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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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zurückgerissen - durch Charlie, der nach einem ihrer Pächter fragte, durch Alice, die ihre Meinung über die Farbe eines bestimmten Bandes wissen wollte, durch Jeremy, der sich den Kopf wegen einer Rechenaufgabe zerbrach.
    Am Nachmittag schließlich, in der Pause nach dem Lunch, als sich die Frauen der Familie in ihre Zimmer zurückgezogen hatten, um ein Stündchen zu ruhen, bevor sie zu einer Fahrt in den Park oder zu einer nachmittäglichen Teegesellschaft aufbrachen, kletterte Augusta auf Alatheas Schoß und setzte sich rittlings auf ihre Knie. Sie legte ihr ein weiches Händchen auf die Wange und schaute ihr tief in die Augen: »Du bist immer noch weg - weit weg.«
    Alathea sah in Augustas große braune Augen.
    Augusta schaute ernst zurück. »Wo gehst du denn die ganze Zeit hin?«
    In eine andere Welt aus Dunkelheit, Sinnlichkeit und unbeschreiblichen Wundern.
    Alathea lächelte. »Entschuldige, mein Kleines, ich habe zurzeit so viel im Kopf.« Rose war zwischen sie und Augusta in ihren Schoß gerutscht. Alathea hob die Puppe hoch und musterte sie. »Wie gefällt es Rose in London?«
    Das Ablenkungsmanöver ging auf, wenn auch nicht für sie, so doch zumindest für Augusta. Eine Viertelstunde später kletterte Augusta von ihrem Schoß herunter und begann, in einem Sonnenstrahl zu spielen. Alathea wechselte mit Serena einen liebevollen und - wie sie hoffte - unschuldigen, milden Blick und verließ leise den Raum.
    Und suchte in ihrem Schreibzimmer Zuflucht.
    Mit verschränkten Armen stand sie am Fenster und zwang sich, sich auf ihre Pläne mit der Gesellschaft zu konzentrieren, auf alles, was Crowley letzten Abend enthüllt hatte. Obwohl all ihre Sinne noch mit den Ereignissen der vergangenen Nacht beschäftigt waren, kam kein Gedanke an Reue auf. Es war geschehen - und sie hatte die Erfahrung ausgedehnt und bis zum letzten Moment genossen, aber das war auch alles. Sie würde ihre Familie nicht vor dem Ruin retten, wenn sie weiterhin solchen Gedanken nachhing. Was sie am meisten wegen ihrer Episode mit Gabriel befürchtete, war die Tatsache, dass es ihr schwer fallen dürfte, ihm künftig als Alathea Morwellan gegenüberzutreten. Sie hatte ihn im biblischen Sinne erkannt und wusste, dass er sie auf dieselbe Weise kennen gelernt hatte, wobei ihm allerdings nicht klar war, dass er es mit ihr zu tun gehabt hatte; das würde ihr das Leben nicht unbedingt einfacher machen.
    Obwohl sie sich diese Scharade ausgedacht hatte, war sie im Grunde niemand, der anderen gern etwas vormachte; und niemals hätte sie sich vorstellen können, ihn in dieser Weise hinters Licht zu führen.
    Wenn er das jemals herausfände …
    Sie seufzte tief und wandte sich vom Fenster ab. Empfindsamkeit war nicht gerade ihre stärkste Seite - welche Neigung auch immer sie einmal in diese Richtung gehabt hatte, man hatte sie vor elf Jahren radikal erstickt. Entschlossen konzentrierte sie sich auf die Gesellschaft und auf Crowley. Es dauerte einige Minuten, bis sie zu dem Schluss kam, dass sie nicht auf Gabriel verzichten konnte, so sehr sie sich das auch wünschte. Abgesehen davon, dass es vermutlich mehr Probleme bereiten würde, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden, als erneut mit ihm zusammenzutreffen, wusste sie einfach nicht, wie sie ohne ihn weiterkommen sollte.
    Sie konnte nicht in Douglas’ Villa einbrechen oder an jemanden herankommen, der das für sie übernehmen könnte. Jacobs hatte sie in den Egerton Gardens herumgefahren; Folwell hatte mit einem Straßenkehrer gesprochen und herausbekommen, welches der großen, neu erbauten Häuser das von Douglas war, aber dort einzubrechen war zu riskant. Selbst wenn sie einige Beweise finden könnten, die sie brauchten, war die Wahrscheinlichkeit, dass Swales oder Crowley erfuhren, dass jemand ihre Akten durchsucht hatte - oder wie Charlie es ausdrücken würde, ›Wind davon bekämen‹ -, einfach zu hoch. Und dann würden sie die Schuldverschreibungen einfordern und sie wäre viel zu sehr damit beschäftigt, die Gläubiger abzuwimmeln, um überhaupt noch eine Klage vor Gericht anzustrengen.
    Außerdem gefiel ihr Crowley nicht. Der Gedanke, ihn vielleicht des Nachts und ohne jeden Beistand allein zu treffen, war ihr ein Alptraum. Er war böse. Das hatte sie ganz deutlich gespürt, als sie beobachtet hatte, wie er Gerrard Debbington mit so einem grausamen Glitzern in den Augen angesehen hatte. Gabriel hatte gesagt, Crowley würde sich am Anblick seiner potenziellen Opfer weiden, aber es ging

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