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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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ihre Sittsamkeit und ihr empfindliches Zartgefühl, als er ihr das Korsett schnürte, die Unterröcke festband und sie in den Sessel vor dem Frisiertisch setzte – das Buch bereits vor ihr aufgeschlagen –, um die Haken an ihrem Kleid zu schließen. Doch auf halbem Wege hielt er inne. Er hatte ihr das Haar über beide Schultern nach vorn gelegt, damit es sich nicht in den Haken verfing. Das Kleid öffnete sich nach rechts und links und ließ über dem Korsett ein Dreieck nackter Haut frei. Blasse, zarte Haut, unter der sich elegant die Wirbelsäule abzeichnete. Vielleicht gab es ja noch effektivere Wege, sie abzulenken, als ihr die Haare zu flechten.
    Er zögerte, während seine Finger mit dem nächsten Haken spielten. Vielleicht würde sie böse werden und ihn zurechtweisen. Vielleicht aber auch nicht. Er blickte in den Spiegel. Sie hatte den Blick gesenkt. Dann sank er auf die Knie, flüssig wie Korn, das aus einer Garbe geschüttelt wird, und legte die Lippen auf ihre Wirbelsäule.
    Er hätte sie ebenso gut brandmarken können. »Was tun Sie?«, fragte sie mit schriller, sich überschlagender Stimme. Abgelenkt, kein Zweifel.
    »Ich öffne Ihr Kleid. Keine Panik.« Sachte streifte er es ihr bis knapp über die Schultern herunter. »Und während Sie vorlesen, werde ich Ihre Wirbelsäule küssen, vom Genick bis dorthin, wo Ihr Hemd beginnt. Das ist mein ganzer Plan.« Zur Illustration legte er die Lippen dorthin, wo ihr Scheitel endete.
    »Ein schlechter Plan.« Über die Schulter hinweg konnte er ihr Gesicht im Spiegel sehen, die Lippen streng zusammengepresst. »Besser, Sie würden mir die Haare flechten. Sonst geraten Sie bloß wieder in einen Zustand.«
    Wunder über Wunder – sie hatte nicht ausdrücklich Nein gesagt. Zu beiden Seiten von ihr ergriff er die Sessellehne, fuhr eine Handbreit weiter hinab und gab ihr einen zweiten, sanfteren Kuss. »Ich bin gerade befriedigt worden, wissen Sie noch? Ein Zustand ist unwahrscheinlich.« Eine faustdicke Lüge. »Seien Sie ehrlich: Haben Sie, seit ich angefangen habe, an Ihre Geschäftsangelegenheiten gedacht?« Ihre Miene war Antwort genug. »Na also. Entspannen Sie sich! Atmen Sie ein paarmal tief durch. Und dann lesen Sie vor.«
    Sie saß ganz still und überlegte. Er legte die Lippen an den Saum ihres Hemds und ließ sie dort. Er spürte, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte, und dann, als sie nach dem Buch griff, drangen ihre Worte von außen und von innen gleichzeitig an sein Ohr. » Zu entdecken, auf welche Weise ein gegebenes Stück Land den größtmöglichen Ertrag an Feldfrüchten für die menschliche oder tierische Nahrung oder für andere auf die menschlichen Bedürfnisse zurückgehenden Zwecke erbringen kann, ist das größte Desideratum der Landwirtschaft. Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie mir zuhören.«
    »Doch, natürlich. Desideratum . Können Sie sich bitte entspannen?« Ihre Schultern waren verkrampft und fast bis zu den Ohren hochgezogen. Sie roch wieder nach Flieder.
    » Um dieses Desideratum zu erfüllen, ist die genaue Analyse …« Sie legte das Buch hin. »Mr Mirkwood, ich glaube, das ist die schlechteste Idee, die Sie je hatten.«
    Wie konnte das sein, wo er sie doch so schnell von ihren Sorgen abgelenkt und wieder in ihre übliche ungehaltene Grundstimmung versetzt hatte? »Geben Sie der Idee doch wenigstens eine Chance.« Eine Hand immer noch auf dem Stuhl, zog er mit der anderen seine goldene Uhr aus der Westentasche, machte sie los und ließ sie aufschnappen. »Geben Sie mir zehn Minuten.« Er langte an ihr vorbei und legte die Uhr auf den Tisch. »Ich höre augenblicklich auf, sobald Sie mir sagen, dass die Zeit um ist.«
    »Ich kann nicht lesen und gleichzeitig auf die Uhr schauen.«
    »Dann sind Sie nicht so kultiviert, wie ich dachte. Aber vielleicht könnten Sie das Vorlesen für zehn Minuten aufschieben. Danach werde ich mich mit Sicherheit ohnehin besser konzentrieren können.«
    Sie schloss die Augen. Er fühlte ihre Muskeln zucken, während sie mit sich rang und nach einer Antwort suchte, die keine bedingungslose Kapitulation war. »Fünf Minuten«, sagte sie.
    Feilschen. Das konnte er auch. »Sieben.« Seine Finger legten sich um die Sessellehne.
    »Sechs.« Eine kleine Falte erschien auf ihrer Stirn.
    »Siebeneinhalb.« Er hauchte ihr das Wort ins Ohr. Sie riss die Augen auf. Kaffeefarbene Irritation. »Sie müssen runtergehen, mir entgegenkommen! Sechseinhalb hätten Sie sagen müssen!«
    »Acht«, murmelte er in ihre

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