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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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Erneut zeigte Guy wenig Interesse an seiner Verlobten. Er lächelte und redete viel mit den anderen. Vor Sehnsucht und aus Verzweiflung hatte Sarah Herzweh. Sie wollte, dass er sie liebte, wusste jedoch, dass es dafür zu spät war. Sie hatte sich seine Liebe mühelos erworben und sie durch eigene Dummheit verloren. Als habe er geahnt, dass sie ihn anschaute, blickte er zu ihr herüber und wandte gleich darauf sichtlich gelangweilt die Augen ab. Sie fühlte sich so elend, dass sie einen Moment lang nicht atmen konnte. Sollte ihr Leben in Zukunft so aussehen? Sie würde sich inmitten der Herzlichkeit und Liebe seiner Familie allein und verlassen fühlen.
    Sie entschuldigte sich bei der Countess und wollte sich zu Bett begeben. Zu ihrer Überraschung stand Guy auf, kam zu ihr und sagte, er werde sie zu ihrem Zimmer begleiten. Schweigend ging sie ihm voran und äußerte auf der Treppe, sie sei ihm für alles, das er für Olivia getan habe, sehr dankbar. Erstaunt hörte sie ihn erwidern, er habe nicht vergessen, dass sie diejenige gewesen war, die zuerst mutig Olivias Hilferuf gefolgt war. Das Kompliment war unerwartet gewesen.
    Guy ergriff ihre Hand. Sarah erschauerte innerlich.
    „Mutig?“ Sie wusste, ihre Stimme hatte gezittert. „Bestimmt meinen Sie, eigensinnig oder verdammt dumm!“
    „Vielleicht.“ Eine Andeutung von Belustigung hatte in Guys Stimme mitgeschwungen. Sarah merkte, dass ihre Hand zitterte, und wollte sie Guy entziehen. „Dennoch war das mutig.“
    Gefesselt vom Ausdruck in seinen Augen, starrte sie ihn an. Mit einem kurzen Ruck hätte er sie in seine Arme ziehen können, doch er bewegte sich nicht. Sie war es dann, die sich von ihm löste und mit hallenden Schritten durch den Korridor vor ihm floh.
    Am Spätnachmittag des Tages vor der Hochzeit suchte Amelia die Cousine und fand sie schließlich in der Kapelle.
    „Hast du den ganzen Nachmittag hier verbracht, Sarah?“ Amelia setzte sich zu ihr in die Kirchenbank.
    „Oh, Amelia! Ich habe gegrübelt. Hier war es so still und friedlich. Nein, ich bin erst seit kurzer Zeit hier. Wir haben den Nachmittag mit der letzten Anprobe meines Hochzeitskleides verbracht … Habe ich viel verpasst?“
    „Nein, nicht wirklich. Die Kinder waren auf der Eulenjagd!“, antwortete Amelia lachend. „Als ob man eine Eule mit einem Besen fangen kann! Natürlich ist die Eule weggeflogen!“ Amelia furchte die Stirn. „Du wirkst sehr niedergeschlagen auf mich, Sarah. Hast du im letzten Moment Bedenken bekommen?“
    Müde zuckte Sarah mit den Schultern. „Bestimmt ist dir aufgefallen, dass Guy mich in der letzten Woche gemieden hat.“
    Amelias Miene drückte Unbehagen aus. „Nun, ich gebe zu, dass ich eine gewisse Entfremdung bemerkt habe … Aber er ist so beschäftigt. Hier gibt es so viel zu tun.“
    „Du weißt sehr gut, dass keine Pflicht einen Mann davon abhalten könnte, bei seiner Verlobten zu sein, wenn er das will! Denk doch an dich und Greville! Nein, Guy geht mir aus dem Weg, weil er eine Ehe schließen soll, die ihm nicht genehm ist! Er wollte mich heiraten, um einen Skandal zu vermeiden, und weiß jetzt, dass es einen noch größeren gäbe, würde er die Verlobung lösen!“
    „Du redest von einer Zweckehe, Sarah. Das ist eigenartig, wenn man daran denkt, wie glühend Guy dir den Hof gemacht hat! Was kann die Veränderung bewirkt haben?“
    „Von Anfang an haben die Dinge sich nicht gut entwickelt, Milly. Es hat nur einige Zeit gedauert, bis alles sich aufgelöst hat.“ Sarah seufzte. „Guy und ich haben uns nicht vertraut. Ich habe mich so rasch in ihn verliebt, obwohl ich ihn kaum kannte.“ Sie schüttelte den Kopf. „Noch ehe wir in Blanchland waren, hatte ich ein Gespräch zwischen Guy und seinem Vater mitgehört, dem ich entnahm, dass er mir etwas vorenthielt. Daher habe ich ihm nicht vertraut, als ich Olivia fand …“ Verzweifelt zuckte sie mit den Schultern. „Du begreifst also, dass wir den Samen des Misstrauens bereits zwischen uns gesät hatten.“
    „Ich nehme an, es hat die Sache nur noch schlimmer gemacht, nachdem du herausgefunden hattest, dass er nach Olivia sucht.“
    „Ja. Er hat mir erzählt, sein Vater habe ihm aufgetragen, Olivia zu finden und sie zu überreden, aus Blanchland zu verschwinden, ohne ihm Schwierigkeiten zu machen. Ich war entsetzt, weil ich den Eindruck hatte, er werde alles tun, um den guten Ruf seiner Schwester zu schützen! Oh, er hat mir geschworen, er hätte den Auftrag nicht durchgeführt …

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