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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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entblößt erblickt.
    Am linken Bein, gleich bei der Kniekehle, hatte sie einen Schönheitsfleck.
    „Miss Oldridge“, brachte er mühsam hervor. „Mirabel.“
    „Ich musste mich noch nie zuvor von innen nach außen durch meine Kleider hindurcharbeiten“, bemerkte sie. „Das ist wahrlich nicht so einfach.“ Schließlich zog sie den Unterrock herab und entledigte sich seiner. Abwartend blieb sie so stehen, die Röcke noch immer mit beiden Händen hochgerafft, und blickte zu Alistair hinüber.
    „Sie haben sehr schöne Beine“, stellte er fest. Bitte bedecken Sie sich, hätte er vielleicht noch hinzufügen sollen. Er tat es nicht. Wahrscheinlich hätte es ohnehin nichts bewirkt.
    Sie sah an sich hinunter und betrachtete ihre Beine. „Ja, ich denke, sie sind ganz ansehnlich. Aber niemand sieht sie jemals. Ich bin überall recht ansehnlich. Aber all das ist bloße Verschwendung!“
    Nun endlich verstand er sie.
    Sie verbrachte ihr Leben hier in dieser Abgeschiedenheit mit einem Vater, dessen vornehmliche Eigenschaft körperliche und geistige Abwesenheit war. Tagein, tagaus arbeitete sie, und niemand schenkte ihrem Tun viel Beachtung. Es gab niemanden, der sie für Geleistetes lobte, geschweige denn sie bewunderte oder hofierte. Es gab niemanden, der ihr sagte, wie hübsch sie war, niemanden, der ihren geistreichen Humor, ihre Klugheit oder ihr liebevoll sorgendes Herz zu schätzen gewusst hätte.
    Warum sollte es sie da kümmern, wie sie sich kleidete, ob ihr Haar ordentlich frisiert war oder nicht, wenn sie im Grunde doch unsichtbar war?
    „Ich sehe Sie“, sagte Alistair. Er stand auf und ging hinüber zum Bett. Sie trat einen Schritt zurück, außerhalb seiner Reichweite.
    „Sie sind schön“, fuhr er fort. „Ich würde alles dafür geben, Sie zu der Meinen zu machen. Aber ich kann es nicht, weil meine Umstände mir nicht erlauben, Sie zu heiraten.“
    „Natürlich können wir nicht heiraten“, erwiderte sie sachlich. „Aller Voraussicht nach werden Sie Ihren schrecklichen Kanal bauen und damit alles zerstören, was mir am Herzen liegt, weswegen ich Sie hassen werde. Sollte es Ihnen allerdings nicht gelingen, den Kanal zu bauen, so wird dies mein Verdienst sein - und Sie werden mich deswegen hassen. Jetzt, in diesem Augenblick können wir noch einmal Nächstenliebe walten lassen, doch das wird nicht von Dauer sein. Wenn wir uns jetzt nicht lieben, werden wir es niemals mehr können. Sie werden natürlich weitere Gelegenheiten mit anderen Frauen haben, das weiß ich wohl. Aber es ist mehr als unwahrscheinlich, dass ich noch einmal einem Mann begegne, für den ich ebenso viel empfinde wie für Sie.“
    Sie sprach ruhig und gefasst, aber ihre Wangen röteten sich und erblassten in rascher Folge. Reglos stand sie da, die Röcke noch immer fest mit beiden Händen gerafft.
    In ihren Augen schimmerten keine Tränen, und ihre Lippen zitterten nicht, aber sie reckte ihr Kinn vor - ob als Zeichen von Mut, Kampfeslust oder lediglich Trotz, vermochte Alistair nicht zu sagen.
    Doch er wusste, dass er genau dasselbe wollte wie sie, und kam sich nun wie ein Schuft vor, dass er sie so darum bitten ließ. Er würde sich immer wie ein Schuft fühlen, ganz gleich, was er tat.
    Und deshalb würde er tun, was sie beide wollten - und später bedenken, welch moralische Schuld er sich damit aufbürdete.
    Immerhin war er ja kein Schuljunge mehr. Er wusste sehr wohl, wie man eine Frau beglücken konnte, ohne sie zu ruinieren.
    Er und Judith Gilford hatten die seltenen Momente, in denen sie miteinander allein gewesen waren, bestmöglich zu nutzen verstanden. Oft genug hätte Alistair dabei Gelegenheit gehabt, seine ihm anverlobte Braut von ihrer Jungfräulichkeit zu erlösen. Sie zumindest hatte gar nicht erst versucht, sie sich zu bewahren.
    Doch er hatte sich beherrscht.
    Er mochte vielleicht unbesonnen und töricht sein, aber er war nicht ohne Skrupel.
    Das sagte er sich auch nun, als er seinen Gehrock auszog.
    Er warf ihn beiseite, knöpfte seine Weste auf, streifte sie geschwind ab und warf sie dem Gehrock hinterher. Dann löste er den Knoten seiner Halsbinde, wand sich das Linnen vom Hals und schleuderte es von sich. Es fiel mitten auf die am Boden liegende seidene Unterhose.
    Mirabel atmete hörbar ein.
    Alistair wurde gewahr, dass auch sein Atem rasch dahinflog. Er hielt sich an, ruhig zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren, und zog sich die Stiefel aus.
    Dann schaute er hinüber zu Mirabel, die immer noch reglos

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