Ein unmoralischer Handel
»Lady Alathea Morwellan - Chillingworth, Graf von.«
Alathea warf ihm einen warnenden Blick zu, dann reichte sie Chillingworth die Hand. »Sehr erfreut, Mylord. Genießen Sie die Angebote Ihrer Ladyschaft hier auf dem Ball?« Irgendwo spielte ein Streichquartett, und es gab auch einen gut besuchten Raum zum Kartenspielen.
»Ehrlich gesagt, fand ich den Abend bisher ein klein wenig fad.« Chillingworth lächelte, als er ihre Hand losließ. »Ein bisschen zu zahm für meinen Geschmack.«
Alathea zog eine Augenbraue in die Höhe. »Ach ja?«
»Mmmh. Ich schätze mich glücklich, Sie in der Menge erblickt zu haben.« Sein Blick war voller Anerkennung, besonders wegen ihrer Größe. Seine Mundwinkel verzogen sich noch weiter. »Wahrhaftig ein Glücksfall.«
Alathea erstickte einen Lachanfall; Gabriel neben ihr erstarrte. Mit tanzenden Augen erwiderte sie: »Ich bin gerade dabei, einen Ball für meine Stiefmutter zu planen. Sagen Sie mir doch, welche Art von Unterhaltung einen Gentleman wie Sie verlocken würde?«
Der Blick, den Gabriel auf sie abschoss, war unmissverständlich ein Tadel. Sie ignorierte ihn.
Desgleichen tat Chillingworth. »Allein Ihre geschätzte Gegenwart würde genügen, um mich zu verlocken.«
Sie begegnete seinem Blick vollkommen ausdruckslos. »Ja, aber davon abgesehen?«
»Nur zu, Chillingworth. Wenn Sie sich ein wenig Mühe geben, kommen Sie bestimmt darauf, was Sie normalerweise zu Anlässen wie diesen hier lockt.« Gabriels gelangweilter Kommentar lenkte den Grafen ab.
Chillingworth stützte einen Ellbogen auf die Säule und runzelte die Stirn. »Hm, lassen Sie mich mal nachdenken.« Gabriel schnaubte leise. »Die Menschenmassen sind es nicht.« Als er Alatheas Blick aufgefangen hatte, fuhr Chillingworth fort. »Ich kann einfach nicht verstehen, warum Exklusivität nur von so wenigen Menschen geschätzt wird.«
Mit Blick auf die Gäste, die vor ihnen hin- und herwogten, und die drei anderen Herren, die inzwischen auf die hinteren Plätze abgestiegen waren, ständig gezwungen, Platz zu machen und sich wieder vorzukämpfen, knurrte Gabriel zustimmend: »Gott allein weiß, warum sie dieses Gedränge als unterhaltsam empfinden.«
»Weil keine Gastgeberin es wagt, dem ton gegenüber Farbe zu bekennen, also müssen wir alle leiden.« Alathea gestikulierte resigniert mit der Hand über die Menge.
»Zumindest«, murmelte Gabriel, »können wir einigermaßen etwas sehen. Für die, die dazu nicht in der Lage sind, muss es noch viel schlimmer sein.«
»Das ist es mit Sicherheit«, stimmte Alathea ihm zu. »Mary, Alice und Serena sind den halben Abend damit beschäftigt, sich überhaupt zurechtzufinden.«
Chillingworth hatte ihren kleinen Wortwechsel mitverfolgt und mischte sich ein: »Mmh. Was die anderen Anforderungen angeht, so könnte es sein, dass Herren wie ich - und Cynster hier - Sonaten und Airs an geeigneten Orten durchaus zu schätzen wissen, wir jedoch feststellen müssen, dass ein Quartett quietschender Violinen in einer Ecke im Grunde nur eine unliebsame Ablenkung darstellt.«
»Ablenkung?« Alathea schaute ihn verwundert an. »Ablenkung wovon?«
Diese direkte Frage ließ Chillingworth mit den Augen blinzeln. Er schaute hilfesuchend zu Gabriel.
Alatheas Lippen verzogen sich spöttisch. »Von Ihren gewohnten Eroberungen?«
Chillingworth nahm Haltung an; Gabriel warf ihr einen resignierten Blick zu. »Achten Sie nicht auf sie«, riet er Chillingworth. »Obwohl - vielleicht sollte ich Sie ja warnen - es wird noch schlimmer.«
Alathea bedachte ihn mit einem hochnäsigen Blick: »Das musst gerade du sagen.«
Von einem zum anderen blickend, stellte Chillingworth fest: »Sie kennen einander.«
Alathea vollführte eine abwertende Handbewegung.
»Seit unserer Geburt - unsere Freundschaft war sozusagen schon entschieden, wir hatten nichts dabei mitzureden.«
Gabriels Brauen hoben sich: »Nett gesagt.«
Die Verwirrung verschwand nicht gänzlich aus Chillingworth’ Miene, doch er ging wieder neben Alathea in Position. »Wo waren wir stehen geblieben?«
»Bei den Annehmlichkeiten, die Sie bei Ihren gewohnten Eroberungen schätzen.«
Alathea amüsierte sich königlich; beide, Chillingworth und Gabriel, warfen ihr bedrohliche Blicke zu.
»In Ordnung.« Chillingworth nahm die Herausforderung an. »Ein Tanzbillett, das nicht nur zwei Walzer beinhaltet. Apropos, meine Liebe, ich glaube, das Orchester wird sich gleich nützlich machen und uns mit einem Walzer erfreuen.« Er warf sich
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