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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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neumodischen Vehikeln gehört. Jeremy und sie drückten ihre Nase ans Fenster, Augusta zwischen ihnen beiden eingeklemmt. Alle beobachteten einen vornehmen Herrn in einem wunderlich karierten Rock, wie er gefährlich schwankend auf dem Sitz über einem riesigen Rad versuchte, das Gleichgewicht zu halten und nicht im Verkehr unterzugehen; dann war er schließlich aus ihrem Blickfeld verschwunden.
    »Klasse!« Mit leuchtenden Augen ließ sich Jeremy wieder auf den Sitz plumpsen.
    Alathea schaute ihn an. »Nein.«
    Ihr Ton war endgültig; Jeremy sackte in sich zusammen. »Aber Allie - denk doch nur -«
    »Das tue ich ja - ich denke an deine Mutter.«
    »Ich würde nicht herunterfallen - ich wäre ganz extra vorsichtig.«
    Alathea sah ihm tief in die Augen. »Genauso ›extra vorsichtig‹ wie damals, als ich dir erlaubt habe, den Gig zu lenken?«
    »Ich bin doch nur ein bisschen in den Fluss gekippt - und außerdem war sowieso der alte Dobbins an allem schuld.«
    Alathea sagte nichts mehr. Die Droschke fuhr weiter und brachte sie wieder in die elegante Wohngegend. Als sie in die Mount Street abbogen, schaute sie Jeremy erneut ins Gesicht. Er träumte noch immer von diesem gefährlichen Vehikel; sie wusste, dass er so lange nicht locker lassen würde, bis er es ausprobiert, wenn nicht noch Schlimmeres getan hatte. Er war abenteuerlustig, musste einfach alles persönlich probieren. Das war eine Neigung, die sie nachvollziehen konnte.
    »Laufräder gibt es schon seit einigen Jahren.« Ihr nachdenklicher Kommentar brachte Jeremys Augen erneut zum Leuchten. »Ich werde deine Mama fragen. Vielleicht kann Folwell ja eines auftreiben.«
    »Juhuuh!«
    »Unter einer Bedingung.«
    Jeremy hörte auf, auf seinem Sitz herumzuhopsen, aber seine Augen strahlten noch immer. »Unter welcher denn?«
    »Dass du mir versprichst, es nicht in der Stadt auszuprobieren, sondern erst, wenn wir wieder in Morwellan Park sind.« Wo die Rasenflächen dick und weich waren.
    Jeremy ließ sich ihr Angebot einen Augenblick durch den Kopf gehen. »In Ordnung. Versprochen.«
    Alathea nickte ihm zu, als die Kutsche schaukelnd vor Morwellan House zum Halten kam. »Sehr gut. Ich werde dann also mit deiner Mama reden.«

    Auf einem der nächsten unzähligen Bälle lehnte Alathea wieder an einer Wand und unterdrückte ein Gähnen. Sie blinzelte, um die Augen aufzuhalten, was ihr sichtlich Mühe bereitete; die letzten beiden Nächte hatte sie damit verbracht, noch stundenlang zu lesen, nachdem der übrige Haushalt bereits zu Bett gegangen war. Das war die einzige Zeit, die sie für sich allein hatte, um sich durch die vielen Bände hindurchzukämpfen, die sie über Afrika gefunden hatte.
    Dennoch entzog sich ihr Zentral-Ost-Afrika weiterhin. Das bisschen, was sie über diesen Teil der Erde hatte auftreiben können, war überwiegend spekulativ und extrem arm an informativen Details.
    Ein wohl bekannter Kopf tauchte über der Menge in ihrem Blickfeld auf. Ein höchst absonderliches Kribbeln durchfuhr sie, instinktiv suchte sie Deckung. Doch weit und breit war keine Palme oder wenigstens ein dämmriger Alkoven in Reichweite. Letzterer wäre auch keine gute Idee gewesen - mit ihm zusammen in den Schatten gefangen zu sein wäre wohl kaum geeignet, Ordnung in ihren wirren Gedanken zu schaffen.
    Sie ging unter ihren Röcken leicht in die Knie und rutschte gerade so weit an der Wand hinunter, dass ihre Größe sie nicht mehr so leicht verriet. Durch einige Lücken in dem schrecklichen Gedränge beobachtete sie Gabriel, wie er sich einen Weg durch den Raum bahnte.
    Aus irgendeinem besonderen Grund schien er ihr, zumindest aus der Entfernung betrachtet, vollkommen anders als sonst. Bestimmte Eigenschaften, die sie zuvor gar nicht an ihm wahrgenommen hatte, konnte sie jetzt erkennen und schätzen - wie zum Beispiel die Perfektion seiner zurückhaltenden Eleganz und diese subtile Ausstrahlung kontrollierter Kraft, die seine hoch gewachsene Gestalt umgab. Und seine Reserviertheit, diese scheinbar unüberwindliche Distanziertheit, die er der Welt um sich entgegenbrachte.
    Er war gelangweilt - zutiefst gelangweilt. Sie konnte sehen, weshalb Celia und die Damen des haut ton verzweifelten. Sie hatten Recht, dass er sie überhaupt nicht wahrnahm; seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hätte sie Morwellan Park darauf gewettet, dass er in Gedanken wohl eher in Zentral-Ost-Afrika weilte als in diesem funkelnden Ballsaal in Mayfair.
    Eine Dame trotzte seiner Gleichgültigkeit und

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