Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
mich bewerben, eine Stelle im Ausland annehmen. Aberich würde mich als Patin für euer Kind zur Verfügung stellen. Vorausgesetzt, ihr nennt es nicht Evelyn.«
»Wohl kaum«, sagte ich. »Was meinst du, wird Oliver sagen?«
»Er wird sich freuen«, sagte Evelyn zuversichtlich. »Schließlich bekommt er jetzt nicht nur die Frau seiner Träume, sondern das Kind seiner Träume gleich mit. Mein Gott, das wird vielleicht ein Lockenkopf werden!« Sie sah auf die Uhr. »Komm, wir gehen wieder rüber zu der O-Beinigen. Entweder sie ist in der Zwischenzeit abgenippelt, oder sie hat jetzt einen wahnsinnigen Appetit. Komm schon, worauf wartest du noch? Ich habe eine Mascarponetorte aufgetaut, und du wirst gleich das Vergnügen haben, deine Ex-Rivalin dabei zu beobachten, wie sie die ganze Torte in sich hineinschlingt. Mehr Kalorien in zehn Minuten als sonst in zehn Monaten.«
»Evelyn?«
»Hm?«
»Bitte entschuldige. Ich habe dir unrecht getan.«
»Schon gut«, sagte Evelyn.
*
Ich schaffte es nicht sofort, Oliver von der Schwangerschaft zu berichten. Und ich war auch nicht so sicher wie Evelyn, dass er sich freuen würde, wenn ich ihm meine Liebe gestand. Schließlich hatte ich ja selbst erst seit kurzem kapiert, dass es so war. Und nach der Geschichte mit Petra (die tatsächlich eine ganze Mascarponetorte mit extra dicker Sahneschicht verschlungen hatte) lag der Verdacht nahe, dass ich mich einfach nur mit dem Nächstbesten trösten wollte.
Evelyn fragte mich jeden Tag, ob ich Oliver endlich Bescheid gesagt hätte, und ich sagte jeden Tag: »Nein, noch nicht. Gestern war irgendwie nicht der richtige Zeitpunkt.«
Evelyn seufzte nur und sagte: »Na ja, irgendwann wird er es von selber merken.«
So lange wollte ich aber nun doch nicht mehr damit warten. Jedes Mal, wenn ich Oliver von der Seite anschaute, durchströmte mich ein ungeheures Glücksgefühl. Wenn es stimmte, was Evelyn sagte, dann war er in mich verliebt. In mich, Olivia Blumenkohl Erdferkel. Das war ein gutes Gefühl. Denn ich war auch in ihn verliebt, in Oliver Gaertner, den besten Feuerwehrinterviewer dieser Hemisphäre.
Und ich war schwanger. Daran musste ich mich erst noch gewöhnen. Ich schluckte Folsäure und Vitamin C und ertappte mich dabei, wie ich über Vornamen nachdachte. Schließlich raffte ich mich auf und ging zum Frauenarzt, wo ich das kleine Herz schlagen sah, so schnell und lebendig und eigenständig, dass ich ein Stück von meiner Angst verlor.
Stephan war überzeugt davon, dass er den Job in Chicago bekommen würde. Das Bewerbungsgespräch war wohl vollkommen zu seinen Gunsten verlaufen.
»Es macht sich doch bezahlt, dass ich mich die ganze Zeit auf dem Laufenden gehalten habe«, sagte er zu mir. »Und mein Englisch ist immer noch hervorragend.«
»Wie schön für dich«, sagte ich. »Wann geht es denn los?«
»Im November. Wenn ich den Job bekomme«, sagte Stephan und lachte. »Aber ich denke, du kannst schon mal anfangen zu packen.«
»Wieso denn ich?«, sagte ich.
Stephan runzelte die Stirn. »Ich helfe dir natürlich. Ich habe ja nicht gesagt, dass du allein packen sollst.«
»Ich packe gar nichts«, sagte ich. »Stephan, ich weiß nicht, wieso du immer noch denkst, dass ich mit dir komme. Ich habe immer gesagt, dass ich die Gärtnerei nicht verkaufen werde.«
»Olli, bitte nicht schon wieder das Thema! Es geht nicht anders, und damit basta!« Stephan sah wütend aus.
Aber das sah ich vermutlich auch. »Es geht natürlich anders. Du gehst allein nach Chicago oder wo immer du hinmöchtest, und ich bleibe hier.«
»Das wäre aber dann das Ende unserer Beziehung«, sagte Stephan. Es sollte wohl eine Drohung sein.
»Das will ich meinen«, sagte ich. »Du glaubst doch nicht, dass ich mit dir noch eine Beziehung führen will.«
Jetzt sah Stephan ehrlich verblüfft aus (was in mir – ehrlich – wieder ein Gefühl von Wut aufsteigen ließ). »Und weswegen nicht? Etwa wegen dieser kleinen Affäre?«
»Nicht nur«, sagte ich. »Es ist so, dass ich dich einfach nicht mehr liebe, weißt du. Ich finde dich aufgeblasen und unsensibel und oberflächlich, und mit so einem Mann möchte ich nicht verheiratet sein.«
»Olli, ich an deiner Stelle wäre vorsichtig mit dem, was ich sage«, sagte Stephan warnend. »Du kannst es nämlich hinterher nicht wieder gutmachen.«
»Will ich auch gar nicht«, sagte ich. »Am besten, wir halten das hier noch bis Oktober durch, und dann nehmen wir uns beide einen Anwalt.«
»Du bist ja
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