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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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glaubte, aber langsam hat sie den Eindruck gewonnen, dass du nicht ehrlich zu ihr bist. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie kannte dich weniger als zwei Wochen, und eine plötzliche gegenseitige Neigung ist nicht unbedingt die Basis für Vertrauen! Sie hat ihre Meinung für sich behalten und darauf gewartet, dass du ihr die Wahrheit enthüllst. Das hast du dann getan und etwas zugegeben, das sie entsetzt hat! Ich hatte dir den Auftrag gegeben, ihrer Nichte Geld zu geben und ihr dabei zu helfen, von hier zu verschwinden! Stell dir vor, wie einsam Miss Sheridan sich gefühlt haben muss! Sie war diejenige, die mutig genug war, als Erste auf Olivias Hilfeersuchen zu reagieren. Sie war allein auf der Welt und hatte nur Lady Fenton, die ihr half. Sie dachte, sie könne dir vertrauen, und dann stellt sie fest, dass sie nicht weiß, was sie glauben soll. Ist es so überraschend, dass sie, nachdem sie ihre Nichte bewusstlos und offensichtlich in deiner Gewalt angetroffen hat, zu der nächstliegenden Schlussfolgerung gelangt? Erst vor fünf Minuten hast du bewiesen, wie leicht das geschehen kann!“
    Totenstille herrschte im Raum. Ein verlegenes Lächeln erschien um Guys Mundwinkel. „Entschuldige, Vater, du hast eine verdammte Art …“ Er hielt inne und schüttelte den Kopf.
    „Dir die Wahrheit vor Augen zu führen?“, fragte der Earl trocken.
    Seufzend lehnte Guy sich zurück. „Wieso wusstest du, was zwischen Miss Sheridan und mir geschehen ist?“
    „Ich habe es von ihr erfahren“, antwortete der Earl mit beträchtlicher Genugtuung. „Und die Teile, die sie mir nicht erzählt hat, habe ich mir zusammengereimt. Ich habe recht, nicht wahr?“
    „Ja, aber …“ Guy furchte die Stirn. „Sarah hat dir das bestimmt nicht erzählt!“
    „Nein.“ Der Earl lächelte. „Ich habe sie mit ihrer Cousine reden gehört, ohne dass sie wusste, dass ich da bin. Sie hat noch sehr viel mehr geäußert, Guy, doch es steht mir nicht zu, das weiterzugeben. Ach, übrigens, ich habe meine wahre Meinung über sie schon früher gesagt. Sie ist gut und mutig und ehrlich. Also bitte ich dich, sie nicht zu verlieren!“ Der Earl lachte, und seine Schultern zuckten. „Ich dachte, du wolltest mir einen Kinnhaken verpassen, als ich vorhin so despektierlich über Sarah redete!“
    „Hätte jemand anderer das alles gesagt, Vater, hätte ich ihm einen Schwinger verpasst!“
    „Nun, es war verdammt schwer, dich zu täuschen, aber du hattest eine Lektion nötig! Ich konnte sehen, dass du im Begriff warst, alles, was dir lieb und teuer ist, wegzuwerfen!“
    „Ich glaube, ich gehe jetzt besser zu meiner Verlobten …“
    „Ja, und beeile dich“, riet der Vater.
    Guy stürmte aus dem Zimmer, nahm zwei Stufen auf einmal, kam jedoch zu spät. Die entrüstete Mutter machte ihm die Tür von Sarahs Zimmer auf und gab ihm unmissverständlich zu verstehen, es bedeute Unglück für den Bräutigam, wenn er seine Braut in der Nacht vor der Hochzeit sähe. Guy war gezwungen, sich die Beine in den Bauch zu stehen und wider besseres Wissen zu hoffen, er möge sich durch seinen dummen Stolz nicht sein Unglück eingehandelt haben.

11. KAPITEL

    Die Kirche war hell erleuchtet. Hunderte weißer Kerzen verbreiteten ihr Licht und beleuchteten die an den Wänden hängenden, auf gerahmten roten Holztafeln angebrachten Zitate aus der Heiligen Schrift. Überall war Tannengrün. Man sah Stechpalmenzweige und Äste von Lorbeerbäumen, Kienzapfen und Beeren, rote und goldene Papierschlangen … Sarah, die von ihrem Patenonkel das Kirchenschiff hinaufgeführt wurde, hielt angesichts der strahlenden Schönheit des Ganzen den Atem an.
    Am Ende hatte es keinen Ausweg gegeben. In der vergangenen Nacht war Lady Woodallan zu ihr gekommen und hatte sanft und ehrlich mit ihr darüber geredet, wie glücklich die Familie sei, dass sie Guy heiraten werde, und ihr die Überzeugung seiner Eltern mitgeteilt, sie sei genau die richtige Frau für ihn. Die Countess hatte diskret die kurze Bekanntschaft mit ihrem Sohn erwähnt, Sarah ermutigt, keine Angst zu haben, und darauf hingewiesen, sie kenne und begreife Guy bereits so gut, als hätten sie beide sich bereits viel länger gekannt. Am Ende war Sarah vor Nervosität in Tränen ausgebrochen, und die Patentante hatte sie sanft umarmt und ihr gesagt, alles werde gut. Dann hatte Sarah geschlafen, und heute war ihr Hochzeitstag …
    Sie war sich sehr bewusst, dass Guy neben ihr stand, sehr elegant in Grün und Weiß, Farben, die

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