Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
bescheuert«, sagte Stephan.
»Na, na, na, mein Junge«, sagte Fritz, der lautlos, wie es manchmal seine Art war, in der Tür aufgetaucht war. Wielange er dort schon stand, wusste ich nicht. »Vergiss nicht deine gute Erziehung.«
»Sie sagt, dass sie mich verlassen will«, sagte Stephan, und es klang wie: »Sie gehört in eine geschlossene Abteilung!«
»Ich hab’s gehört«, sagte Fritz.
»Möglicherweise bin ich ja bescheuert«, gab ich zu. »Aber Stephan musst wohl damit leben, dass nicht jede Frau ihn umwerfend findet. Vor allem dann, wenn sie ihn näher kennt.«
Fritz sah mich durchbohrend an. Allerdings sah er nicht in meine Augen, sondern viel tiefer. »Ich weiß nicht, Dings, äh, Schwiegertochter, aber kann es sein, dass dein, äh, Brennholz in letzter Zeit, äh, ziemlich hoch gestapelt ist? Höher als sonst, meine ich?«
»Vati!«, sagte Stephan.
»Ist doch wahr«, sagte Fritz. »Da ist deutlich mehr Holz vor den Hütten als früher. Und das soll was heißen! Aber ich habe da einen Blick für.«
»Da hast du Recht, Schwiegervater«, sagte ich.
*
Für Elisabeths Garten und die Pilotsendung hatten wir Folgendes geplant: den Bau eines Holzdecks als Frühstücksterrasse mit dazu passenden Möbeln, die Gestaltung eines kleinen, natürlich kindersicheren Springbrunnens neben dem Deck, die Installation eines Sonnendachs über der bereits bestehenden Terrasse im Süden des Hauses, eine Trockenmauer, um die anschließende, langweilige Böschung zu beleben, die Komposition eines Staudenbeetes, das vor allem auchnach Feierabend attraktiv sein würde, die Pflanzung einer immergrünen Bambushecke an der Grenze zum neugierigen Nachbarn, der Bau eines großzügigen Sandkastens unter einem Kinderstelzenhaus für Kaspar und Marisibill und die komplette Neuanlage der Rasenfläche mit Rollrasen. Hanna und Elisabeth wollten zu gerne auch noch einen Teich, aber ich versicherte ihnen, dass die Elemente, die wir bereits geplant hatten, normalerweise ausreichten, um einen motivierten Gärtner ein gutes halbes Jahr zu beschäftigen. Da war definitiv keine Zeit mehr für die Anlage eines Teiches. Um das Ganze tatsächlich an einem einzigen Wochenende zu bewerkstelligen, mussten wir ohnehin schon eine Vielzahl von Leuten anheuern. Ich wollte auf keinen Fall teure Profis, das hätte unser Budget gesprengt, bevor wir überhaupt angefangen hätten. Außerdem passten dickbäuchige, wichtigtuerische Handwerker nicht in unser junges Konzept. Die Gruppe, die wir schließlich zusammenwürfelten, bestand aus Konstantin, einem hübschen, gepiercten Gärtnerlehrling im dritten Lehrjahr, einem kreativen Architekturstudenten namens Jens, der vor seinem Studium eine Schreinerlehre absolviert hatte, und seinem besten Freund Jonathan, einem Designstudenten, der sich nebenberuflich als Stripper verdingte und gerne bereit war, oben ohne zu arbeiten. Alle drei waren lustig, flink und konnten zupacken, ohne sofort einen Bandscheibenvorfall zu bekommen. Der Stripper konnte außerdem einen mittelgroßen Bagger bedienen, und ich hatte vor, des Öfteren einen solchen zu gebrauchen. Den Bagger, meine ich, nicht den Stripper.
Programmdirektor Dürr war mehr als entzückt, als Oliver und ich ihm diese Truppe präsentierten.
»Sie beide haben genau verstanden, worum es hier geht«, sagte er lobend.
Ich war aus paritätischen Gründen durchaus auch für eine weibliche Verstärkung des Teams gewesen, aber Dürr und die anderen fanden, ein Weib – also ich – würde genügen. Außerdem forderte ich noch Unterstützung vom unverzichtbaren Herrn Kabulke an. Als es ans Drehen ging – Elisabeth vergnügte sich bereits scheinbar ahnungslos auf ihrer Schönheitsfarm –, und eine Stunde nach der anderen vorbeiflog, verpflichteten wir außerdem noch jeden verfügbaren Fernsehfuzzi, der nicht schon sowieso damit beschäftigt war, das Projekt im Zeitplan zu halten.
»Das gibt ja Material für sieben Sendungen«, stöhnte Kimmel, der Regisseur, nach dem ersten Drehtag.
»Freu dich doch«, sagte Oliver zu ihm, aber zu mir sagte er: »Das nächste Mal dürfen wir uns nicht so viel aufladen, hörst du?«
Ich antwortete nicht, ich steckte bis zu den Schultern in dem Staudenbeet und hatte außerdem den Mund voller Schrauben, die Konstantin mich zu halten gebeten hatte. Das war vor einer halben Stunde gewesen.
»Besonders kommunikativ bist du ja nicht«, sagte Oliver.
»Wir müschen aber regen«, brachte ich mühsam hervor. Ja, wir mussten unbedingt reden!
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