Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein unvergessliches Abenteuer

Ein unvergessliches Abenteuer

Titel: Ein unvergessliches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
Vom Netzwerk:
Rachel. Was für eine himmlische Vorstellung.
    „Na gut, also geht es nicht darum, dass er irgendwann stirbt“, folgerte ihre Freundin. „Sondern darum, dass er es zu früh tut. Wie viel Zeit würde dir reichen? Wenn du jetzt schon wüsstest, dass er nur sechzig wird – das sind dreißig Jahre mit ihm. Wäre das genug?“
    Rachel wusste, dass Crissy auf etwas Bestimmtes hinauswollte, aber sie wusste nicht, was es war. „Ich würde mir mehr wünschen, aber ja, dreißig Jahre würde ich nehmen.“
    „Was ist mit zehn? Würdest du auch zehn nehmen?“
    Rachels Augen wurden wieder feucht. „Ich weiß nicht. Es würde wehtun.“
    „Was ist mit dem Baby?“, fragte Crissy leise. „Wann wirst du dich entscheiden, ob du dein Kind lieben kannst?“
    Rachel berührte ihren Bauch. „Wie meinst du das? Ich liebe mein Kind schon jetzt!“
    „Tatsächlich? Woher willst du wissen, wie lange es leben wird? Wie kannst du die Angst ertragen?“
    Rachel wusste nicht, was sie darauf sagen sollte.
    „Ich habe auch keine Antworten“, fuhr Crissy fort. „Aber ich habe eine Neuigkeit für dich. Ich wollte mich immer verlieben, habe es nur nie zugelassen. Und weißt du auch, warum? Weil ich mich nie für gut genug hielt. Ich musste mich für das bestrafen, was ich getan hatte. Wenn ich dich jetzt höre und merke, wie sehr du leidest, frage ich mich, was ich mir antue. Wann habe ich mich genug bestraft? Wann darf ich endlich glücklich sein?“
    Sie nahm Rachels Hand. „Du hast deine ganze Familie verloren, deine ganze Welt. Das war tragisch. Aber noch tragischer ist, dass es dich ängstlich gemacht hat. Du hast dich so sehr in deine Angst verstrickt, dass du nicht richtig zu leben wagst. Würden deine Eltern das wollen? Würde es sie glücklich machen? Äußerlich machst du alles richtig, aber du fühlst nichts dabei. Ich sage das, weil du meine Freundin bist und ich dich liebe. Und weil ich befürchte, dass du eine dieser Mütter wirst, die ihr Kind unter einer Glocke aufwachsen lassen, weil sie Angst haben, es könnte sich irgendwo anstecken oder verletzen.“
    „Das würde ich nie tun“, flüsterte Rachel mit tränenerstickter Stimme. Plötzlich war ihr alles zu viel. Sie wollte wieder so leben wie vorher. Ohne Schmerz, ohne Fragen, ohne Gefühle.
    Sie hielt den Atem an. Darauf lief alles hinaus – auf das Fühlen. Auf die Bereitschaft, Gefühle zu investieren.
    „Du glaubst, wenn etwas Schlimmes passiert, wirst du nicht damit fertig“, sagte Crissy sanft. „Meine zweite Neuigkeit lautet, dass du kein zwölf Jahre altes Mädchen mehr bist. Du bist eine vernünftige Erwachsene mit guten Freundinnen. Wir wären alle für dich da. Du würdest weder dein Zuhause noch deine Familie verlieren. Wir bleiben dir, was immer geschieht. Vertrau uns – und vor allem dir selbst. Du kannst stark sein.“
    Später, nachdem Crissy gegangen war, betrat Rachel ihr Schlafzimmer und holte eine alte Holzkiste aus der untersten Schublade der Kommode. Dann setzte sie sich auf den Fußboden und klappte den Deckel auf.
    In der Kiste war alles, was ihr von ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder geblieben war. Fotos, ein alter Haustürschlüssel, die Eheringe und die Ohrringe, die ihre Mutter an jenem schrecklichen Abend getragen hatte. Ihre Reisepässe, unbenutzt bis auf die Stempel von der Hochzeitsreise nach Italien. Und das Spielzeugauto, das ihr Bruder so sehr geliebt hatte.
    Sie blätterte die Fotos durch, lächelte über die Aufnahme eines Weihnachtsmorgens, an den sie sich kaum noch erinnerte, und vergoss Tränen über einem Foto, auf dem ihre Mutter sie umarmte. Manchmal fiel ihr so viel dazu ein, manchmal war die Erinnerung verschwommen.
    Was würden ihre Eltern jetzt von ihr denken? Wären sie stolz oder enttäuscht? Sie hatten immer von ihr erwartet, sich anzustrengen. Wenn sie das getan hatte, waren sie glücklich gewesen. Sie hatte nicht die Beste auf der Welt sein müssen, sie hatte nur ihr Bestes geben müssen.
    Und ihr Bestes lebte nicht dauernd in Angst. Ihr Bestes glaubte an sie und besaß Vertrauen. Crissy hatte ja recht – Rachel konnte niemanden daran hindern, zu sterben. Es war nicht der Tod, den sie fürchtete, sondern ihre Unfähigkeit, damit umzugehen. Ihre Schwäche.
    Aber sie war stark gewesen. Sie hatte einen grausamen Verlust überlebt. Sie war erwachsen geworden, hatte sich eine Existenz aufgebaut, und in wenigen Monaten würde sie selbst Mutter werden.
    Rachel betrachtete das nächste Foto. Es zeigte ihre Eltern.

Weitere Kostenlose Bücher