Ein unsittliches Angebot (German Edition)
seine Knie weich; wer hätte gedacht, dass man von der hohen Meinung einer Dame berauscht sein konnte?
Der Waldweg tauchte vor ihnen auf, und sobald sie im Schutze der Bäume waren, streckte er die Hand nach ihr aus. Er würde ihr sagen, ohne schwache Worte, wie sehr er –
»Bitte nicht.« Sie entwand sich seinem Griff. »Nicht, wo wir gesehen werden könnten.«
»Dann eben dort, wo wir nicht gesehen werden können.« Lass mich um Himmels willen nicht bis heute Nacht warten. »Obwohl das Bett im Blauen Zimmer noch gemacht ist, was meinst du?«
Sie ließ den Blick an ihm herabwandern, wie um die Dringlichkeit der Frage einzuschätzen. Dringlichkeit war gar kein Ausdruck. Dann, wie durch ein Wunder, nickte sie. »Ich habe heute nichts weiter vor. Hättest du Lust, mich zu besuchen?«
»Du hast doch gerade geguckt. Wonach sieht es denn aus?«
Ein noch größeres Wunder: Sie lächelte, ein köstliches, verschwörerisches Lächeln, und dann ging sie wortlos voraus.
Mit einer Geschwindigkeit, die jede Kammerfrau vor Neid hätte erblassen lassen, zog er sie bis auf Hemd und Strümpfe aus, doch mit dem Haar ließ er sich Zeit. Sie genoss es, das hätte jeder Mann erkannt, also gab er ihr viel davon, löste jeden Zopf ganz langsam und durchkämmte die Locken mit den Fingern. Er hatte sie mitten ins Zimmer gesetzt, auf einen Hocker, den er aus dem Ankleidezimmer geholt hatte, und nun konnte er ihr entspanntes Spiegelbild mit den geschlossenen Augen in zwei verschiedenen Spiegeln betrachten. Sein Spiegelbild ebenfalls. Eine fast ausgezogene Frau und ein Mann, der Absichten auf sie hatte. Die Szene wurde von einer Handbreit Abendsonne gewärmt und vergoldet.
Aus dem Handgelenk schleuderte er eine Haarnadel auf einen entfernten Tisch; das sanfte, perkussive Geräusch zierte die träge Stimmung des Moments. »Einmal möchte ich dich im Sonnenlicht ohne Haube sehen«, murmelte er, so leise, dass sie die Worte für undeutliche Musik halten konnte, wenn sie das vorzog. »All diese Zöpfe hochgesteckt, wie Honig in einem Wabenglas. Und dann offen, wie ausgegossener Honig.«
»Du weißt doch, dass du mich nicht mit Komplimenten zu verführen brauchst.« Sie lächelte, die Augen immer noch geschlossen. »Ich habe meine Einwilligung doch schon gegeben.«
»Einwilligung schließt Verführung nicht aus. Was du nicht alles noch lernen musst!« Er vergrub die Finger an ihren Haarwurzeln und massierte ihre Kopfhaut. »Soll ich dir heute etwas Neues beibringen?«
»Ja.« Beeinflussbares Kind. Wozu würde sie sich nicht bereit erklären, mit seinen Händen in ihrem Haar?
»Ich rate dir, vorher zu fragen, was ich vorhabe. Oder wenigstens einige Dinge festzulegen, die du nicht tun wirst.«
»Das ist nicht nötig.« Sie schlug die Augen auf, Augen wie frisch umgegrabenes Erdreich, und fand seine im Spiegel. »Ich vertraue dir, Mirkwood.« Und keine Frau würde jemals noch erregendere Worte zu ihm sagen als diese.
Als hätte er alle Zeit der Welt – und vielleicht hatte er das –, zog Mr Mirkwood seine Hände von den Wurzeln ihrer Haare zu den Spitzen und ließ die Locken an ihren Hals fallen. Die Liebkosung ließ ihr eine Gänsehaut über den Rücken wandern. Dann ging er von ihr weg und setzte sich in den Sessel.
Er würde sie bitten, etwas zu tun. Sie würde Ja sagen. Vielleicht würde er ihr befehlen wollen, und vielleicht würde sie auch dazu Ja sagen.
Er legte den Kopf leicht schräg, so als betrachte er eine Kurtisane, die er sich gemietet hatte. Er ließ sich im Sessel zurückfallen, die Hände auf den Armlehnen. Ein Finger trommelte spekulativ. »Zieh deine Strümpfe aus«, sagte er.
Ja . Sie beugte sich vor und tastete nach dem ersten Strumpfband.
»Nicht so.« Weich und dämmerig schwebte seine Stimme durch den Raum zu ihr. »Wende mir dein Profil zu. Heb den Fuß vor dir an. Jetzt zieh den Strumpf langsam herunter, und sieh mich dabei an.«
Wahrhaftig wie eine Kurtisane. Sie wandte ihm ihr Profil zu. »Ihre Frau wird nie Langeweile verspüren.«
»Erwähne meine Frau nicht. Sonst fühle ich mich untreu.«
»Einer Frau untreu, die Sie noch gar nicht kennengelernt haben?« Das gelöste Strumpfband fiel um ihren Schenkel und sie schob den Strumpf hinunter.
»Euch beiden untreu. Etwas langsamer, wenn ich bitten darf.«
Sie ließ den Strumpf ihre Wade hinabkriechen, während er mit einem wollüstigen Lächeln auf den Lippen zusah. Zweifellos hatte er diese Szene mit unzähligen Frauen durchgespielt – doch daran
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