Ein unsittliches Angebot (German Edition)
nicht. Sie müssen das doch mit Ihrem Gewissen ausgemacht haben, bevor Sie mich engagiert haben.«
Jetzt würde er Sie für dumm halten. So sei es. »Mein Gewissen erlaubt es mir, alles zu tun, was nötig ist, um einen Sohn zu bekommen, denn das Gute, das daraus folgen wird, überwiegt meine Übertretung. Nicht nur ich werde davon profitieren, verstehen Sie? Ginge es um mein Vergnügen, wäre das etwas ganz anderes. Nicht würdig der Person, die ich zu sein versuche.« Von unter der Haube hervor erhaschte sie einen kurzen Blick auf sein Profil, das grimmig in die Ferne starrte. »Wir sind sehr unterschiedlich, Sie und ich, also kann ich nicht erwarten, dass Sie mich vollends verstehen.«
»Nein, das tue ich in der Tat nicht.« Er hatte sein Lauftempo angezogen, sodass sie größere Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. »So wie ich die Sache sehe, sollte es Ihnen, wenn Sie schon gegen Ihre Prinzipien verstoßen, indem Sie mit einem Mann schlafen, wenigstens das Vergnügen bereiten, das dazugehört. Man soll dabei Lust verspüren, Martha!« Es war das erste Mal, dass er sie beim Vornamen angesprochen hatte, seit er ihn ihr auf so sanfte Weise entlockt hatte.
»So einfach ist das nicht für mich. Erstens habe ich Sie erst vor zwei Wochen zum ersten Mal gesehen.«
»Vor zwei Wochen und zwei Tagen.«
»Vor sechzehn Tagen, richtig. Unter normalen Umständen würde man hier kaum von einer flüchtigen Bekanntschaft sprechen. Und eine Bekanntschaft mag für Sie ausreichend sein – nun, ganz offensichtlich ist sie das –, aber ich für meinen Teil möchte einen Mann schon sehr gut kennen, bevor ich mich ihm so unterwerfe.«
»Muss es denn notwendigerweise eine Unterwerfung sein?« Er war ein Stück weit vorausgeeilt und drehte sich nun nach ihr um, offensichtlich verblüfft von ihren Ansichten.
Wie konnte er das infrage stellen? Männer. So sehr mit dem Erobern beschäftigt, dass sie nie innehielten, um sich vorzustellen, wie es sich auf der anderen Seite anfühlte. »Ich glaube, für die Frau ist es das immer.« Sie erwiderte seinen Blick ruhig, bis sie ihn eingeholt hatte. Er ging jetzt wieder langsamer.
»Mhm«, sagte er. Eine behandschuhte Hand kam hervor und zählte die Punkte an den Fingern ab: »Ich habe mich nicht um die richtige Stelle bei Ihnen gekümmert. Das lässt sich ändern, wie wir wissen. Ihr Gewissen erhebt Einwände. Und Sie kennen mich noch nicht lange genug, aber wir haben ja noch zwei Wochen oder so, bis unsere Abmachung endet. Ist das alles, was mir im Wege steht?«
Herrgott, weshalb konnte er diese Energie nicht für ehrbarere und nützlichere Dinge aufbringen? Sie wandte die Haube wieder nach vorn und heftete den Blick auf eine entfernte Kurve. »Das größte Hindernis ist der charakterliche Unterschied zwischen uns. Sie haben recht mit Ihrer Vermutung, dass es nicht so ist, dass ich Sie nicht leiden könnte. Ich mag Sie im Gegenteil mehr, als ich es je für möglich gehalten hätte.«
»Aber das ist nicht genug.« Seine Hand, drei Finger voller Hindernisse bereits abgezählt, war noch vor ihm ausgestreckt, so als habe er sie vergessen.
»Für mich ist es das nicht.« Wie konnte man solche Dinge behutsam sagen? »Sie sind kein schlechter Mensch, Mirkwood. Ich halte Sie für vielversprechend. Doch obgleich ich an der Gesellschaft eines Mannes, der für das Vergnügen lebt, durchaus Gefallen finden kann, wie es sich herausgestellt hat, und ihn sogar auf gewisse Weise schätzen kann, kann ich solch einen Mann letztendlich nicht bewundern. Und ich möchte mich keinem Mann unterwerfen, den ich nicht bewundere. Verzeihen Sie meine offenen Worte.«
»Nein, nein. Ich habe das Thema schließlich angeschnitten.« Seine Hand verlor ihre Spannung; die drei Hindernisse waren jetzt nur noch drei Finger von fünfen. Er drehte die Hand, drehte sie wieder zurück und ließ sie sinken.
Ihn auf gewisse Weise schätzen . Was für ein armseliger Platz für einen Mann in der Wertschätzung einer Frau. Und doch konnten manche Frauen selbst auf einer so unsoliden Grundlage Leidenschaft entwickeln. Manche Frauen behaupteten sogar, genau solch eine Vorliebe für aufrechte Männer zu haben, und sanken dann dem nächstbesten Halunken in die Arme.
Allerdings hatte Mrs Russell weiß Gott jede Gelegenheit gehabt, dem Halunken in die Arme zu sinken, den sie sich selbst engagiert hatte. Sie war nicht anfällig dafür.
»Haben Sie Ihren Mann bewundert?« Was zum Teufel wollte er mit dieser Frage erreichen? Wollte
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