Ein unverschaemt charmanter Getleman
bedauern würde.“
„Meine Liebe ...“
„Nennen Sie mich nicht so!“
„Aber Sie sind mir lieb. Wenn Sie das nicht wären ... Aber wir können dennoch nicht ... Wir müssen miteinander reden. Ich bitte Sie inständig, sich nicht weiter zu entkleiden. Es ist mir unmöglich, vernünftig mit Ihnen zu reden, während Sie damit beschäftigt sind.“
„Ich bin immer so vernünftig“, fuhr sie gereizt fort. „Mache immer alles richtig und wie es sich gehört. Warum darf ich nicht einmal etwas so machen, wie es sich nicht gehört?“
„Das dürfen Sie ja durchaus - ein andermal. Aber nicht jetzt. “
„Sie meinten, Sie hätten mich vermisst, Sie hätten sich elend gefühlt ohne mich. Wenn Sie zurück in London sind, wird es andere Damen geben, die Sie mich vergessen lassen werden.
Aber ich werde niemanden haben, der mich Sie vergessen lassen könnte. Ich möchte mir nicht wünschen müssen, die Gelegenheit besser genutzt zu haben. Ich will nichts bedauern. Mir bleibt nur dieser Augenblick. Jetzt. Verstehen Sie das denn nicht? Mir läuft die Zeit davon.“
Schließlich gab sie es auf, vergeblich nach den Kleiderschließen zu tasten. Sie fasste nach dem Bettpfosten, hielt sich daran fest, hob den rechten Fuß, öffnete ihre Stiefelette und zog sie sich - nach einigem Ziehen, Zerren und Straucheln -aus.
Er konnte sie unmöglich damit weitermachen lassen. Entschlossen trat er auf das Bett zu.
„Versuchen Sie gar nicht erst, mich davon abzuhalten“, ermahnte sie ihn. „Ich bin sehr nervös und könnte mich versucht fühlen zu schreien.“
Alistair wich einen Schritt zurück. Wenn sie jetzt schon nervös war, würde ihr Mut sie aller Wahrscheinlichkeit nach bald ganz verlassen - bevor sein eigener Entschluss zu wanken begann. Inständig hoffte er, dass ihr Mut sie verließe ... bevor er vergaß, was er seiner Ehre als Gentleman schuldig war. Er würde sich verstellen müssen. Darin war er gut. Er würde so tun, als empfände er rein gar nichts.
Dergestalt ermutigt, ging er zurück zu dem Stuhl, auf den sie ihren fürchterlichen Hut geworfen hatte, fegte Letzteren mit einer lässigen Geste zu Boden, setzte sich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie Sie wünschen“, meinte er ruhig. „Ziehen Sie sich aus, wenn Ihnen danach ist. Wenn Sie mögen, können Sie sich in Ihrer ganzen Blöße im Bett wälzen. Ich sehe derlei nicht zum ersten und ganz sicher nicht zum letzten Mal. Sie hatten ganz richtig bemerkt, dass es andere Frauen in meinem Leben gegeben hat und geben wird. Viele andere Frauen. Lassen Sie sich also nicht stören. Sollte mir unterdessen irgendwie langweilig werden, werde ich einfach einen kleinen Spaziergang im Garten machen.“
Er sah zu, wie die zweite Stiefelette an ihm vorbeiflog und zu Boden fiel. Glücklicherweise war es kein schweres Schuhwerk, und der Teppich war dick. Es war kaum mehr als ein dumpfes Aufschlagen zu vernehmen.
Als Nächstes nahm sie sich ihrer Strumpfhalter an.
Alistair blickte sehr angestrengt auf seine Stiefelspitzen.
Auf einmal schwebte etwas seidig Weiches auf seinen Kopf hernieder. Er griff danach und starrte es ungläubig an. Es war ein Strumpf, der noch immer die Form ihres Beines erkennen ließ. Nur mit Mühe konnte Alistair ein leises Stöhnen unterdrücken.
Der zweite Strumpf landete zu seinen Füßen, und er vermochte kaum den Blick davon abzuwenden. Hastig fuhr er sich mit den Fingern durch sein Haar.
Dann meinte er ein leises Rascheln zu vernehmen, und als er aufsah, wirbelte eine aus Seidengarn gestrickte Unterhose mit einem leisen Säuseln durch die Luft, fiel auf sein Knie und glitt zu Boden.
Alistair sagte sich, er müsse sich einfach nur vorstellen, es sei etwas anderes. Aber es wollte ihm nicht gelingen. In Gedanken sah er sogleich fedrig leichte, hell rotgolden schimmernde Locken an den verborgensten und verlockendsten Stellen vor sich. Langsam, sehr langsam blickte er abermals auf und zum Bett hinüber.
Ihr feurig rotes Haar wallte ihr offen über die Schultern, und das Kleid hing nach ihren vergeblichen Versuchen, es zu öffnen, seltsam schräg verdreht herab. Die Röcke hatte sie bis zu den Schenkeln hochgerafft und war nun dabei, ihren Unterrock aufzuschnüren. Alistair hatte ihre Knöchel und ihre Waden bereits einmal gesehen, gleich am ersten Tag. Daher wusste er, dass ihre Beine wohlgeformt waren. Aber natürlich hatte er damals nicht ganz so viel davon betrachten können und die bezaubernd geformten Beine auch nicht
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