nie gewesen war, die aber für seine Geschäfte von besonderer Wichtigkeit waren.
»Am Ende fahren wir dann direkt nach Somersham zu dem Sommerfest, das unsere Mütter geplant haben.«
»Wenn du nicht kommst, setzt du dein Leben aufs Spiel - oder Schlimmeres.«
Gabriel grinste. »Richard geht offensichtlich kein Risiko ein«, bemerkte er mit einem Nicken zu seinem Cousin hinüber, dessen schwarzer Schopf sich gerade über die wilden Locken seiner Frau beugte.
»Auf keinen Fall«, stimmte ihm Demon zu. »Er sagt, sie würden sich am Tag nach dem Fest wieder in den Norden aufmachen. Er ist nicht gerade ruhig angesichts des Zustands, in dem Catriona bis dahin sein wird.«
»Ich bin mir sicher, Catriona hat alles genauestens geplant. Und wenn nicht, wird sie einfach ein Dekret erlassen und alles wird sich fügen, wie sie es möchte - sie ist schließlich die Herrin vom Tal.«
»Mmh. Trotzdem kann ich Richards Gefühle verstehen.«
Gabriel warf Demon einen Blick zu und fragte sich, ob das wohl heißen sollte, dass …
Bevor er die passende Formulierung für seine Frage gefunden hatte, erschien Alathea.
Sie schwebte in den Salon - und sein Herz setzte aus. Sie hatte sich umgezogen und trug ein Reisekostüm aus blasser maulbeerfarbener Seide mit hohem Kragen, das perfekt zu ihrem dicken, in der Nachmittagssonne glänzenden Haar passte. Die Perlen ihrer Mutter lagen um ihren Hals, die dazu passenden Ohrringe steckten an ihren Ohren. Da sie seiner Abneigung allem gegenüber, was die Schönheit ihres Haares verdeckte, Folge leistete, trug sie keinen weiteren Schmuck. Keinen Schmuck bis auf die drei weißen Blumen, die als Sträußchen über ihrem Busen befestigt waren, umwunden von einem filigranen Goldband.
Es waren die Blumen von ihrem Schleier - die Blumen, die er ihr heute Morgen gesandt hatte, zusammen mit einer Karte, die noch schlichter war als seine letzte.
Ich liebe dich.
Das war alles, was er ihr hatte sagen wollen, doch er wusste, wie nur ein Cynster es wissen konnte, dass er sein Leben lang nach Möglichkeiten suchen würde, um ihr seine Liebe immer wieder zu erklären.
Sie ließ ihren Blick durch den Salon schweifen, erblickte ihn und lächelte sofort. Mit leuchtenden Augen glitt sie an seine Seite.
Gabriel zog eine Augenbraue hoch, als sie ihre Hand auf seinen Arm legte.
»Fertig?«
Sie rümpfte die Nase. »Wir müssen Augusta und Jeremy noch ein paar Minuten geben.«
Nicht einmal diese Nachricht vermochte seine frohe Erwartung zu dämpfen; er kannte seine Frau gut genug, um zu wissen, dass die jüngeren Morwellans nicht über die Stränge schlagen würden. Doch alles, was er jetzt wollte, war abreisen und sie wieder ganz allein für sich haben.
Flick, Demons junge Frau, gesellte sich in einem Wirbel blauer Röcke zu ihnen, ihr Gesichtsausdruck war angeregt, ihre Augen strahlten von innen heraus - ein Strahlen, das, wie Gabriel jetzt, seit er sich an den Anblick von Alatheas Augen gewöhnt hatte, plötzlich klar wurde, alle Cynster-Gattinnen gemeinsam hatten.
Interessant.
»Komm schon!« Flick nahm Demons Arm. »Sie müssen gleich los.«
»Warum hast du es so eilig?«, fragte Demon. »Du musst ja schließlich nicht den Brautstrauß fangen.«
»Ich will aber sehen, wer ihn sich schnappt.« Flick zog ihn davon. »Es wird immer voller auf den Stufen.«
Demon verlor ein bisschen an Boden, als er zu Gabriel hinüberschaute. »Wo ist Lucifer?« Sein dämonisches Grinsen gewann die Oberhand. »Dachte, ich gebe ihm noch ein paar gute Ratschläge.«
Gabriel überblickte suchend die Menge und sah dann Demon mit hochgezogenen Augenbrauen an: »Ich vermute, er hat schon die Flucht ergriffen.«
Demon schnaubte: »Dummkopf.« Und fügte hinzu: »Wetten, dass es ihm nichts nützen wird?«
Gabriel schüttelte den Kopf. »Manches ist einfach unvermeidlich.«
Demon stimmte seiner Bemerkung
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