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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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brauchen Ihr Papier nicht. Christine nimmt keine Geschenke an.«
    »Wie Sie es für richtig halten, selbstverständlich.« Er legte das Papier in die Tasche zurück und fand das Fleisch und den Tee. »Dann gebe ich Ihnen das hier«, sagte er und holte beides hervor. »Ich habe allen Familien etwas davon gebracht.«
    »Nein.« Sie nahm das Kind auf den anderen Arm. »Nein danke.«
    Er sollte eigentlich wütend werden. Er hatte jedes Recht dazu. Er war mit ehrhaften Absichten gekommen, und tatsächlich fühlte er Wut in sich aufkeimen – doch die schwere, giftige Scham erstickte sie sofort. Welchem Mann wäre unter Mrs Weavers entsetzlichem Blick nicht der Verdacht gekommen, tief in seinem Innersten könne vielleicht doch ein Ungetüm lauern? Gott im Himmel, so hatte ihn noch nie jemand angestarrt!
    So knapp wie möglich verabschiedete er sich und trat den Rückweg an. In seinem Magen rumorte es bei jedem Schritt, und die übrig gebliebenen Geschenke rollten in der Tasche umher, die jetzt hätte leer sein sollen.
    So viel zu guten Vorsätzen. Die Panik in ihrer Stimme, als sie die Tür aufgerissen und ihre Tochter von ihm weggerufen hatte. Nicht daran denken! Er hielt an und kniff die Augen zusammen; in seinem Magen herrschte ein Tumult wie in einem unbemannten Schiff auf hoher See. An etwas anderes denken! Er öffnete die Augen und ging weiter. Doch kein unverfängliches Thema konnte seine Gedanken bannen; immer und immer wieder wanderten sie zu der Szene zurück, an die er nicht denken wollte, und schließlich gab er nach und erbrach sich, hilflos und schmählich, am Rande seines Hinterhofs.
    »Mr Farris hat gesagt, dass Sie nicht vorhätten, Ihre Töchter für unsere Mädchenklasse anzumelden.« Martha zupfte ein Unkraut aus dem Petersilienbeet und streckte den Arm aus, um es in den Kübel fallen zu lassen.
    Auf der anderen Seite des Beetes nickte Jane Farris knapp. Dass die gnädige Frau immer darauf bestand, bei irgendetwas zu helfen, wenn sie vorbeikam, war vermutlich schon anstrengend genug für eine Pächtersfrau. Dass sie jetzt auch noch anstelle der üblichen Plauderei dieses Thema anschnitt, musste wirklich eine Zumutung für die Arme sein.
    Einerlei. Mr Mirkwood würde in einer Stunde da sein, und wenn sie sich hinsetzte, um auf ihn zu warten, würde sie ganz sicher wahnsinnig werden. »Ich bedaure das sehr. Ich muss gestehen, dass ich an Ihre Laura und Adelaide gedacht hatte, als ich Mr Atkins vorschlug, auch für die älteren Mädchen etwas anzubieten. Sie sind beide so gescheit.«
    »Sie können aber beide schon lesen. Lizzie wird mit ihren Brüdern zur Schule gehen. Sehen Sie da drüben noch irgendwelche gelben Blätter?«
    »Nein, alles sieht noch ganz frisch aus.« Sie warf wieder etwas Unkraut in den Eimer und ging weiter zur Pfefferminze, wo sie innehielt, um sich hinabzubeugen und den frischen Duft einzuatmen. »Der Zweck der ganzen Sache, meiner Ansicht nach jedenfalls, bestand darin, dafür zu sorgen, dass Mädchen mehr Bildung erhalten als nur Lesen und Rechnen.« Noch ein Atemzug Pfefferminzduft. Wundervoll, wie er einem den Kopf frei machte. »Wir leben in einer Zeit, in der sich so vieles verändert, nicht wahr?« Sie griff nach der Pflanzschaufel, um ein hartnäckiges Unkraut auszugraben. »Ich bin sicher, Mr Atkins ist nicht der einzige Pfarrer, dem das bewusst ist und der die Nützlichkeit einer gründlicheren Schulbildung für Jungen erkannt hat. Man kommt aber nicht umhin, sich zu fragen, was eigentlich aus den Mädchen werden soll, die unter der Prämisse aufwachsen, einen Bauernsohn zu heiraten, wenn die Bauernsöhne plötzlich alle Berufe erlernen und so viel gebildeter sind als sie.«
    Ha! Ein Punkt für sie. Unter der gesenkten Haube war der Ausdruck in Mrs Farris’ Augen nicht zu erkennen, doch ihr Mund hatte sich nachdenklich verzogen.
    Jetzt schnell den Vorteil ausbauen. »Es ist nicht mehr so wie noch vor einer Generation, als Mann und Frau beide ein paar Jahre lang zur Grundschule gegangen sind und danach auf dem Land das Nötige gelernt haben. Ich könnte mir vorstellen, dass ein junger Händler sich lieber unter den Kaufmannstöchtern, die ein wenig Schulbildung genossen haben, nach einer Braut umsieht.« Mit Nachdruck schleuderte sie ein Unkraut in den Kübel und gab die Schaufel zurück. »Wenn er sich eine Bauerstochter aussucht, die kaum lesen kann, heiratet er bewusst unter seinem Stand.«
    »Daraus kann nichts Gutes werden.« Mrs Farris wiegte den Kopf.
    »Nein, das

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