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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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zu ihrem Kleid und den Farben der Jahreszeit passten. Als sie ihm verstohlen ins Gesicht blickte, fand sie, er sähe etwas ernst, ein wenig in sich gekehrt aus, bis er ihr dann plötzlich ein so strahlendes Lächeln schenkte, dass ihr Herz einen Sprung machte. Danach gestattete sie sich, zu denken, dass seine Distanziertheit verschwunden war, wenn auch nur für kurze Zeit.
    Die Trauung schien innerhalb von Minuten vorüber zu sein. Sarah und Guy legten in klarem, entschlossen klingendem Ton das Ehegelöbnis ab. Sie schritt am Arm des Gatten durch das Kirchenschiff und war sich der lächelnden Gesichter bewusst, an denen sie vorbeikam.
    „Du siehst so schön aus, Sarah“, flüsterte er ihr zu. „Ich muss mit dir reden …“ Er hielt inne, weil man beim Eingang zur Kirche angekommen war und von einer Menge Dorfbewohner umringt wurde, die Glück wünschen wollten.
    „Ein Kuss für die Braut!“, rief jemand und hielt einen Mistelzweig hoch.
    Guy neigte sich zu ihr und küsste sie auf die Lippen. Der Kuss war leicht und kalt, wie die Berührung durch eine Schneeflocke. Sarah erschauerte. Der Himmel verdunkelte sich unheilvoll durch neue Schneewolken, und die Luft war kühl. Sarah kam sich jedoch vor, als habe eine Hitzewelle sie durchströmt. Sie war sich bewusst, dass sie errötet war, und schmiegte sich enger in Guys Arme.
    „Platz da!“ Gutmütig teilte sich die Menschenmenge und ließ das Brautpaar in dem Moment zur Kutsche gehen, als die ersten Schneeflocken fielen.
    Guy half seiner Gattin in den Wagen und setzte sich ihr gegenüber hin. Dann beugte er sich vor.
    „Ich weiß, wir werden nicht viel Zeit haben, in der wir allein sind, Sarah, aber ich muss dir sagen …“, begann er eindringlich.
    Die Tür wurde aufgerissen.
    „Guy! Es tut mir so leid …“ Die Countess of Woodallan stand mit um Entschuldigung heischender Miene vor der offenen Tür und ließ den Blick von ihm zu seiner Frau gleiten. „Hättest du etwas dagegen, Olivia und Lady Fenton mitzunehmen? Sie sind zu Fuß in die Kirche gekommen, doch da es jetzt zu schneien begonnen hat …“
    Verlegen lächelnd schaute Guy seine Gattin an. „Nein, natürlich nicht, Mama! Sie sollen sofort einsteigen! Das ist kein Wetter, um da herumzustehen …“
    Olivia war sehr aufgeregt und plapperte während der kurzen Fahrt zurück zum Haus über die Hochzeit.
    „War sie nicht wundervoll? Du siehst so hübsch aus, Tante Sarah … Und die Kerzen und das Tannengrün … Eine so schöne Alternative für Blumen …“
    Sarah hörte zu, lächelte und antwortete, wenn die Nichte sie etwas gefragt hatte. Sie war sich Guys auf ihr weilendem Blick sehr bewusst und empfand ihn wie eine Berührung, die sie eigenartig sensitiv machte. Das leichte Lächeln lag noch immer um seine Lippen. Als sein Blick ihren traf, sah sie Verlangen darin aufflackern, das sie vollständig aus der Fassung brachte. Sie verlor den Gesprächsfaden und verfiel in Schweigen. Guys Lächeln wurde breiter.
    Das war ungewöhnlich. Sie konnte das nicht begreifen. Sarah furchte die Stirn und bemühte sich, dieses neue Rätsel zu lösen. Sie hatte Guy zum letzten Mal am vergangenen Abend im Speisezimmer gesehen. Er hatte sie ignoriert, wie das bei ihm zur Gewohnheit geworden war. Und jetzt war seltsamerweise seine Gefühlskälte durch eine Herzlichkeit ersetzt worden, die drohte, Sarah vollkommen aus der Fassung zu bringen. Er zollte ihr so viel glühende Aufmerksamkeit, dass sie an die Anfangszeit ihrer Bekanntschaft mit ihm erinnert wurde. Sein Verhalten war bei einem Bräutigam ganz angebracht, aber auch zutiefst verwirrend.
    Die Kutsche hatte den kurzen Weg von der Kirche zum Haus zurückgelegt, und Guy sprang hinaus. Mit einer Hand raffte Sarah die Röcke, um auszusteigen. Guy war zu schnell für sie. Er hob sie auf die Arme, trug sie über die Türschwelle und stellte sie in der Eingangshalle unter dem Beifall der versammelten Gäste auf die Füße. Er lachte, während er die Glückwünsche seiner Freunde entgegennahm. Sarah ergriff Amelia am Arm.
    „Bitte, komm einen Moment mit mir beiseite, Milly …“
    Fragend schaute Amelia die Cousine an. „Sarah? Fühlst du dich ganz wohl?“
    „Ja.“ Eindringlich verstärkte Sarah den Druck auf Amelias Arm. „Rasch, ehe Guy uns sieht …“
    Die beiden zogen sich in den Damensalon zurück.
    „Was ist passiert?“, jammerte Sarah, während sie ihr ängstliches Gesicht im Spiegel betrachtete und Amelia ihr half, das silberne Diadem sicherer auf den

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