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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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sie im Auge zu behalten.
    »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mir das alles gesagt haben.« Er war ein guter Mann, der kleine Anwalt. Er hatte Besseres verdient, als zum Spielball zwischen Mr James Russells Niederträchtigkeit und ihrer eigenen hinterhältigen Täuschung zu werden. »Ich weiß, dass Sie geschäftlich der Familie Russell verbunden sind und nicht mir. Ich bin Ihnen sehr dankbar für die Freundlichkeit, die Sie mir und dem Andenken an meinen Mann erweisen, indem Sie so viel Rücksicht auf mich nehmen.«
    »Ich habe nur getan, was ich mir wünsche, dass andere in solch einer Situation für meine Frau tun würden«, sagte er ungewöhnlich schroff und mit abgewandtem Blick. Zu allem Überfluss hatte sie ihn nun auch noch beschämt. Sie dankte ihm nochmals und schwieg.
    »Vor anderthalb Wochen habe ich zu den Frauen gesprochen.« Martha saß an ihrem Frisiertisch, und Sheridan zog ihr die Haarnadeln aus der Frisur. Mr Mirkwood würde in wenigen Minuten da sein, und sie würde durch den Dienstbotentrakt zu ihm in den Ostflügel gelangen.
    »Anderthalb Wochen, genau.« Die Stimme des Mädchens war ebenso beruhigend wie seine Hände, die die Zöpfe lösten.»Und weißt du was? Nicht eine von ihnen hat mich wegen einer neuen Stellung angesprochen.«
    »Tatsächlich.« Sie klang nicht überrascht.
    »Mrs Kearney hat auch von niemandem gehört, der gehen möchte.«
    »Sie warten ab.« Sheridan erwiderte ihren Blick im Spiegel und griff nach der Haarbürste. »Sie denken sich, es wär’ doch eine feine Sache, mit Ihnen als Dienstherrin hier weiterzuarbeiten.«
    »Ich bin … gerührt … zu hören, wie viel Vertrauen sie in mich setzen.« Noch während sie sprach, schnürte es ihr plötzlich die Kehle zu. »Aber Mr James Russells Besuch macht die Dinge komplizierter. Eine Schwangerschaft vorzutäuschen – falls das notwendig sein sollte – und ein Kind zu beschaffen, dürfte unter seiner Beobachtung nahezu unmöglich sein. Und seine bloße Anwesenheit im Haus kann für die Dienstbotinnen bedrohlich sein. Ich werde allen nahelegen, einen Abschied ernsthaft in Erwägung zu ziehen.«
    » Ich habe es bereits erwogen, und ich bleibe.« Draufgängerisch schielte Sheridan unter ihren Wimpern hervor. »Sie haben so viel auf sich genommen mit Mr Mirkwood. Das kann nicht umsonst gewesen sein. Ich warte mindestens bis zum Monatsende.« Sie zog Martha die Bürste durchs Haar, bis in die Spitzen. »Jetzt sollten Sie sich aber langsam ins Blaue Zimmer begeben.«
    Heute war sie mit ihren Gedanken woanders. Er spürte es an ihrer Haut, überall, wo sie sich berührten. Er spürte es am Gewicht ihrer Hände auf seinem Rücken. Er sah es an den Linien ihres Gesichts, sogar als sie die Augen schloss, um ihn im Moment der letzten, würdelosen Kapitulation ungestört sein zu lassen.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte er später, als er auf der Seite lag und sie ansah. Sie lag wie immer auf dem Rücken, das Kreuz auf dem Kissen, und blickte in die Ferne.
    Ihre Blicke trafen sich und sie schüttelte knapp den Kopf. »Ich hatte gerade etwas Geschäftliches im Kopf. Verzeihen Sie, ich gebe eine schlechte Gastgeberin ab.«
    »Nichts zu verzeihen.« Er berührte sie mit den Fingerknöcheln am Arm. »Ich könnte Sie von Ihren Sorgen ablenken.«
    »Nein danke.« Ein Lächeln geisterte kurz über ihre Lippen und war sofort wieder verschwunden. Dennoch war es ein Lächeln gewesen, das war doch schon mal ein Anfang.
    »Ganz harmlos, meinte ich.« Ja. Warum nicht? »Ich könnte Ihnen beim Ankleiden helfen und Ihre Haare flechten, während Sie vorlesen. Heute habe ich etwas von Humphry Davy dabei. Sie haben von ihm gehört? In London gehen alle zu seinen Vorträgen, sogar die vornehmen Leute. Ich habe ein Buch mit Notizen von seinen Vorlesungen. Sie könnten daraus vorlesen und Ihre Rhetorikkünste üben.«
    Sie warf ihm einen jener ungläubigen Blicke zu, mit denen Königinnen dann und wann ihre Hofnarren bedacht haben mussten. Doch falls sie ihn absurd fand, hatte er seinen Zweck erreicht und sie abgelenkt. Dazu waren Narren ja da.
    »Sie kleiden sich hoffentlich vorher selbst an?« Sie ließ den Blick an ihm herabwandern. »Nach etwas Exotischem steht mir nicht der Sinn.«
    »Selbstverständlich.« Er drehte sich nach seinen Kleidern um, auch um den Triumph zu verbergen, der ihm jetzt gewiss nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Er würde sie so von ihren Sorgen ablenken, wie sie es am liebsten hatte.
    Also nahm er Rücksicht auf

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