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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Blätter, alles Mögliche.« Er blätterte den Stapel durch, um ihr die Muster zu zeigen. »Und sie sind fest, man kann sie gut falten. Wenn du zum Beispiel einen Fächer machen möchtest. Hast du schon mal einen Fächer gemacht?«
    Sie schüttelte den Kopf, den Blick fest auf das Papier geheftet.
    »Ich zeig’s dir. Es ist ganz einfach, sonst würde ich das nie und nimmer schaffen.« Er nahm ein Blatt Papier und gab ihr den Rest. »Am besten macht man das auf einem Tisch oder einer anderen Fläche«, sagte er, stellte die Tasche ab und hob einen Fuß auf den Schweinetrog. »Aber es geht auch so.« Sie sah zu, als er das Papier auf seinem Oberschenkel zu falten begann. »Man faltet immer einen Streifen am Ende, dann dreht man es um und faltet in die andere Richtung. Siehst du? Dann bekommt man eine Ziehharmonika. Das machst du so lange, bis das ganze Papier gefaltet ist.« Er hatte keine Ahnung, ob sie alles verstand, doch es war das Einfachste gewesen, was ihm eingefallen war.
    »An einem Ende fest zusammendrücken und am anderen Ende aufziehen, und schon hat man einen Fächer.« Er hielt ihn hoch und fächelte sich Luft zu, was das Grübchen wieder erscheinen ließ. »Wenn du möchtest, kannst du hier sogar ein Loch hineinstechen und die eine Seite mit einer Schnur zusammenbinden. Meine Schwestern haben immer Bänder durchgezogen und die Fächer ums Handgelenk getragen.« Jetzt hatte er das Thema definitiv erschöpfend behandelt, also drückte er den Fächer wieder zusammen und hielt ihn ihr hin.
    Sie untersuchte die Knicke, hielt dann ein Ende zusammen und fächelte zur Probe.
    »Ja, genau so.« Das hatte ja hervorragend funktioniert. Jetzt das Beste aus der Begegnung mit den anderen Weavers machen – doch bevor er zur Tat schreiten konnte, zog das Mädchen ein weiteres Papier hervor und hielt es ihm hin. »Soll ich noch einen machen?«, fragte er.
    Sie nickte und kam einen Schritt näher, um zuzugucken.
    Er hatte zwei Falten geschafft, als die Tür aufging und Mrs Weaver einen schrillen Schrei ausstieß. »Christine, komm sofort her!«
    Das Mädchen stürzte davon, und augenblicklich wurde ihm klar, was die Mutter gesehen hatte: sein Rücken der Tür zugewandt, ihre Tochter viel zu nah bei ihm, ihre beiden Köpfe gesenkt, um zu beobachten, was seine Hände irgendwo in der Nähe seines Schoßes taten.
    Gütiger Gott. Konnte sie das wirklich denken? Gütiger Gott! Er hielt das Papier hoch und suchte nach Worten, nach einer Erklärung – doch die Frau würdigte ihn keines Blicks. Sie sprach energisch auf ihre Tochter ein, die eine Minute später zu ihm zurückkam, diesmal jedoch in Armeslänge vor ihm stehen blieb und ihm mit abgewandtem Kopf das Band und das restliche Papier hinhielt. Er konnte nichts tun, als es ihr abzunehmen und zuzusehen, wie sie weglief.
    Theo lief rot an und fühlte eine fiebrige Übelkeit in sich aufsteigen. Narr, elender Narr! Weshalb hatte er sich denn nicht vorher überlegt, wie das aussehen musste? Doch wie hätte er auch darauf kommen können? So etwas Schändliches hatte ihm noch nie im Leben jemand zugetraut.
    Je länger er so dastand, sprachlos und mit hochrotem Kopf, desto schuldiger würde er aussehen. Und desto wahrscheinlicher wurde es, dass er sich vor ihren Augen übergeben würde. Mechanisch ergriff er seine Tasche und zwang sich, über den Hof auf Mrs Weaver zuzugehen. Trotz der wütenden Schreie des Säuglings herrschte ein unerträgliches, erstickendes Schweigen.
    »Ich bedaure, Sie verärgert zu haben.« Sein Hut fühlte sich riesig und unförmig an, als er ihn abnahm; sein Kopf entsetzlich entblößt. »Ich habe heute einige Familien besucht und einige Dinge mitgebracht, von denen ich glaubte, sie könnten dafür vielleicht Verwendung haben.« Er war jetzt nahe genug herangekommen, um feststellen zu können, dass ihre grauen Augen keinerlei Verständnis oder überhaupt irgendeine menschliche Regung verrieten. »Als ich das letzte Mal hier war, ist mir aufgefallen, dass Ihre Tochter gern Papier faltet, und ich hatte welches bei mir herumliegen. Ich habe ihr gezeigt, wie man einen Fächer faltet.« Verdammt. Sogar die Wahrheit klang wie ein ruchloser Trick, um ein Kind zu verführen. »Darf ich Ihnen das Papier geben? Sie könnten Ihr ab und zu ein Blatt geben …«
    »Christine, geh ins Haus«, sagte sie, ohne sich umzudrehen, und das Mädchen gehorchte. »Mr Mirkwood.« Ihr Ton war ausdruckslos und abweisend; ihr Blick hätte einem Basilisken alle Ehre gemacht. »Wir

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