Ein unsittliches Angebot (German Edition)
Verwalter – der Kerl, der die Sache mit den Dächern ins Rollen gebracht hat – hat mich beraten. Ich habe auch ein paar Unterlagen. Mein Vater wird zweifellos tausend Fragen haben, wenn ich ihn um das nötige Startkapital bitte, und ich möchte so viele Antworten für ihn haben wie möglich.«
»Es liegt mir fern, Sie davon abhalten zu wollen, sich zu bilden.« Der Verwalter nahm noch etwas Tee und stellte seine Tasse ab. »Sir Frederick werden Sie jedoch gar nicht überzeugen müssen. Als er Ihren Aufenthalt hier arrangiert hat, hat er mich autorisiert, eine gewisse Summe für derartige Projekte, auf die Sie vielleicht kommen könnten, zu verwenden.«
»Tatsächlich?« Der Löffel hielt auf halbem Wege zwischen Teller und Mund inne. »Davon hat er mir ja gar nichts gesagt.«
»Nein, und ich sollte es auch nicht erwähnen. Er wollte nicht, dass Sie nach einer Möglichkeit suchen, das Geld auszugeben. Er zog es vor, dass die Idee zuerst käme, und die Finanzierung später.«
»Meine Güte.« Silber klapperte gegen Porzellan, als er den Löffel ablegte. »Wie um alles in der Welt ist er denn auf die Idee gekommen, dass ich mir irgendwelche Projekte ausdenken könnte?«
Granville zuckte mit einer Schulter; der Anflug eines Lächelns lag auf seinen Lippen. »Er hatte sechsundzwanzig Jahre Zeit, Sie zu beobachten. Vermutlich hat er sich ein Bild von Ihren Fähigkeiten gemacht.«
»Meine Güte«, sagte Theo abermals. Hinter Granville schwebte Staub träge in einem Sonnenstrahl und verleitete dazu, die Gedanken abschweifen zu lassen. Er hätte wetten mögen, dass er genau wusste, was Sir Frederick von seinen Fähigkeiten hielt. Und er hätte der Einschätzung zugestimmt. Selbst jetzt fühlte sich die gute Meinung seines Vaters – falls es denn so war – seltsam und unpassend an wie ein geliehener Mantel.
Ein von einer Frau geliehener Mantel auch noch. Nichts von alledem wäre ohne den Einfluss von Mrs Russell geschehen. Oder? Vielleicht hätte er den Leuten auf seinem Land unverbindlich ein besseres Leben gewünscht, aber er hätte es niemals selbst in die Hand genommen, ihr Los zu verändern. Oder?
»Ihnen stehen sogar genug Mittel zur Verfügung, um gänzlich auf die Sponsoren zu verzichten.« Granville sägte seinen Toast in Streifen. Jetzt endlich meldete sich sein Appetit, während Theos vergessen war. »Doch ich muss gestehen, mir gefällt die Idee zu gut, um Ihnen dazu zu raten, sie aufzugeben. Es scheint mir charakteristisch dafür zu sein, was für ein Gutsherr Sie sein werden.«
Einen Augenblick lang wollte er loslachen. Aber der Augenblick verging. Es war schließlich nichts Lächerliches dabei, sich ihn als eine bestimmte Art von Gutsherrn vorzustellen. Die Art von Gutsherr, die wusste, wie man unterschiedliche Interessen zum allgemeinen Vorteil verwob. Dieses Talent besaß er vielleicht tatsächlich.
»Dann möchte ich Sie um Ihre Meinung zu einer weiteren möglichen Verwendung für Sir Fredericks Mittel ersuchen.« Er griff nach seiner Teetasse. »Der Pfarrer Atkins von Seton Park hat mich auf die Schule angesprochen, die er gerade eröffnet. Was würden Sie davon halten, wenn wir unsere Landarbeiter dazu ermutigten, ihm ihre Kinder zu schicken?«
Mehr Besucher kamen. Der Friedensrichter Mr Rivers und seine Frau am Nachmittag desselben Tages, eine Miss und Mrs Landers am nächsten. Die Besuche hatten die richtige Länge und die Konversation war genau von der richtigen Art. Alle lobten Mr Mirkwoods wohltätige Ziele. Alle freuten sich, sie kennenzulernen. Sie bestanden darauf – welch unerwartete Freundlichkeit –, dass sie nach ihnen schickte, wenn sie Hilfe mit Pächtern, Bediensteten oder in irgendwelchen anderen Angelegenheiten bräuchte, die für eine junge Dame schwer zu bewältigen waren. Bis Mr Mirkwood die Nachbarn mobilisiert hatte, waren sie für Martha Fremde gewesen; jetzt, plötzlich, sorgten sie sich um ihr Wohlergehen – und vielleicht nicht nur aus Pflichtgefühl.
»Ich habe noch nie einen Mann getroffen, der es so wie du versteht, Zuneigung zu wecken«, sagte sie am Abend nach dem Besuch der Landers zu ihm. »Nicht nur zu dir selbst, meine ich, sondern unter den Leuten im Allgemeinen. Ich bin sicher, diese Gemeinde hat dir viel zu verdanken.« Wieder hatte sie nicht die richtigen Signale ausgesandt, und er hatte allein Befriedigung erlangt. Jetzt versuchte sie, sich mit diesem Thema abzulenken.
»Wie war das noch mal mit der Zuneigung zu mir selbst?« Er lag befriedigt
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